Wolsey

Wolsey
Kardinal Thomas Wolsey, 1526

Thomas Wolsey, Kardinal und Erzbischof von York, (* 1475? in Ipswich; † 28. November 1530 in Leicester) war ein englischer Staatsmann und römisch-katholischer Kardinal. Für viele Jahre war er der mächtigste Mann Englands.

Leben

Thomas war Sohn von Robert Wulcy of Ipswich (1438 - 1496) und Joan Daundy. Sein Vater soll nach mehreren Quellen Metzger gewesen sein, diese Information ist aber nicht gesichert.

Wolsey studierte im Magdalen College in Oxford Theologie und war - auf Empfehlung von Bischof Fox von Winchester - Kaplan des Königs, der ihn 1506 als Gesandten zu Kaiser Maximilian nach Brügge schickte und ihn 1509 zu seinem Almosenier und 1510 zum Mitglied des Geheimen Rats ernannte.

Thomas Wolsey

1513 erhielt er das Bistum Tournai, 1514 die Bistümer Lincoln und York und 1515 die Kardinalswürde. Als der Erzbischof von Canterbury, durch den Stolz des Emporkömmlings verletzt, die Kanzlerstelle niederlegte, wurde diese Wolsey übertragen. Da diese Erhebung den Rücktritt der übrigen Kronräte veranlasste, kam somit die gesamte Regierungsgewalt in seine Hände. Die Ausschlag gebende Stellung, die König Heinrich VIII. in den Kämpfen zwischen Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich einnahm, beutete Wolsey nicht minder zu seinem eignen Nutzen aus als für des Königs Machtvergrößerung.

Er ließ sich zuerst von Franz I. gewinnen und gab diesem im Jahre 1516 gegen ein Jahrgeld von 12.000 Livres Tournai zurück. Der Papst ernannte ihn 1518 zum Legaten a latere mit sehr ausgedehnten Vollmachten und einem Jahrgeld von 7.500 Dukaten. Mit Wolseys Gewalt stiegen aber auch sein Stolz, seine Anmaßung und seine Prachtliebe. Er errichtete als Legat seinen eigenen Gerichtshof, bedrückte den Klerus, vereinigte willkürlich die reichen Bistümer Durham und Winchester mit dem Erzbistum York, zog die Abtei St Albans ein und riss viele andere Pfründe an sich. Seine Einkünfte wurden dadurch fast denen der Krone gleich, und sein Aufwand überstieg den der meisten Könige.

Nachdem Wolsey lange Zeit zwischen Franz I. und Karl V. geschwankt hatte und von beiden Seiten mit Gunstbezeigungen überhäuft wurde, entschied er sich endlich 1521 für den Kaiser, der ihm ein reiches Jahrgeld gewährte und Aussichten auf die Papstwürde machte. Er schloss am 25. August und am 24. November mit Karl ein Bündnis und erklärte Frankreich den Krieg. Da aber Karl weder Heinrichs VIII. französische Eroberungspolitik unterstützte noch bei zweimaliger Vakanz des päpstlichen Stuhls seinen Einfluss im Konklave für Wolsey geltend machte, schloss dieser 1525 Frieden mit Frankreich und erklärte sogar 1528 dem Kaiser den Krieg, der jedoch schon 1529 durch den Frieden von Cambrai beendet wurde.

Seine Feindschaft gegen Karl V. entzweite ihn auch mit dessen Tante, Heinrichs VIII. Gemahlin Katharina von Aragón; und um seinen König mit einer französischen Prinzessin zu vermählen, suchte er dessen spanische Ehe zu trennen. Auch Heinrich wünschte die Ehescheidung, aber um sich mit Anne Boleyn, seiner Geliebten, zu vereinigen. Als nun der Papst der Scheidung Schwierigkeiten entgegensetzte, glaubten der König und Anne, den Grund dafür in Wolseys Ränken zu finden. Dieser wurde im Oktober 1529 gestürzt, musste seinen prächtigen Palast zu London Palace of Whitehall verlassen und sich auf sein Landhaus in Esher, Surrey zurückziehen. Zwar ließ ihn der König im Besitz der Bistümer York und Winchester, doch das Parlament klagte ihn des Missbrauchs seiner geistlichen Gewalt an und verurteilte ihn zum Verlust seiner Güter und zu ewigem Gefängnis.

Heinrich VIII. begnadigte ihn, verwies ihn aber ins Erzbistum York, wo er zu Caywood seine Residenz aufschlug. Im November 1530 von neuem des Hochverrats angeklagt, sollte er nach London gebracht werden, starb aber unterwegs am 28. November in der Abtei Leicester.

In Shakespeares Henry VIII., das den Fall Wolseys darstellt, wird dem Kardinal in den Mund gelegt (3. Akt, 2. Szene):

Had I but served my God with half the zeal
I served my king, he would not in mine age
Have left me naked to mine enemies
Hätt ich nur Gott gedient mit halb dem Eifer,
Den ich dem König weiht, er gäbe nicht
Im Alter nackt mich meinen Feinden preis!

Wolsey liebte die Wissenschaften und gründete aus eigenen Mitteln mehrere Kollegien und Unterrichtsanstalten.

Das Bild von Thomas Wolsey als raffgierigem und machtsüchtigem Menschen ist vor allem geprägt durch die Charakterisierung, die sein Zeitgenosse Polydore Vergil in seiner Anglica Historia gibt, einer humanistischen Darstellung der englischen Geschichte.

Literatur

  • George Cavendish: The Life and Death of Cardinal Wolsey. OUP, London 1961
  • Charles W. Ferguson: Naked to Mine Enemies. The life of Cardinal Wolsey. Little Brown, Boston, Mass. 1958
  • Peter Gwyn: The King's Cardinal. The rise and fall of Thomas Wolsey. Barrie & Jenkins, London 1990, ISBN 0-7126-2190-3
  • Derek Wilson: In the Lion's Court. Power, ambition, and sudden death in the reign of Henry VIII. Hutchinson, Londo 2001, ISBN 0-09180118-4

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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