Treviri

Treviri
Rekonstruierte treverische Höhensiedlung Altburg (etwa 200-0 v. Chr.)

Die Treverer (lat. Treviri/Treveri) waren ein nordost-gallischer (d. h. keltischer) Stamm mit Kontakten ins Rechtsrheinische. Das Stammesgebiet erstreckte sich nach De bello Gallico von Gaius Iulius Caesar vom Rhein[1] bis zum Land der Remer[2]. Die westliche Grenze bildete die Maas. Eburonen und Condruser, deren Gebiete nördlich des Treverergebietes lagen (in der heutigen Eifel bzw. Ardennen ), waren Klienten der Treverer.

Caesar erwähnt in seinem Werk De Bello Gallico keinen befestigten Ort (Oppidum) bzw. Hauptort der Treverer. Augusta Treverorum (Stadt des Augustus im Land der Treverer, das heutige Trier), stieg erst in provinzialrömischer Zeit zur Hauptstadt der Treverer auf. Benachbart lebten die Eburonen.

Inhaltsverzeichnis

Kultur und Wirtschaft

Die Treverer kannten drei soziale Klassen: Adel, das einfache Volk und die Ambacten (Sklaven). Es gab Geldwirtschaft und arbeitsteiliges Handwerk. Insbesondere die befestigten Städte, die sogenannten Oppida (Plural von Oppidum), waren als Handwerks- und Handelszentren der Spätlatènezeit bedeutsam. Überregionaler Handel, auch mit dem Mittelmeerraum, ist durch Funde nachgewiesen.

Die Treverer siedelten in Einzelgehöften bzw. Kleinsiedlungen. Daneben bestanden in der Spät-Latènezeit zahlreiche befestigte Höhensiedlungen - wahrscheinlich Hofgemeinschaften der Oberschicht - und fünf Oppida: der Martberg an der Untermosel, Wallendorf an der Sauer, Otzenhausen im Hunsrück, Kastel an der Saar und der Titelberg in Luxemburg. Der spätere Hauptort des Stammes - Augusta Treverorum, das heutige Trier - scheint nach archäologischen Zeugnissen seine Bedeutung erst mit Einrichtung der römischen Provinzen in Nordostgallien erhalten zu haben. Gleichzeitig mit dem Aufstieg Triers ging ein erheblicher Bedeutungsverlust der anderen Oppida einher, deren Blüte um die Zeitenwende endete.

Die vorrömische keltische Bevölkerung von Rheinhessen gehörte nach neueren Forschungsergebnissen ebenfalls zu den Treverern. Diese wird als Aresaken bezeichnet und gilt als ein Teilstamm oder eine ethnische Gruppe innerhalb des Großstamms, die in Form eines Pagus organisiert war. Zentrum dieses Siedlungsgebietes der Treverer war wahrscheinlich das Oppidum auf dem Donnersberg im nördlichen Pfälzer Bergland.

Im ausgedehnten Tempelbezirk des römischen Trier (Augusta Treverorum) wurden zahlreiche einheimische Gottheiten verehrt, vor allem viele Muttergottheiten.

Frühkeltische Lebensweise

Palisaden-Befestigung in der rekonstruierten treverischen Siedlung Altburg

Nach modernen Erkenntnissen[3] reicht die Geschichte der Kelten mindestens bis ins 6. vorchristliche Jahrhundert zurück. Die Treverer bauten ihre Häuser aus Lehm und Flechtwerk auf Grundlage einer Holzkonstruktion. Diese Häuser hatten eine Haltbarkeit von möglicherweise ein oder zwei Generationen.

Caesar hebt die Reiterei der Treverer im De Bello Gallico besonders hervor[4].

Bekannte geschichtliche Daten

  • um 1200 v. Chr. – die Urnenfelderkultur breitet sich im Eifel-Mosel-Gebiet aus
  • ab ca. 750 bis Mitte 6. Jh.: eisenzeitliche, von der Urnenfelderkultur geprägte Laufelder Kultur bzw. Laufelder Gruppe im Hunsrück-Eifel-Gebiet
  • ab 2. Hälfte 6. Jh. v. Chr. - Mitte/Ende 4. Jh. v. Chr. Hunsrück-Eifel-Kultur; zunächst mit zunehmender Assimilation der Hallstattkultur; ab 5. Jh. eine "Hochburg" der Frühlatènekultur mit ausgeprägter Prunkgrabsitte (Wagengrab von Bell) und Südkontakten
  • Spätes 3. - 2. Jh. Kontinuität der Bevölkerung ist trotz der gleichzeitigen keltischen Wanderungen durch Funde aus Gräberfeldern und Höhenbefestigungen nachgewiesen
  • 2. Hälfte des 2. Jh. v. - 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. Mit treverischen Oppida (Städten), z. B Martberg, Otzenhausen ("Hunnenring"), Kastel, Wallendorf und Titelberg sowie befestigten Häuptlingshöfen; differenziertem Handwerk, Münzwirtschaft und innerkeltischem Handel erleben die Treverer, wie die gesamte keltische Kultur, eine Blüte
  • 58 v. Chr.-51 v. Chr.Gallischer Krieg: Unterwerfung durch Caesar und Beginn der Romanisierung; erste Erwähnung der "Treverer" als Stamm im ersten Buch von Caesars "De Bello Gallico" (Bellum Gallicum: I, 37; II 24; III 11; IV 6, 10; V 2-4, 24, 47, 53, 55, 58; VI 2, 3, 5-9, 29, 32, 44; VII 63)
  • 58 v. Chr.: Treverische Gesandte melden Caesar, dass 100 Gaue des rechtsrheinischen Germanenstammes der Sueben den Rhein überschreiten wollen
  • 54 v. Chr.: Teilnahme am Aufstand des Eburonenkönigs Ambiorix
  • 53 v. Chr. Der Trevererfürst oder -könig Indutiomarus greift ein Winterlager Caesars an und wird dabei getötet; Titus Labienus unterwirft den Stamm. Der Schwiegersohn des Indutiomarus, der romfreundliche Cingetorix, übernimmt die Herrschaft.
  • 52 v. Chr.: Kämpfe der Treverer gegen die Sueben
  • 51 v. Chr.: Reitertreffen des Titus Labienus mit treverischen Verbänden
  • 30/29 v. Chr. - Trevereraufstand gegen die Römer; von Marcus Nonius Gallus niedergeschlagen
  • 10er v. Chr. – Gründung von Augusta Treverorum durch Kaiser Augustus
  • 21 n. Chr. – fehlgeschlagener Aufstand gegen die Römer
  • 68-70 n. Chr. – fehlgeschlagener Aufstand gegen die Römer (Bataveraufstand)

Anmerkungen

  1. De bello Gallico III, 11
  2. De bello Gallico V, 3
  3. Laut Ausstellungsobjekten und Führung durch einen die Treverer erforschenden Historiker im Landesmuseum Trier (Herbst 2004).
  4. De bello Gallico V, 3: „Dieser Stamm vermag mit seiner Reiterei am meisten in ganz Gallien.“

Literatur

  • Wolfgang Binsfeld: Zum Namen der Treverer und der Stadt Trier, Trierer Zeitschrift 33 (1970), 35ff.
  • Leonardy, Johann: Über trierische Eigennamen I - Eine etymologische Studie, in: Trierer Jahresberichte 1865-1868, S. 6f.


Siehe auch: Liste der keltischen Stämme, Ringwall von Otzenhausen, Thomm (keltisches Hügelgrab, Hinkelstein), Martberg


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