Willink

Willink
Büste von Carel Willink in der Nähe des Rijksmuseum Amsterdam

Carel Willink (* 7. März 1900 in Amsterdam; † 19. Oktober 1983 ebenda) war ein Kunstmaler aus den Niederlanden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Carel Willink war der Sohn eines Automobilhändlers in Amsterdam. Der Vater hatte das Malen als Hobby und besuchte mit Carel und dessen jüngeren Bruder Jan Willink oft Ausstellungen im Amsterdamer Rijksmuseum und Stedelijk Museum. Mit 14 Jahren geriet Carel in den Bann von damals modernen Künstlern wie Diego Rivera, Marc Chagall und Wassili Kandinsky. Im Jahr 1919 brach er sein Architekturstudium an der Delfter Technischen Hochschule ab, um selbst Kunstmaler zu werden. Nach einem sehr kurzen, misslungenen Aufenthalt im Jahr 1920 an der Staatlichen Hochschule in Berlin, setzte er seine Lehre an der Schule von Hans Baluschek fort. Eine erste Ausstellung erfolgte 1932 im Glaspalast in Berlin-Moabit. Er schloss in Berlin eine enge Freundschaft mit Herbert Behrens-Hangeler. Willink schuf damals abstrakte Gemälde im Stil der Novembergruppe und des Konstruktivismus.

1924-1950

Im Jahr 1924 kehrte er nach Holland zurück, und setzte sich mit dem Werk De zilveren bruiloft (Die silberne Hochzeit) eine Wende in Willinks Schaffen ein. Er wendet sich allmählich zu realistischen, figurativen Darstellungen. Ein Jahr später stellt er sich noch als "futurist" dar. Im Jahr 1926 besucht er in Paris die Werkstatt von Henri Le Fauconnier, wo er auch kurze Zeit selbst arbeitet. Auch studiert er dort Werke von Pablo Picasso und Vertretern des Surrealismus. Zwischen 1926 und 1928 war er zum ersten mal verheiratet mit seinem Modell für Akte, Mies van der Meulen, eine wenig glückliche Ehe. Er war befreundet mit dem bekannten Schriftsteller Edgar du Perron, für den er Buchillustrationen machte.

Der Magisch-Realist

Zwischen 1927 und 1930 studierte er, gegen den Zeitgeist, die Technik früherer Epochen und wandte sich ganz dem Stil zu, der jetzt als Magischer Realismus bekannt ist. Die Lüfte sind jetzt bereits (kennzeichnend für Willink) dunkel, oft geisterhaft düster; oft wirkt das Gemälde pessimistisch. Ein Beispiel davon ist De jobstijding (Die Hiobsbotschaft, 1932). Er hatte inzwischen eine neue Lebensgefährtin gefunden, Wilma Jeuken, die er 1933 heiratete.

In den 1930er Jahren malte er oft Stadtblicke mit Häusern aus der Periode 1880-1915, und später Landschaften mit klassischen Bildern, und biblische Personen wie Hiob und Johannes der Täufer. Auch vernichtete er damals mindestens eines der eigenen abstrakten Jugendwerke.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg fing Carel Willink auch an, realistische Porträts von Freunden und Auftraggebern im Geschäftsleben zu malen. Das ermöglichte ihm, auch während der Kriegsjahre, ein redliches Auskommen. Die Stimmung bleibt im allgemeinen düster: sein Werk Simeon de zuilenheilige (Simeon der Säulenheilige), das um den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 entstand, zeigt den Asketen meditierend auf seiner Säule, mit einer brennenden Stadt im Hintergrund. Er hatte in diesem Jahr eine große Ausstellung im Rotterdamer Museum Boijmans van Beuningen.

Die Nachkriegsjahre bis 1975

Willink beharrte nach der Befreiung der Niederlande (1945) bei der düsteren, entfremdenden Stimmung seines Schaffens. Vor allem von der neuen Drohung der Kernwaffen war er beeindruckt. In den 1950er Jahren malt er Landschaften mit verschiedenen Tieren und menschenleere, düstere Stadtgesichter mit monumentalen, klassischen Gebäuden; er sagte 1957 selbst, er wolle eine Absurdität, eine Drohung ausbilden (siehe das Buch von H.L.C. Jaffé unter "Bibliographie"). Um 1960-1963, zur Zeit der Kuba-Krise, als weltweit ein Atomkrieg drohte, war auch in Willinks Gemälden wieder eine Weltuntergangsstimmung zu spüren. Seine Frau Wilma, die er innig geliebt hatte, war 1960 gestorben. Zur Ablenkung reiste er nach Rom und mindestens zweimal zum Bildergarten vom italienischen Bomarzo. Er lernte dann seine spätere dritte Frau, Mathilde de Doelder, kennen. Kennzeichnend ist in dieser Zeit Mathilde tussen de monsters (Mathilde zwischen den Monstren, 1966), worauf die Mathilde nackt, bei Gewitterdrohung, zwischen den skurrilen Bomarzo-Statuen abgebildet ist. Inzwischen hatte das Stedelijk Museum von Amsterdam 1961 eine Großausstellung seiner Werke veranstaltet.
1969 heiratete Willink sein Modell Mathilde, die er einige Male in ausschweifenden Kleidern des Modedesigners Fong Leng porträtierte. Er malte damals unter anderem eine Landschaft mit dem Mondlandefahrzeug des Apollo 9, und einige einsame Wüstenlandschaften mit Londoner Monumentalbauten. Als Mathilde ein von ihrem Mann gemaltes Porträt von Wilma Jeuken beschädigt hatte, brach diese Ehe 1975 zusammen.

Die späten Jahre

Willink hatte damals schon mit Sylvia Quiël Bekanntschaft gemacht. Sobald die Trennung von Mathilde gerichtlich geregelt war, heiratete Willink sie (1977). Carel Willink malte seine vierte Frau, mit der er einen glücklichen Lebensabend verbrachte, unter anderem als Rustende dryade (Ruhende Dryade, 1977). Auch Willinks Malerei wurde heiterer, der Pessimismus verschwand. Im Jahr 1980 erfolgte eine weitere Ausstellung im Amsterdamer Stedelijk Museum. Auch war er einige Male zu Gast in Fernseh-Talkshows. Im August 1983 offenbarte sich bei Willink ein Leberleiden, dem der Künstler, trotz liebevoller Versorgung durch seine Frau Sylvia, zwei Monate später erlag. Im Winter 1984-1985 zog eine Ausstellung seines gesamten Werkes im Arnheimer Museum für moderne Kunst mehr als 80.000 Belangstellende.

Willink war einer der beliebtesten Künstler der Niederlande im 20. Jahrhundert. Er erhielt die königliche Auszeichnung eines Offiziers im Orden von Oranien-Nassau.

Wo ist sein Werk zu sehen

  • Rijksmuseum, Amsterdam
  • Stedelijk Museum, Amsterdam
  • Scheringa Museum, Spanbroek (Gemeinde Opmeer, Nordholland)
  • Museum voor Moderne Kunst, Arnheim
  • Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen
  • Museum Boijmans van beuningen, Rotterdam.

Noch mehrere andere Museen und Privatsammler in den Niederlanden haben eines oder zwei Willink-Gemälde in Besitz.

Warnung

Die Witwe des Malers, Sylvia Willink-Quiël, besitzt das exklusive Bildrecht der Willink-Gemälde, und hat den Namen Carel Willink© weltweit als geschützte Handelsmarke (Trade Mark) registrieren lassen.

Bibliographie

H.L.C. Jaffé, Willink, Erstausgabe 1980 bei Meulenhoff, Amsterdam; letzte Edition herausgegeben von Muyser, Amsterdam, ISBN 90-805428-1-4. Mit vielen Abbildungen. (2. Quelle dieses Artikels)

Weblinks

  • www.carel-willink.nl Von der Witwe des Malers zusammengesetzte Webseite über Willink und sein Werk (de,en,nl,fr) (Hauptquelle dieses Artikels)



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