Tertiärquarzit

Tertiärquarzit

Als Tertiärquarzit (auch Süßwasserquarzit[1]) bezeichnet man zusammenhängend kieselig verdichtete Sandsteinschichten bis festen Quarzit oder einzelne Gerölllager (kleine wulstige Körper bis größere Felsbrocken), die durch die Verkieselung tertiärer Sande entstanden sind. Eine veraltete Bezeichnung ist Knollenstein.

Inhaltsverzeichnis

Gestein und Entstehung

Tertiärquarzite sind sehr dicht und hart, brechen splittrig und sind meist von weißlicher, hellgrauer, gelblicher oder bräunlicher Farbe. Die Oberfläche ist vielfach knollig-nierenartig ausgebildet, in manchen Vorkommen sind Reste der ursprünglichen Schichtung erhalten.

Die Quarzite sind durch die Verkieselung von Sand unter semiariden Bedingungen entstanden, indem der Quarz-Anteil oberflächennaher Schichten durch Niederschlagswasser gelöst wurde, mit dem versickernden Wasser tiefer in den Boden eingetragen wurde und dort bei geeigneten chemischen Bedingen wieder zur Ausfällung kam.[2] Bei der Ausfällung wurden die ursprünglich dort vorhandenen Sande durch den Quarz zu einem festen, quarzitischen Gestein verbunden.

Die in verschiedenen Gegenden häufig vorkommenden Einzelbrocken sind Reste von ehemals mehr oder minder zusammenhängenden Sandsteinschichten, die heute durch Verwitterung größten Teils verschwunden sind. Es handelt sich nicht um Findlinge, die von Gletschern zurückgelassen wurden. Aufgrund der Härte des Gesteins bilden Reste von Tertiärquarziten in manchen Gegenden eine Bestreuung von Quarzitschottern und -kieseln aus, so in der Eifel oder im Lahngebiet.

Vorkommen

Einzelne Tertiärquarzite finden sich oft in größeren Höhenlagen in den deutschen Mittelgebirgen. Ein Beispiel ist etwa der Weiße Stein bei Udenbreth in der Gemeinde Hellenthal in der Eifel auf dem Gebiet der belgischen Gemeinde Büllingen, dem das dortige Skigebiet Am Weißen Stein seinen Namen verdankt. Ein großer Einzelbrocken eines Tertiärquarzits wurde im Juli 2004 in Billig bei Euskirchen gefunden. Sein Gewicht beträgt ca. 15 Tonnen. Weitere Vorkommen von Tertiärquarziten sind an der deutsch-belgischen Grenze im Süden von Aachen als Zyklopensteine[3] bekannt.

Am Vogelsberg wurden beim Abbau tertiärer Sande immer wieder Brocken von Tertiärquarziten gefunden,[4] und auch im Westerwald wurde der so genannte Braunkohlenquarzit als Baustein verwendet. Weitere Vorkommen sind bekannt aus der Umgebung von Leisnig, bei Waldenburg oder Kupferberg. Tertiärquarzite treten außerdem in Zusammenhang mit dem Braunkohlebergbau in der Region Leipzig auf, so etwa bei Borna, Witznitz und Profen sowie bei Berzdorf und Nochten, ferner in Nordböhmen oder im Gebiet der Niederrheinischen Bucht. Bei Herzogenrath im Westen der Niederrheinischen Bucht wurden noch im 20. Jahrhundert Tertiärquarzite abgebaut (Nievelsteiner Sandstein).[5]

Verwendung

Tertiärquarzite wurden aufgrund ihrer Härte als Baustein verwendet,[5] falls sie – wie im Zusammenhang mit dem Braunkohleabbau – in größeren Vorkommen abgebaut werden konnten. Die Härte des Gesteins war ebenfalls der Grund für die Verwendung durch vorzeitliche Siedler in Gegenden mit Vorkommen von Tertiärquarziten, so etwa die Gegend des Mittelrheins.[6]

Literatur

  • W. Pälchen / H. Walter (Hrsg.): Geologie von Sachsen. Geologischer Bau und Entwicklungsgeschichte. Stuttgart (Schweizerbart) 2008 ISBN 978-3-510-65239-6

Einzelnachweise

  1. Pälchen, Walter: Geologie von Sachsen, 2008 S.418
  2. Heinz-Martin Möbus: Allochthone Triasschollen am Unterwerrasattel als Schlüssel zum Verständnis saxonischer Grabentektonik. 2004, S. 51 (Dissertation am Institut für Geologie und Paläontologie des Fachbereiches Geowissenschaften der Philipps-Universität Marburg, http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2004/0635/pdf/1dhmm.pdf).
  3. Roland Walter: Aachen und nördliche Umgebung. In: Sammlung Geologischer Führer Band 101. Gebr. Borntraeger, ISBN 987-3-443-15087-7.
  4. Vulkan Vogelsberg: Tertiärquarzit. Abgerufen am 22. April 2009.
  5. a b D. Beeger: Braunkohlenquarzit und Raseneisenerz - Vorkommen und Verwendung. In: Naturstein. 1997.
  6. Harald Floss und Thomas Terberger: Die Steinartefakte des Magdalénien von Andernach [Mittelrhein]. Die Grabungen 1979-1983. In: Nicholas John Conard et al. (Hrsg.): Tübinger Arbeiten zur Urgeschichte. ISSN 1438-8618 (http://vml-verlag.de/d/inhalt.php?ISBN=978-3-89646-851-2).

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