Willy Leow

Willy Leow
Willy Leow (rechts) neben Ernst Thälmann (1927).

Willy Leow (* 25. Januar 1887 in Brandenburg an der Havel; † 3. Oktober 1937 in der Sowjetunion) war ein deutscher Handwerker (Tischler) und Politiker (KPD).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Willy Leow besuchte die Volksschule in Brandenburg. Danach erlernte er das Tischlerhandwerk und wurde an der Arbeiterbildungsschule in Berlin unterrichtet. Im Januar 1904 wurde Leow Mitglied der Deutschen Holzarbeiterverbandes. Im selben Jahr trat Leow in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein, der er bis 1916 angehörte. Nachdem Leow sich bereits 1917 an der Gründung des Spartakusbundes beteiligt hatte und kurzzeitig der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) angehört hatte, war er Ende 1918 Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

1925 wurde Leow zum Zweiten Vorsitzenden des Rotfrontkämpferbundes (RFB), der 1924 gegründeten Wehr- und Schutzorganisation der KPD, gewählt. 1928 wurde Leow in den Reichstag gewählt, dem er bis 1933 angehörte. Der SPD-Politiker Herbert Wehner, der in der Weimarer Zeit selbst Kommunist war, schrieb Jahrzehnte später in seinen Lebenserinnerungen, Leow sei „eine durch und durch korrupte Person“ gewesen.[1]

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung floh Leow ins Ausland. Ab 1935 lebte er in der Sowjetunion. Er arbeitet als Redakteur und Leiter des deutschsprachigen Staatsverlages in der Wolgadeutschen Republik. 1936 wurde er im Zuge der Stalinistischen Säuberungen verhaftet und am 3. Oktober 1937 wegen Organisation einer trotzkistisch-terroristischen Gruppe vor dem Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR zum Tode verurteilt und erschossen.[2]

Post mortem

In der Geschichtsschreibung der Deutschen Demokratischen Republik fiel Leow die ersten Jahrzehnte nach seinem Tod einer sogenannten Damnatio memoriae anheim, das heißt er wurde in Geschichtsbüchern der DDR und in der öffentlichen Erinnerungskultur des ostdeutschen Staates bewusst verschwiegen: Seine Person wurde gezielt nicht erwähnt und Spuren seiner Existenz wurden systematisch aus Dokumentenveröffentlichungen und Bildreproduktionen der DDR beseitigt. So wurde Leow beispielsweise aus einer vielfach abgedruckten Fotografie, die ihn neben Ernst Thälmann während eines RFB-Aufmarsches in den 1920er Jahren zeigte, herausretuschiert. Grund für diese Praxis war, dass die Verhaftung und Ermordung Leows (also eines deutschen Kommunisten und Flüchtling vor dem Faschismus) durch den sowjetischen Bruderstaat nicht in das Geschichtsbild der DDR passte und daher in seinen Veröffentlichungen nicht vorkommen durfte.[3]

Literatur

  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Karl Dietz Verlag, Berlin 2004, S. 449, ISBN 3-320-02044-7. (Online, abgerufen am 9. August 2011)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert Wehner: Zeugnis, 1982, S. 79.
  2. Ulla Plener, Natalia Mussienko (Hrsg): Verurteilt zur Höchststrafe: Tod durch Erschießen. Todesopfer aus Deutschland und deutscher Nationalität im Großen Terror in der Sowjetunion 1937/1938. Reihe: Texte/Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bd. 27. Dietz, Berlin. 2006. S. 58
  3. Walter Hütter: Bilder die Lügen. Begleitbuch zur Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2000.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Leow — Willy Leow (rechts) neben Ernst Thälmann (1927). Willy Leow (* 25. Januar 1887 in Brandenburg an der Havel; † 3. Oktober 1937 in der Sowjetunion) war ein deutscher Handwerker (Tischler) und Politik …   Deutsch Wikipedia

  • Rot Front — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung …   Deutsch Wikipedia

  • Rotfrontkämpferbund — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung …   Deutsch Wikipedia

  • Roter Frontkämpferbund — Ernst Thälmann Denkmal in Berlin die rechte Hand ist zur Faust erhoben dem Gruß des Roten Frontkämpferbundes …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Len–Ler — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Members of the IV. German Reichstag (Weimar Republic) — Contents 1 Social Democratic Party of Germany 2 German National People s Party 2.1 Later formed CNAG 3 Centre Party (Germany) …   Wikipedia

  • 1924 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1890er | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | 1940er | 1950er | ► ◄◄ | ◄ | 1920 | 1921 | 1922 | 1923 |… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des députés allemands de la République de Weimar (9e législature) et du Troisième Reich (1re législature) — La neuvième législature de la République de Weimar et, de facto, la première législature du Troisième Reich dure de mars à novembre 1933. Cette législature est la conséquence des élections législatives allemandes de mars 1933. Présidence… …   Wikipédia en Français

  • Soviet–German relations before 1941 — German and Soviet troops shaking hands following the invasion of Poland. Soviet–German relations date to the aftermath of the First World War. The Treaty of Brest Litovsk,[1] ending World War I hostilities between Russia and Germany, was signed… …   Wikipedia

  • Max Matern — (19 January 1902 – 22 May 1935) was a member of the Communist Party of Germany (KPD). Max Matern was a communist storm trooper who was convicted of murder and executed for his involvement in the assassinations of Police Captains Paul Anlauf and… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”