Tobasco

Tobasco
Tabascosauce

Tabascosauce ist eine scharfe Chilisauce auf der Grundlage von Tabasco-Chilis, die seit 1868 von der Firma McIlhenny Co. hergestellt wird. Die ursprüngliche Tabascosauce wird als Tabasco Pepper Sauce bezeichnet, inzwischen umfasst die Tabasco-Produktpalette jedoch noch weitere Saucen, wie zum Beispiel die mildere Tabasco Green Pepper Sauce aus grünen Jalapeño-Chilis oder die Tabasco Garlic Pepper Sauce mit Knoblauch. Der Sitz der Firma befindet sich auf Avery Island in Louisiana. Der Name Tabasco ist ein eingetragenes Warenzeichen; er leitet sich vom gleichnamigen Bundesstaat in Mexiko ab und soll in der Sprache der dortigen Ureinwohner „Land, in dem die Erde heiß und feucht ist“ bedeuten.

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

Die Maische aus zerstampften Tabasco-Chilischoten reift in Eichenfässern in einer Lagerhalle auf Avery Island
Abfüllanlage für Tabascosauce

Der genaue Herstellungsprozess sowie die Rezeptur der Tabascosauce ist ein streng gehütetes Firmengeheimnis der Firma McIlhenny Co. Bekannt ist, dass Tabascosauce ausschließlich aus Essig, zerstoßenen, reifen Chilis und Salz ohne Zusatz von Konservierungsmitteln oder Farbstoffen hergestellt wird. Der besondere Geschmack der Sauce entwickelt sich durch den Fermentierungsprozess, den der Chilisud während seiner bis zu dreijährigen Lagerung in Eichenfässern durchläuft. Die für die Sauce verwendeten Chilis stammen von Pflanzen, deren Zucht der Firma unterliegt, das Salz wird aus den Salzvorräten von Avery Island, dem Sitz der Firma McIlhenny Co. gewonnen. Aufgrund der Herstellungsweise ist Tabascosauce eine Zutat, die in der koscheren Küche verwendet werden darf.[1] Die Sauce wird meist in Flaschen mit einer Größe von 2 oz (57 ml) oder 5 oz (148 ml) verkauft, es gibt jedoch auch größere Abfüllungen von bis zu einer Gallone (ca. 3,8 l) und Miniaturflaschen mit 1/8 oz (ca. 4 ml).

Anbau der Chilischoten

Ursprünglich wurden alle für Tabascosauce verwendeten Chilis auf Avery Island oder in anderen Teilen des südlichen Louisiana angebaut, oftmals durch kleine Familienfarmen, die ihre Ernte an McIlhenny Co. oder andere Hersteller verkauften, aber auch auf Feldern der Firma, auf denen Arbeiter der umliegenden Ortschaften arbeiteten. Während des Wandels von kleinen Farmen hin zu großen Agrarbetrieben, der sich im 20. Jahrhundert in den gesamten USA vollzog, änderte sich auch die Struktur der Landwirtschaft in Louisiana. Während noch 1938 Louisiana an erster Stelle der Chili-anbauenden US-Bundesstaaten lag, verlagerte sich die Produktion bald in Richtung Zuckerrohr, Reis und Sojabohnen.[2] Um jedoch die gestiegene Nachfrage an Tabascosauce und damit auch Chilis zu befriedigen, ging man dazu über, den Anbau teilweise nach Lateinamerika zu verlegen. Aufgrund der dort vorherrschenden Klimabedingungen, die für den Anbau von Chili besser sind als auf Avery Island, konnte so eine Versorgung mit frischen Chilis über das ganze Jahr hinweg gewährleistet werden. Auch heute wird ein großer Teil der Chilis in Lateinamerika angebaut, die dort wachsenden Pflanzen stammen jedoch direkt von den Pflanzen ab, die auf Avery Island angebaut werden. Von diesen werden die Samen entnommen und an die Vertragsbauern geschickt. Damit die von Hand gepflückten Chilis zur Ernte den idealen Reifegrad besitzen, wird vor dem Pflücken die Farbe der Frucht mit einem kleinen roten Stöckchen, auch „le petit baton rouge“ genannt, überprüft. Entspricht die Farbe der Chili nicht der des Stöckchens, wird die Frucht nicht geerntet. Die geernteten Chilis werden vor Ort zerkleinert und mit Salz versetzt und so nach Avery Island geliefert, wo anschließend die Reifung beginnt.

Export

Exportstatistik Tabasco[3]
1. Japan 7. Südkorea
2. Deutschland 8. Spanien
3. Großbritannien 9. Frankreich
4. Mexiko 10. Australien
5. Singapur 11. Südafrika
6. Kanada

Alle weltweit verkauften Tabascoflaschen werden auf Avery Island abgefüllt, es gibt keine Unterschiede in der verwendeten Rezeptur. Somit ist weltweit genau die gleiche Tabascosauce erhältlich. Momentan (Stand 2006) wird die Tabascosauce in insgesamt 164 Länder exportiert, die Flaschen und Verpackungen sind in 21 verschiedenen Sprachen oder Dialekten erhältlich. Darunter befinden sich Sprachen wie Hindi, Arabisch und Flämisch, sowie je eine Version für Deutschland, Österreich und die Schweiz (Deutsch/Französisch). In jedem Exportland existiert ein lokaler Distributor, der die Produkte direkt von McIlhenny Co. kauft und selbst für Verkauf und Marketing im jeweiligen Land verantwortlich ist. Obwohl die jeweiligen Distributoren das Marketing verantworten, kann McIlhenny Co. die Marketingkonzepte bestätigen oder auch verändern.

Der Vertrieb in Deutschland liegt in Händen der Develey Senf & Feinkost GmbH. Bisher werden nur die Tabasco Pepper Sauce, die Tabasco Green Pepper Sauce sowie die Tabasco Chipotle Pepper Sauce angeboten.[4]

Produkte

Green Pepper Sauce, Pepper Sauce und Garlic Sauce

Tabasco Pepper Sauce

Die Tabasco Pepper Sauce ist das Hauptprodukt der Tabasco-Produktlinie und wird noch heute nach dem Originalrezept von 1868 hergestellt. Als Zutaten werden ausschließlich die reifen Früchte der Chilisorte 'Tabasco', Essig und auf Avery Island gewonnenes Salz verwendet. Die Schärfe wird mit 2500 bis 5000 SCU angegeben. Als eine der bekanntesten Chilisaucen findet sie nicht nur fast weltweit in den Küchen Einsatz, sie ist auch Bestandteil einiger Cocktails. Das bekannteste alkoholische Getränk, für das Tabascosauce verwendet wird, ist die Bloody Mary, in Deutschland auch der Rostige Nagel.

Tabasco Green Pepper Sauce

1993, im Jahr des 125-jährigen Firmenjubiläums, wurde mit der Tabasco Green Pepper Sauce eine zweite Chilisauce in das Sortiment aufgenommen. Statt der Tabasco-Chilis werden hier die grünen Früchte der Sorte 'Jalapeño' verwendet, die der Sauce zudem noch ihr eigenes Aroma geben. Die Schärfe ist mit 600 bis 800 SCU geringer als die der ursprünglichen Tabascosauce.

Tabasco Garlic Pepper Sauce

Zwei weitere Saucen wurden 1996 in das Programm aufgenommen. Die erste, ebenfalls milder als die originale Tabascosauce, ist die Tabasco Garlic Pepper Sauce. Die Schärfe ist mit 1200 bis 1800 SCU angegeben. Neben dem schon im Namen erwähnten Knoblauch werden Chilis der Sorten 'Cayenne', 'Tabasco' und 'Jalapeño' (hier jedoch im reifen, roten Zustand) verwendet.

Tabasco Habanero Pepper Sauce

Die schärfste Sauce mit dem Namen Tabasco ist die Tabasco Habanero Pepper Sauce mit 7000 bis 8000 SCU, die ebenfalls seit 1996 hergestellt wird. Die verwendeten Habanero-Chilis zählen zu den schärfsten der Welt. Angelehnt an typische fruchtige Chilisaucen, wie sie von Jamaika bekannt sind, enthält die Sauce zusätzlich noch Mangos, Papayas, Tamarinde, Bananen, Ingwer und schwarzen Pfeffer. Aufgrund der Herstellungsweise ist die Sauce jedoch auch im Vergleich zu anderen Habanero-Chilisaucen vergleichsweise mild, da bei diesen oftmals mit Chilikonzentraten gearbeitet wird.

Tabasco Chipotle Pepper Sauce

Einen rauchigen Geschmack hat die seit 2001 produzierte Tabasco Chipotle Pepper Sauce. Dieser ist der Verwendung von geräucherten, reifen Jalapeño-Früchten zu verdanken, die unter dem Namen Chipotle bekannt sind. Durch dieses besondere Aroma ist die Tabasco Chipotle Pepper Sauce speziell zur Verwendung bei gegrillten Speisen, beispielsweise beim Barbecue geeignet. Die Schärfe liegt mit 1500 bis 2500 SCU leicht unterhalb der Original-Tabascosauce.

Tabasco Sweet & Spicy Pepper Sauce

Die neueste Ergänzung der Tabascosaucen ist die 2005 eingeführte Tabasco Sweet & Spicy Pepper Sauce, die mit ihrer Süße an asiatische Chilisaucen erinnern soll. Mit nur 100 bis 600 SCU ist sie die mildeste der zur Zeit erhältlichen Tabasco-Chilisaucen. Ziel der Firma war es, mit diesem Produkt eine Sauce anzubieten, die „auf Partys und geselligen Treffen von allen Leuten genossen werden kann.“[5]

Weitere Produkte

Außer auf den Tabascosaucen selbst ist das Tabasco-Logo auf einer Vielzahl anderer Produkte zu finden. Zum einen sind dies Produkte, die unter der Tabasco-Hauptmarke verkauft werden, wie beispielsweise Sojasauce, Worcestershiresauce, Teriyakimarinade, sauer eingelegte Gemüse und Oliven oder Chili-Gelee. Zum anderen gibt es aber auch Produkte, die zum Angebot anderer US-amerikanischer Markenfirmen gehören, aber mit Tabascosauce hergestellt werden. Bei diesen Produkten wird das Tabasco-Logo zusätzlich auf der Verpackung abgebildet, um die Bekanntheit beider Marken zu nutzen.

Dieses Co-Branding genannte Werbekonzept wurde von McIlhenny 1987 mit dem Fleisch-Snack Slim Jim Spiced with TABASCO Sauce der Goodmark Foods, Inc. (heute ConAgra Foods) eingeführt. Weitere Beispiele für solche Kooperationen sind Heinz Ketchup Kick'rs, Hormel Hot & Spicy Tabasco Flavored Chili oder A1 Bold & Spicy Steak Sauce with Tabasco von Kraft Foods und sogar Süßwaren wie Jelly-Belly-Bohnen.

Geschichte

Firmensitz der McIlhenny Co., Avery Island

Die noch heute in Familienbesitz befindliche Firma McIlhenny Co. kann auf eine Geschichte blicken, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Viele der in Berichten über die Firmengeschichte erwähnten Details und Fakten sind ausschließlich durch Familienüberlieferung bekannt, so dass im Nachhinein die Richtigkeit der Aussagen oft nicht belegt werden kann.

Gründung der Firma

Dem Gründungsmythos der Firma zufolge soll Edmund McIlhenny die ersten Samen der Tabasco-Chilis von einem Fremden geschenkt bekommen haben. Dieser soll die Chilischoten in Mittelamerika erhalten haben, bevor er nach Louisiana kam, wo er Edmund McIlhenny traf. Diese Begegnung könnte um 1850 datiert sein, die Samen könnten ein Mitbringsel aus dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1846 bis 1848 gewesen sein.

Als die Familie McIlhenny 1863 wegen des amerikanischen Bürgerkriegs flüchten musste, hinterließen sie auf der im Familienbesitz befindlichen Insel Avery Island neben den Salzminen auch einige Chilipflanzen. Als die Familie nach dem Krieg zu ihren Besitztümern zurückkehrte, war das Anwesen verwüstet, nur einige der Chilis sollen erhalten geblieben sein.

In den nächsten Jahren experimentierte Edmund McIlhenny mit der Herstellung von Saucen aus den Früchten dieser Pflanzen, bis er 1868 mit dem Verkauf seiner eigenen Sauce begann. Die ersten 350 Flaschen, die als Muster an verschiedene Händler verteilt wurden, sollen alte, ausgewaschene Parfümflaschen gewesen sein. So war es möglich, die Sauce tropfenweise zu portionieren. Nachdem von verschiedenen Händlern positives Feedback auf die Saucenproben kam, ging Edmund McIlhenny dazu über, mit der eigens gegründeten Firma McIlhenny Co. seine Sauce in größerem Maßstab herzustellen. Die ersten regulär verkauften Flaschen waren ebenfalls Parfümflaschen, diesmal jedoch neue, von einem Glaswerk in New Orleans gekaufte Flaschen.[6]

Herkunft des Namens „Tabasco“

Als Edmund McIlhenny erstmals die von ihm hergestellte Sauce verkaufen wollte, sollte diese zunächst, in Anlehnung an die im Familienbesitz befindliche Insel Avery Island, den Namen Petite Anse Sauce tragen. Jedoch waren andere Familienmitglieder dagegen, den Namen der Insel für kommerzielle Zwecke zu gebrauchen, so dass sich McIlhenny für den Namen Tabasco Pepper Sauce entschied. Für den Namen Tabasco gibt es verschiedene etymologische Erklärungen, die verbreitetste besagt, dass das Wort in etwa „Land, in dem die Erde heiß und feucht ist“ bedeutet, es gibt jedoch auch die Theorie, dass die eigentliche Bedeutung „Platz der Korallen oder Austern“ ist.[7] Dafür, dass damit jedoch nicht Avery Island gemeint ist, sondern die gleichnamige Region in Mexiko, spricht die Tatsache, dass zu dieser Zeit bereits reger Schiffshandel zwischen New Orleans und der Region Tabasco über den Golf von Mexiko bestand. Bereits zu dieser Zeit war Tabasco für den Anbau und Export von Chilis bekannt, so dass angenommen werden kann, dass McIlhenny diese Assoziation zwischen dem Namen der Region und den dort angebauten Chilis für den Namen seiner Sauce nutzte. Ob die von ihm angebauten Pflanzen jedoch tatsächlich aus Mexiko stammten, ist nicht bekannt, da er ihren Ursprung nicht dokumentierte und sie in seinen Aufzeichnungen auch nur als pepper bezeichnete. Erst 1888 beschrieb der Botaniker E. Lewis Sturtevant die von McIlhenny angebaute Chilisorte als Capsicum frutescens cv. 'Tabasco'.

General Hazard

Einem General Hazard, der um 1868 ein höherer Bundesangestellter in Louisiana gewesen sein soll, wird in vielen Berichten eine bedeutende Rolle in den frühen Tagen der Tabascosauce zugesprochen. Es heißt, dass er eine der ersten Tabascoflaschen von Edmund McIlhenny bekam und von der Sauce so begeistert war, dass er seinen Bruder, einen bedeutenden Lebensmittelhändler aus New York, davon überzeugte, die Sauce landesweit zu vertreiben.[8] Neuere Nachforschungen haben ergeben, dass diese Geschichte nicht wahrheitsgetreu überliefert sein kann. Zwar gab es besagten General Hazard, aber er war nach aktuellen Erkenntnissen nicht mehr im Dienst, als er nach Louisiana kam. Des Weiteren war der Lebensmittelhändler E. C. Hazard nicht der Bruder, sondern ein Cousin des Generals. Welche genaue Rolle er bei der Einführung der Tabascosauce spielte, ist nicht bekannt.[6]

Herkunftsangabe

Seit Firmengründung der McIlhenny Co. war auf allen Tabascoflaschen und -verpackungen als Herkunftsort und Firmensitz „New Iberia, LA“ angegeben. Dies beruhte vor allem darauf, dass New Iberia der nächstgelegene Hafen von Avery Island aus gesehen war. Erst in den 1980er Jahren wechselte die Ortsangabe zur eigentlichen Heimat der Tabascosauce „Avery Island, LA“.

Der Streit um Patent- und Namensrechte

siehe auch Hauptartikel: Tabasco-Prozesse

Werbung für McIlhenny's Tabasco Sauce, um 1900

Als im Laufe der Zeit die Tabascosauce der Firma McIlhenny Co. an Beliebtheit gewann, versuchten andere Mitbewerber am Erfolg der Sauce teilzuhaben. Daraus entwickelten sich teilweise langwierige Streitfälle, die meist vor Gericht endeten. Ein häufiger Streitpunkt war dabei die Herstellungsmethode, die im Jahr 1870 von McIlhenny unter der Nummer US 107,701 patentiert wurde. Andererseits versuchte McIlhenny Co. zu verhindern, dass andere Mitbewerber durch den Gebrauch des Begriffes Tabasco oder durch optische Nachahmung der Verpackung ähnliche Produkte verkaufen konnten.

Werbung für Tabasco-Sauce, 1905.

Durch das in dieser Zeit im Umbruch befindliche Patent- und Markenrecht in den USA waren viele Rechtsgrundlagen noch nicht vorhanden, so dass viele unterschiedliche Urteile für und gegen McIlhenny Co. gefällt wurden und sich diverse Rechtsstreitigkeiten bis 1920 hinzogen.

Das Urteil von 1920 besitzt noch heute Rechtskraft, McIlhenny Co. darf als einzige Firma Tabascosauce herstellen und so sogar Saucen nennen, die keine Chilis der Sorte 'Tabasco' enthalten. Da jedoch mittlerweile der Patentschutz auf die Herstellungsweise abgelaufen ist, dürfen andere Hersteller auf ähnliche Weise produzierte Saucen verkaufen. Diese werden zumeist mit dem Namen Louisiana Style gekennzeichnet und dürfen den Hinweis tragen, dass sie aus 'Tabasco'-Chilis hergestellt sind. [6]

Edmund McIlhenny und Maunsel White

Viele Gerüchte ranken sich um die Verbindung zwischen den beiden Männern, denen die Herstellung der Ur-Tabasco-Sauce zugeschrieben wird. Während oftmals behauptet wird, Edmund McIlhenny habe die Chilisamen oder sogar das Rezept für seine Sauce von Maunsel White erhalten und zu seinen Gunsten genutzt, legt die McIlhenny Co. Wert darauf, dass es keinen Beleg für eine solche Verbindung gibt. Die einzige bekannte Verbindung zwischen beiden Saucenherstellern ist eine Freundschaft zwischen Maunsel White und Edmund McIlhennys Schwiegervater Daniel Dudley Avery. Ob jedoch ein Austausch von Chilisamen oder gar Rezepten stattfand, ist nicht bekannt.[6][9]

Amerikanisches MRE (Meal, Ready To Eat) mit Miniflasche Tabascosauce (Mitte, Rechts)

Verbindungen zum US-Militär

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass die Firma McIlhenny Co. seit langer Zeit enge Beziehungen zum amerikanischen Militär pflegt. Schon der zweite Präsident der Firma und Sohn von Edmund McIlhenny, John Avery McIlhenny kämpfte im Spanisch-Amerikanischen Krieg für das 1st U.S. Volunteer Cavalry Regiment. Sein Sohn, Walter S. McIlhenny, der von 1949 bis 1985 das Unternehmen führte, war als ehemaliger Soldat im Zweiten Weltkrieg auch nach dem Krieg als Reservist dem US Marine Corps sehr nahe, zuletzt im Dienstgrad eines Brigadier General. Während des Vietnamkrieges verfasste er das „The Charlie Ration Cookbook“, ein Kochbuch für die Feldrationen der US-Soldaten in Vietnam. Das Buch wurde zusammen mit einer Flasche Tabascosauce in einem wasserdichten Behältnis an die Front geschickt.[10] Es enthält Rezepte mit Namen wie „Breast of Chicken under Bullets“ (Hühnerbrust unter Kugeln), „Battlefield Fufu“ (Schlachtfeld-Fufu) oder „Cease Fire Casserole“ (Waffenstillstandseintopf).[11] 1984 erschien ein weiteres von Walter S. McIlhenny verfasstes Kochbuch mit dem Titel „The Unofficial MRE Recipe Booklet“, das mit Beetle-Bailey-Comics illustriert ist.[12] Noch heute ist Tabascosauce Bestandteil verschiedener MRE-Packungen (Meal, Ready to Eat) des amerikanischen Militärs. Bekannt wurde ein „Tabasco-Weihnachtsbaum“ von US-Soldaten während des Einsatzes in Afghanistan im Dezember 2001. Der Baum wurde aus Zeltplanen gebaut und mit den Miniaturflaschen aus den Essensrationen behängt.[13]

Pflege der Heimat- und Firmentradition

Tempel im Jungle Gardens auf Avery Island

Die Details der teilweise recht bewegten Geschichte der Firma McIlhenny Co. werden heute mehr als zuvor gepflegt. Die Firma beschäftigt einen Historiker, der bemüht ist, Fakten und Legenden auseinanderzuhalten und die Geschichte der Firma möglichst genau darzustellen.

Zudem ist man bemüht, die Natur der kleinen im Firmenbesitz befindlichen Insel Avery Island weitgehend unberührt zu lassen. Bereits 1892 wurde vom damaligen Präsident der Firma Edward Avery „Mr. Ned“ McIlhenny ein Vogelreservat geschaffen, das später den Namen „Bird City“ erhielt. Der Schmuckreiher, der schon fast vor dem Aussterben stand, konnte unter anderem durch die Population in diesem Reservat überleben. „Bird City“ ist heute Teil der „Jungle Gardens“, in denen neben seltenen Vögeln auch seltene Pflanzen zu besichtigen sind.[14] Als Edward Avery McIlhenny 1949 starb, hinterließ er seinem Neffen John Stauffer McIlhenny eine umfangreiche Sammlung an naturwissenschaftlichen Büchern, die von John weiter ausgebaut und gepflegt wurde. 1971 stiftete er diese Sammlung der Louisiana State University und ergänzte diese bis zu seinem Tod 1997. Heute umfasst die „McIlhenny Collection“ in etwa 6000 Bände, unter anderem eine Ausgabe der Libri de re rustica aus dem Jahre 1514.[15]

Eine von Walter S. McIlhenny begonnene Sammlung von Kochbüchern befindet sich weiterhin im Besitz der Firma und wird weiter ergänzt. Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Community Cookbooks genannten Rezeptsammlungen von nichtkommerziellen Einrichtungen und Vereinen. Mit den Tabasco Community Cookbook Awards werden jährlich die besten dieser Kochbücher ausgezeichnet, erreicht eines der Kochbücher eine Verkaufszahl von über 100.000 Exemplaren, kann es in die Walter S. McIlhenny Hall Of Fame aufgenommen werden.[16]

Trotz starker Bestrebungen im Naturschutz gestattet es McIlhenny Co. seit 1941, das Erdöl aus den Lagerstätten in der Nähe von Avery Island zu fördern. Bis 1986 förderte Exxon USA, bzw. die Vorgängerfirma Humble Oil Company, 95 Millionen Barrel Öl. Um jedoch das Erscheinungsbild sowie die Flora und Fauna der Insel nicht durch die Anwesenheit der Ölindustrie zu gefährden, hat McIlhenny Co. von jeher Wert darauf gelegt, entsprechende Klauseln in die Nutzungsverträge aufzunehmen. So müssen beispielsweise alle Pipelines auf Avery Island unterirdisch verlegt werden.[17]

2004 gab McIlhenny Co. bekannt, ein Museum in New Orleans einzurichten, um die Geschichte der Firma noch besser präsentieren zu können. Die Eröffnung des Museums musste jedoch verschoben werden, da im August 2005 Hurrikan Katrina große Teile von Louisiana und New Orleans zerstörte. Ein neuer Termin für die Eröffnung wurde für das Jahr 2006 angekündigt, bisher ist jedoch noch kein genaues Datum bekannt.[18]

Sonstiges

Boykott im britischen House of Commons

1932 startete die britische Regierung eine Aktion namens „Buy British“, um den lokalen Handel zu unterstützen. Bezugnehmend auf diese Aktion gab es am 13. Dezember 1942 eine Anfrage während der Sitzung des House of Commons, warum weiterhin die aus den USA stammende Tabascosauce in den Speiseräumen des House of Commons angeboten werde. Sir J. Ganzoni, Leiter des Küchenkomitees, antwortete daraufhin „that only eight [...] bottles of tabasco sauce, each holding about 2oz, had been ordered for the dining rooms of the House of Commons during the past year. [...] No more tabasco sauce would now be purchased after the present supply was exhausted.[19] (... dass im vergangenen Jahr nur acht 2oz-Flaschen für die Speiseräume des House of Commons bestellt wurden. [...] Sobald der momentane Vorrat aufgebraucht sei, werde keine weitere Tabascosauce mehr gekauft.) Erst durch diese Aussage wurde man auch in Amerika auf die Aktion „Buy British“ aufmerksam. William Randolph Hearst, Medienmogul dieser Zeit, startete daraufhin eine Gegenaktion, die sich nicht nur gegen die englische Konkurrenz, sondern gegen alle Billigimporte wendete.[20]

Teilweise wird behauptet, die Mitglieder des Britischen Unterhauses hätten später selbst gegen den Tabascoboykott Protest eingelegt, da es keine vergleichbare britische Sauce gab und somit die Tabascosauce in die Speiseräume zurückgeholt. Wann und wie die amerikanische Sauce jedoch ihren Weg zurück ins House of Commons fand, ist nicht belegt.

Kurzzeitiges Engagement im Motorsport

1997 gab McIlhenny Co. bekannt, als Sponsor für das ISM Racing Team unter Leitung von Bob Hancher im NASCAR Winston Cup aufzutreten. Der Pontiac mit der Startnummer 35 und Todd Bodine als Fahrer trat zum ersten Mal beim Rennen auf dem Charlotte Motor Speedway am 5. Oktober 1997 an den Start und belegte Platz 26. Bei weiteren Rennen in der Saison 1998 konnte Bodine zwar einmal den zehnten Platz belegen, landete sonst meist im hinteren Mittelfeld oder konnte sich erst gar nicht für das Rennen qualifizieren.

Daher beschloss das Team, ohne Rücksprache mit dem Sponsor, Bodines Vertrag zu lösen und im 17. Rennen der Saison Gary Bradberry als Fahrer einzusetzen, der jedoch mit Motorschaden ausschied. Im 18. Rennen sollte dann Jimmy Horton den Wagen fahren, konnte sich jedoch nicht für das Rennen qualifizieren. Infolgedessen wurde das Team, wieder ohne Rücksprache mit dem Sponsor McIlhenny, an Tim Beverly verkauft, der kurz zuvor schon ein anderes NASCAR-Team kaufte und als Tyler Jet Motorsports weiterführte. Er entschied, die Wagen zwischen beiden Teams zu tauschen, so dass am 1. August 1998 der Chevrolet des Tyler Jet Motorsports-Team in den Tabasco-Farben fuhr, mit Darrell Waltrip als neuem Fahrer.[21]

Bereits kurz nach dem Rennen gab es erste Gerüchte über erboste Reaktionen seitens der McIlhenny Co., die ihre PR-Strategie sowohl auf Todd Bodine als Fahrer als auch auf einen Pontiac als Fahrzeug ausgerichtet hatten. Am 4. August 1998 wurde von Paul McIlhenny, CEO der McIlhenny Co., Aufklärung über das Geschehen um den Wagen des „Team Tabasco“ gefordert, da er bis dahin mit Tim Beverly, dem neuen Besitzer des Teams, noch kein Wort gesprochen hatte.[22] Während des darauffolgenden Rennens am 9. August startete zwar erneut der Chevrolet für das Team, jedoch war ab dem nächsten Rennen am 16. August wieder der Pontiac in den Tabasco-Farben zu sehen, am Steuer weiterhin Darrell Waltrip. Am Ende der Saison zog sich McIlhenny Co. aus dem Motorsport zurück.[21]

Tabascosauce in Filmen

In verschiedenen Filmen taucht Tabascosauce als Requisite auf. Dazu gehören Der Immigrant mit Charlie Chaplin (1917), die James-Bond-Filme Der Mann mit dem goldenen Colt (1974) und Der Spion, der mich liebte (1977), Apocalypse Now (1979), Zurück in die Zukunft III (1990), die Serie Roswell, sowie Ben Afflecks wenig bekannter Film Gigli (2003). Auch im Film The Fast and the Furious: Tokyo Drift (2006) taucht die bekannte Chilisoße auf. Im Lucky-Luke-Comic Billy the Kid wurden mehrere Tabasco-Flaschen unter anderem zum Ausbrechen aus dem Gefängnis verwendet.

Quellenangaben

  1. Is TABASCO approved for kosher cooking? auf www.tabasco.com
  2. Vgl. Schweid, Seite 29 ff.
  3. Stand 2005, Quelle: McIlhenny Co.
  4. Michael Durach: Warum Tabasco so vielseitig ist. In: Rundschau für den Lebensmittelhandel, Nummer 37, Juni 2008. S. 56–57.
  5. Vgl. New Tabasco Brand Sweet & Spicy Pepper Sauce ... auf www.tabasco.com
  6. a b c d Some Common Myths About TABASCO® brand Pepper Sauce - FAQ auf www.tabasco.com
  7. Where does the name TABASCO came from? auf www.tabasco.com
  8. Vgl. u.a. Schweid Seite 44 f.
  9. Roger M. Grace: "Reminiscing" - nostaligica columns, In: Metropolitan News-Enterprise; Los Angeles, USA; July 08, 2004 − November 12, 2004. Übersicht
  10. Walter S. McIlhenny in „Who's Who in Marine Corps History“, USMC Historic Division. (Webseite filtert nach IP-Adressen, gecachte Version bei archive.org)
  11. The Charlie Ration Cookbook, McIlhenny Co., Scan bei www.thefontman.com
  12. The Unofficial MRE Recipe Booklet, 1984, McIlhenny Co., Scan bei www.freerepublic.com
  13. US Soldier In Afghanistan Spices Up Christmas Celebration Brief an McIlhenny Co. auf www.tabasco.com
  14. Avery Island - a Louisiana Paradise auf www.tabasco.com
  15. Elaine Smyth: The E.A. McIlhenny Natural History Collection, Plant Science Bulletin, Winter 2001, Vol. 47, Nr. 4, Columbus, USA, Seiten 134-136.
  16. Vgl. 17th Annual Tabasco Community Cookbook Awards – Entry Form, McIlhenny Co. 2006
  17. Vgl. Schweid, Seite 39
  18. McIlhenny Company delays opening of New Orleans Museum auf www.tabasco.com
  19. Vgl. The Times, Wednesday, Dec 14, 1932; pg. 6; Issue 46316; col D
  20. Vgl. New Orleans State, Tuesday, Jan 17, 1933
  21. a b www.racing-reference.info Datenbank mit Ergebnissen der NASCAR-Rennen (erstes Rennen des Team Tabasco 1997, alle Rennen von Todd Bodine 1998, Rennen mit Gary Bradberry als Team Tabasco-Fahrer, alle Rennen von Darrell Waltrip 1998)
  22. www.jayski.com Newsarchiv Siehe News vom 1. August 1998 und 6. August 1998

Literatur

  • Paul McIlhenny, Barbara Hunter: The Tabasco Cookbook: 125 Years of America's Favorite Pepper Sauce. Gramercy Books, New York 1993, 2004. ISBN 0517223341
  • Richard Schweid: Hot Peppers: The Story of Cajuns and Capsicum. Chapel Hill Book, University of North Carolina 1999. ISBN 0807848263

Weblinks


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