Weihrauchhandel

Weihrauchhandel
Die nabatäische Felsensstadt Petra im heutigen Jordanien war ein wichtiger Kreuzungspunkt der Weihrauchstraße

Die Weihrauchstraße von Südarabien zum Mittelmeer ist eine der ältesten Handelsrouten der Welt.

Über sie wurde der Weihrauch aus seinem Ursprungsland Dhofar im heutigen Oman über den Jemen, Asir und den Hedschas zum Mittelmeerhafen von Gaza und nach Damaskus transportiert. Wichtige Handelsstationen an der Karawanenroute waren Schabwa, Sanaa, Medina und Petra.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung des Weihrauchs

Das getrocknete Harz des Weihrauchbaums (boswellia sacra) entwickelt beim Verglühen (Räuchern) einen aromatisch duftenden Rauch. Es wird von altersher als desinfizierendes und entzündungshemmendes Räuchermittel in der Medizin genutzt. Als Heilmittel ist es in der außereuropäischen Medizin und Naturheilkunde bis heute sehr begehrt.

Darüber hinaus wurde und wird Weihrauch für religiöse Kulthandlungen verwendet, etwa in der katholischen und in der orthodoxen Kirche. In den Tempeln fast aller Religionen der antiken Welt galt es als besonders wertvolle Opfergabe.

Anfänge und Blütezeit

Das Harz des Weihrauchbaums

Die Erschließung der Weihrauchstraße wurde erst durch die Domestizierung des Dromedars in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. ermöglicht. Mit der Nutzung der Dromedare als Lasttiere sank die Abhängigkeit der Karawanen von den Wasserstellen in der Wüste.

Außer dem Weihrauch gelangten über den Karawanenweg auch Gewürze und Edelsteine aus Indien und Südostasien nach Palästina und Syrien. Bei Petra nördlich des Golfs von Akaba teilte sich die Weihrauchstraße in einen nördlichen Zweig mit dem Endpunkt Gaza und in einen östlichen, der nach Damaskus führte. Nach Berichten antiker Autoren benötigten Kamelkarawanen 100 Tagesmärsche für die 3.400 km lange Strecke zwischen Dhofar und Gaza.

Die Weihrauchstraße wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert v. Chr. erstmals genutzt. Zu einem Aufschwung des Handels kam es jedoch erst nach der Entstehung der südarabischen Königreiche Saba (siehe auch: Königin von Saba), Qataban, Hadramaut und Ma'in im 8. Jahrhundert v. Chr. Der hohe Bedarf an Weihrauch bei kultischen Handlungen im Mittelmeerraum führte seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. zu einer Blüte der Route sowie der Städte und Reiche, die sie verband. Um die Zeitenwende soll allein das Römische Reich 1.500 Tonnen von der geschätzten Jahresproduktion von 2.500 bis 3.000 Tonnen Weihrauch konsumiert haben. Die Römer bezeichneten das Herkunftsgebiet des kostbaren Rohstoffs daher als Arabia felix - glückliches Arabien.

Niedergang

Kurz zuvor begann allerdings bereits der langsame Niedergang der Weihrauchstraße. Die ptolemäischen Herrscher Ägyptens hatten im 1. Jahrhundert v. Chr. den Seeweg durch das Rote Meer erschließen lassen. Dadurch konnten sie in den Weihrauchhandel einsteigen und die hohen Zölle und Abgaben umgehen, die auf der Landroute erhoben wurden. Damit verlor nicht nur der alte Karawanenweg seine Bedeutung. Auch den antiken arabischen Königreichen wurde allmählich die wirtschaftliche Grundlage entzogen. Dies führte im 3. Jahrhundert zum Aufstieg der Himjariten im Jemen. Sie stützen sich nun verstärkt auf die Landwirtschaft im klimatisch günstigeren Bergland und auf die Kontrolle des Seehandels.

Der Siegeszug des Islam seit dem 7. Jahrhundert bedeutete einen weiteren schweren Rückschlag für den Handelsweg. Zwar fand Weihrauch auch in der islamischen Medizin weiterhin Verwendung, nicht jedoch in der religiösen Sphäre der Moscheen. Vollends verlor die Weihrauchstraße ihre frühere Bedeutung nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien und der Erschließung der Gewürzroute durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert.

Antike Orte an der Weihrauchstraße

  • Petra
  • Medina
  • Sanaa
  • Oase Tayma - Die Oase wird seit 2004 von einem Team des DAI unter der Leitung von Ricardo Eichmann archäologisch erforscht. Dort kreuzten sich die alten Handelswege, Kontakte zu den Reichen Ägyptens, der Levante, Mesopotamiens und Südarabiens bestanden. Die Oase lag über einem Becken von Grundwasserreservoirs, die zum Teil schon in einem Meter Tiefe erreichbar waren. Da die nächste Wasserstelle 150 Kilometer entfernt lag, kam der gesamte Verkehr an der Weihrauchstraße um die Oase nicht herum. Tayma war gut befestigt mit einer 14 Kilometer langen Mauer, der innere Bezirk war durch mehrere Mauern geschützt. Die Grundmauern zahlreicher Tempel und anderer Gebäude wurden entdeckt. Es wurden Waffen von Söldnern aus dem Libanon, Syrien und Nordmesopotamien gefunden, einige aus der Zeit um 2000 v. Chr. Es gibt zudem Inschriften von Aramäern und anderen Völkern aus dem 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. Eine Stele bestätigt, dass Nabonid, der letzte babylonische König, Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. vermutlich wegen des Karawanenhandels dort residierte. Die Archäologen beabsichtigen den gesamten arabischen Raum von hier aus stärker ins Blickfeld der Wissenschaft zu rücken.

Literatur

  • Heinrich L. Kaster: Die Weihrauchstraße. Handelswege im alten Orient. Umschau-Verl., Frankfurt am Main 1986. ISBN 3-524-69062-9
  • Joachim Willeitner: Jemen. Hirmer, München 2002. ISBN 3-7774-8230-7
  • Frank Rainer Scheck: Die Weihrauchstraße. Von Arabien nach Rom - Auf den Spuren antiker Weltkulturen. Lübbe, Bergisch Gladbach 1995. ISBN 3-404-64157-4

Weblinks


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