Wendenabteilung

Wendenabteilung

Die Wendenabteilung war eine von 1920 bis in den Zweiten Weltkrieg hinein bestehende Behördenstelle in Bautzen. Ihre Aufgabe bestand in der Überwachung der kulturellen und politischen Aktivitäten der Sorben (Wenden). Da es sich bei den Aufgaben der Wendenabteilung um mit den in der Weimarer Reichsverfassung garantierten Freiheitsrechten der Staatsbürger unvereinbare Aktivitäten handelte, wurde die Existenz der Behördenstelle weitgehend geheim gehalten.

Zur Gründung hatten sich 1920 „an der Wendenproblematik interessierte Landes- und Regionalbehörden“ (Aussage des Gründungsprotokolls) aber auch nationalistische Vereinigungen (z. B. der Deutsche Schutzbund) zusammengefunden. Von staatlicher Seite waren die preußische und die sächsische Regierung sowie einige preußische Kreise und sächsische Amtshauptmannschaften im Siedlungsgebiet der Sorben beteiligt. Als Sitz der Wendenabteilung wurden die Amtsräume der Amtshauptmannschaft Bautzen gewählt, weil die Hauptstadt der Oberlausitz das kulturelle Zentrum der Sorben war.

Die beteiligten Beamten waren der Meinung, dass die kulturellen und politischen Aktivitäten der Sorben reichsfeindliche Ziele verfolgen würden und deshalb zu überwachen und nach Möglichkeit auch zu unterbinden seien. Im Wesentlichen beschränkte sich die Arbeit der Wendenabteilung auf das Sammeln von Informationen, die zum Teil durch Spitzel, zum Teil durch Übersetzungen sorbischer Publikationen gewonnen wurden. Es erfolgte dann die Weiterleitung an die Ministerien und die Regionalverwaltungen, die sie für ihr Tagesgeschäft nutzten, etwa wenn es darum ging, über die Genehmigung sorbischer Veranstaltungen zu befinden.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde die Wendenabteilung in gewohnter Weise weitergeführt. Ihre Arbeit hat somit entscheidend zur immer schärfer werdenden Unterdrückung der Sorben – die zunächst als „fremdvölkische Minderheit“ und später als ursprünglich „deutscher Volksstamm“ angesehen wurden – beigetragen. Das Ende der Wendenabteilung kam spätestens 1945, Aktivitäten dieser Behördenstelle sind anhand von Archivmaterialien bis 1943 nachzuweisen.

Literatur

  • Dietrich Scholze: „Die Wendenabteilung“, in: Dieter Grande und Daniel Fickenscher (Hrsg.): Eine Kirche - zwei Völker. Deutsche, sorbische und lateinische Quellentexte und Beiträge zur Geschichte des Bistums Dresden-Meißen von der Wiedererrichtung 1921 bis 1929. Bautzen u. Leipzig 2003. S. 502-504. ISBN 3-7462-1642-7 u. ISBN 3-7420-1926-0.

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