Willy Lessing

Willy Lessing

Willy Lessing (* 19. Januar 1881; † 17. Januar 1939 in Bamberg) war ein deutscher Kommerzienrat und Unternehmer. Von 1938 bis zu seinem Tod war er Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde in Bamberg.

Leben

Wilhelm Heinrich Lessing wurde als Sohn des Großbrauers Simon Lessing und dessen Frau Clara[1] geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters übernahm er als 22-Jähriger zusammen mit seiner Mutter die Leitung der Hofbräu Bamberg AG. 1919 fusionierte die Brauerei mit dem Brauhaus „Erlwein & Schultheiß“ in Erlangen und entwickelte sich in der Folge zu einer größten Brauereien Frankens. Lessing blieb Mehrheitsaktionär des Unternehmens. Vor dem Ersten Weltkrieg leitete er das Lokalbüro der Bamberger Sektion des Deutschen Flottenvereins. Nach seiner Kriegsteilnahme wurde er in der Weimarer Republik Mitglied der liberalen Deutschen Demokratischen Partei in Bamberg und wurde 1932 für sein bürgerschaftliches Engagement mit dem Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes ausgezeichnet.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Lessings Anteile an der Hofbräu 1936 zwangsenteignet. Mehreren Warnungen zum Trotz und obwohl seine Frau mit dem Sohn schon nach England geflüchtet war, blieb Lessing im nationalsozialistischen Bamberg. 1938 übernahm er den Vorsitz der bereits dezimierten jüdischen Gemeinde der Stadt. Als beim Sturm der Bamberger Synagoge in der Nacht der Pogrome am 9. und 10. November 1938 das Gebäude in Flammen stand, eilte Lessing dorthin. Er wurde beim Versuch, die Torarolle zu retten, von den Brandstiftern erkannt und schwer misshandelt. Als er zu Hause blutüberströmt am Boden lag, drang der Mob in seine Wohnung ein und setzte auch diese in Brand. Lessing selbst wurde wieder auf die Straße gezerrt und bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen. Zwei Monate später erlag er den Folgen der Misshandlungen.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahre 1946, wurde der Sturm auf die Synagoge und die Ermordung Lessings juristisch aufgearbeitet, Staatsanwalt war Thomas Dehler. Einer der Brandstifter wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt, ein anderer wegen des Angriffs auf Lessing zu vier Jahren Haft. Zwei weitere identifizierte Teilnehmer wurden nicht vor Gericht gestellt.

1948 beschloss der Stadtrat von Bamberg, die Sophienstraße, in der die Familie Lessing gelebt hatte, nach Willy Lessing zu benennen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Clare Lessing siehe :Joseph Walk, Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945, München : Saur, 1988 ISBN 3-598-10477-4, S. 223

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