Theodor Birt

Theodor Birt

Theodor Birt (* 22. März 1852 in Wandsbek; † 28. Januar 1933 in Marburg) war ein deutscher Altphilologe und Schriftsteller. Nach dem Humanisten führte er das Pseudonym Beatus Rhenanus.

Nach dem Studium 1873-1876 in Leipzig und Bonn habilitierte er sich bereits 1878 in Marburg. Hier lehrte er auch bis 1921, seit 1886 als Ordinarius. Er gehörte dem altphilologischen Zweig des Philologisch-Historischen Vereins an, der später über die wissenschaftlichen Verbindung Hercynia in der Marburger Burschenschaft Rheinfranken aufging.

Inhaltsverzeichnis

Werk

Unterschrift von Theodor Birt

Neben wenigen wissenschaftlichen Werken (wichtig ist vor allem die Claudian-Ausgabe, viel benutzt und zitiert das frühe Buch über das Buchwesen der Antike; dazu kommt eine Reihe von Aufsätzen), steht, vor allem nach 1913, eine große Anzahl von populärwissenschaftlichen Schriften, die teilweise sehr umfangreich sind (400 bis 550 Seiten) und alle mehrfach aufgelegt wurden; teilweise waren sie noch nach dem Krieg lieferbar. Noch auffallender ist, dass er als belletristischer Autor (Erzählungen, historische Romane, Theaterstücke, Lyrik) hervorgetreten ist.

Schon rein äußerlich (und abgesehen von den Verlagen, in denen sie alle erschienen sind) wird die Qualität der Schriften erkenntlich daran, dass Birt auf griechische Schrift in aller Regel verzichtet und auch lateinische Begriffe und Zitate übersetzt. Dass ihm die Zwiespältigkeit dieser Art von Produktion wohl selber bewusst war, geht daraus hervor, dass er zwar auf Fußnoten im wörtlichen Sinn verzichtet, die Bücher aber teilweise umfangreiche Anhänge enthalten (bei dem Horaz von 1925 ist sogar ein einzeln vertriebener Band für den Spezialisten bestimmt), die nicht nur Quellennachweise enthalten, sondern sogar Exkurse, die sich mit der Forschung auseinandersetzen. Offenbar sollte damit den Lesern der Eindruck wissenschaftlicher Kompetenz vermittelt werden.

Er stieß damit auf wenig Gegenliebe bei seinen Kollegen, wie die (seltenen) Rezensionen zeigen, zumal die vergleichsweise hohen Auflagen auch durchaus Neid wecken konnten. Auf der anderen Seite kann man Birt aber das Verdienst nicht absprechen, dass er sich in einer Zeit, als die klassischen Sprache schon stark umstritten waren, der Aufgabe der Vermittlung der klassischen Antike für eine ganze Generation unterzogen hat.

Im Archiv des Bonner Bernstein-Verlags der Gebrüder Andreas & Paul Remmel befindet sich ein Konvolut eigenhändiger Vorlesungsmitschriften von Theodor Birt, die aus seiner Studienzeit in Bonn datieren.

Veröffentlichungen

Wissenschaftliche Werke

  • 1882: Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Literatur. Hertz, Berlin. - Nachdruck Scientia, Aalen 1959 und 1974
  • 1892: Claudianus, Claudius: Carmina Recensuit Theodorus Birt. Weidmann, Berlin (Monumenta Germaniae historica, Auctores antiquissimi 10). - Nachdruck Weidmann, Berlin 1981 und MGH München 1981
  • 1907 Die Buchrolle in der Kunst. Teubner, Leipzig 1907. - Nachdruck Olms, Hildesheim 1976
  • 1913: Kritik und Hermeneutik. Nebst Abriss des antiken Buchwesens. Beck, München. 3. Aufl. (Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft I, 3)

Populäre Literatur

  • 1894: Eine römische Litteraturgeschichte in 5 Stunden gesprochen. Elwert, Marburg. - 2. Aufl. ( in 5 Vorträgen) 1909
  • 1909: Zur Kulturgeschichte Roms : gesammelte Skizzen. Quelle & Meyer, Leipzig. - 5. Aufl. 1935
  • 1913: Römische Charakterköpfe, Ein Weltbild in Biographien. Quelle & Meyer, Leipzig. - 9. Aufl. 1932. 36.-40. Tsd. 1954
  • 1916: Schiller, der Politiker, im Licht unserer großen Gegenwart. Cotta, Stuttgart. - 2.-5. Tsd. 1916
  • 1917: Die Germanen. Eine Erklärung der Überlieferung über Bedeutung und Herkunft des Völkernamens. Beck, München
  • 1918: Aus dem Leben der Antike. Quelle & Meyer, Leipzig. - 4. Aufl. 1925
  • 1918: Sokrates, der Athener. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1919: Charakterbilder Spätroms und die Entstehung des modernen Europa. Quelle & Meyer, Leipzig. - 5. Aufl. 1930
  • 1919: Von Homer bis Sokrates. Ein Buch über die alten Griechen. Quelle & Meyer, Leipzig.- 4. Aufl. 1928
  • 1922: Die Cynthia des Properz. Quelle & Meyer, Leipzig.
  • 1924: Alexander der Große und das Weltgriechentum bis zum Erscheinen Jesu. Quelle & Meyer, Leipzig. 1924
  • 1925: Horaz' Lieder : Studien zur Kritik und Auslegung. Quelle & Meyer, Leipzig, 2 Bände
  • 1928: Das Kulturleben der Griechen und Römer in seiner Entwicklung. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1931: Die Schaubauten der Griechen und die attische Tragödie. Gesellschaft für Theatergeschichte, Berlin
  • 1932: Frauen der Antike. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1941: Das römische Weltreich [Römische Charakterköpfe u. Charakterbilder Spätroms] Knaur, Berlin

Autobiographisches

  • 1910: Aus der Provence. Reiseskizzen. Deutsche Bücherei [Reihe], Leipzig. Nachdr. Rüsch, Großenwörden 1927
  • 1922: Griechische Erinnerungen. Ein Reisebuch. Elwert, Marburg
  • 1927: Marburger Licht- und Schattenbilder. Erinnerungen. Elwert, Marburg
  • 1929: Wie ich lernte. Hamburger Erinnerungen und Stimmungsbilder aus den Jahren 1813 bis 1872. Quelle & Meyer, Leipzig

Belletristik

  • 1886: Attarachus und Valeria. Eine lyrische Erzählung von Beatus Rhenanus. Grunow, Leipzig
  • 1895: König Agis. Eine Tragödie des Beatus Rhenanus in 5 Akten. Elwert, Marburg
  • 1908: Artiges und Unartiges. Gedichte des Beatus Rhenanus. Elwert, Marburg. - 2. Aufl. 1924
  • 1916: Novellen und Legenden aus verklungenen Zeiten. Quelle & Meyer, Leipzig. - 4. Aufl. 1928
  • 1911: Menedem. Die Geschichte eines Ungläubigen. Cotta, Stuttgart. - 2. u. 3. Tsd. 1921
  • 1919: Von Hass und Liebe : 5 Erzählungen aus verklungenen Zeiten. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1922: Helle und dunkle Klänge in Gedichten. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1923: Neue Novellen und Legenden aus verklungenen Zeiten. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1923: Moderne Novellen. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1927: Roxane: Ein Alexanderroman in 10 Handlungen. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1930: Rätsel und Silbenspiele. Elwert, Marburg
  • 1931: König wider Willen. - Achill. 2 Novellen. Quelle & Meyer, Leipzig

Literatur

  • Inge Auerbach: Catalogus professorum academiae Marburgensis. Zweiter Band: 1910 bis 1971. Marburg 1979, S. 467
  • Hermann BengtsonBirt, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 260 f.
  • Eckart Mensching: Nugae zur Philologie-Geschichte 9 (1996), S. 9-66 (4 einzelne Beiträge). Vor allem versucht er, die Rezeption der populären Literatur abzuschätzen. Dabei kommt er auf eine Gesamtauflage von mehr als 100.000 Exemplaren.

Weblinks

 Wikisource: Theodor Birt – Quellen und Volltexte

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