Zwangssteuerung

Zwangssteuerung
Öffnerhebel (oben) und gegabelter Schließerhebel (unten) der Desmodromik einer Ducati
Desmodromik Ducati

Die Desmodromik (auch Zwangssteuerung) ist eine spezielle Form der Ventilsteuerung bei Viertaktmotoren.

Abgeleitet ist der Name aus dem Griechischen von "Desmo Dromos", was soviel wie kontrollierte Bewegung bedeutet. Üblicherweise werden die Ventile eines Verbrennungsmotors durch Kipphebel, Schlepphebel oder Tassenstößel geöffnet und durch Ventilfedern wieder geschlossen. Bei der desmodromischen oder zwangsweisen Ventilsteuerung wird ohne Ventilfedern gearbeitet und auch die Schließbewegung gesteuert ausgeführt.

Hierfür sind beispielsweise für jedes Ventil zwei Kipphebel und auf der Nockenwelle zwei Nocken vorhanden, von denen einer wie üblich das Ventil öffnet, der andere das Ventil schließt. Um auch bei Ventilspiel des kalten Motors (für die errechnete Wärmeausdehnung) und zum Starten eines Motors die Ventile dicht schließen zu lassen, wird zusätzlich zum nockengesteuerten Schließmechanismus oft zusätzlich eine schwache Ventilschließfeder verbaut, die die Anlage des Ventiles auch bei kaltem Motor, ohne direkten Krafteingriff vom Schließnocken sicherstellt - denn ohne dichte Ventile und damit ohne Kompression könnte ein Viertakter-Verbrennungsmotor nicht starten.

Da die Qualität der Federstähle in den Anfängen des Motorsports sehr zu wünschen übrig ließ und Federbrüche sowie Ventilflattern bei hohen Drehzahlen an der Tagesordnung waren, wurden Systeme erdacht, dieser Problematik zu entgehen. Viele Motorenhersteller und Konstrukteure entwickelten eigene, zum Teil sehr aufwändige Systeme, die oftmals das Versuchsstadium nicht überstanden. Es entstanden Systeme mit Kulissenführung, einzelnen Nocken für die Öffnungs- und die Schließphase sowie Kurvenbahnen.

Bekannte Fahrzeuge mit Zwangssteuerung waren die Norton Manx von 1949, der Mercedes-Benz W196 und der von ihm abgeleitete Mercedes 300 SLR von 1954.

Diese präzisen Steuerungen, mit denen theoretisch hohe Ventilbeschleunigungen realisiert und die Gefahr von Ventilflattern sowie Ventilfederbrüchen ausgeschlossen werden konnten, hatten jedoch alle den Nachteil, aus einer Vielzahl von verschleißanfälligen Kleinteilen zu bestehen. Aufgrund der daraus resultierenden hohen Herstellungs- und Wartungskosten konnten sich Desmodromiken nur in einer Ausnahme durchsetzen: Fabio Taglioni entwickelte ab Mitte der 1950er Jahre für Ducati eine vergleichsweise einfache Desmodromik, die bis heute in den Motorrädern der italienischen Marke verwendet wird.

Literatur

  • Richard van Basshuysen, Fred Schäfer: Handbuch Verbrennungsmotor Grundlagen, Komponenten, Systeme, Perspektiven. 3. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2005, ISBN 3-528-23933-6

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