Öko-tex

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Der Öko-Tex Standard 100 ist ein Prüf- und Zertifizierungssystem für Textilien, das die „Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie“ (Öko-Tex) vergibt. Es soll dem Käufer zeigen, dass die mit dem Etikett versehenen Textilprodukte Grenzwerte für bestimmte gesundheitsgefährdende Schadstoffe einhalten.

In der internationalen Gemeinschaft „Öko-Tex“ sind 17 Prüfinstitute in Europa und Japan mit Vertretungen in mehr als 40 Ländern zusammengeschlossen. Der international einheitliche Kriterienkatalog zur Schadstoffprüfung wird regelmäßig modifiziert und erweitert.

Die Institute haben bislang (Stand 2006) etwa 52.000 Zertifikate für Textilien ausgestellt. Weltweit nehmen mehr als 6.500 Hersteller an dem Prüfsystem teil. Das Öko-Tex-Zeichen wird von Herstellern als Entscheidungshilfe für den Verbraucher und als Mittel zur Qualitätssicherung ihrer Produkte angesehen und dient außerdem der Werbung.

Die Textilien sind beispielsweise auf pH-Wert, Formaldehyd, Pestizide und Herbizide, extrahierbare Schwermetalle, chlororganische Carrier und Konservierungsmittel wie Pentachlorphenol und Tetrachlorphenol getestet. Außerdem untersucht man die Textilien auf krebserregende MAK-Amine spezieller Azofarbstoffe, deren Einsatz in Europa zum Teil gesetzlich verboten ist, sowie auf Farbstoffe, deren allergisierend wirkendes Potenzial wissenschaftlich belegt ist.

Das Zertifizierungssystem hat vier Produktklassen:

  • I - Babyartikel
  • II - Artikel mit lang andauerndem oder großflächigem Hautkontakt
  • III - Oberbekleidung
  • IV - Ausstattungsmaterialien

Der Prüfgrad ist von der Produktklasse abhängig. Je intensiver der Hautkontakt mit der Textilie ist, desto strenger sind die Anforderungen.

Wenn alle Bestandteile einer Textilie den Anforderungen des Prüfkatalogs entsprechen, erhält der Hersteller das Öko-Tex-Zertifikat. Es wird für die Dauer eines Jahres ausgestellt und kann nach wiederholter erfolgreicher Prüfung verlängert werden. Um die Einhaltung der Prüfkriterien sicherzustellen, kontrollieren die Öko-Tex-Institute jedes Jahr mindestens 15 Prozent der Zertifikate von Öko-Tex-Produkten, die auf dem Markt sind.

Inhaltsverzeichnis

Öko-Tex Standard 1000

Öko-Tex Standard 1000 (in Worten: Eintausend) ist ein Zertifizierungssystem, ähnlich z.B. einer EN ISO 9000. Hier wird nicht das Produkt, sondern das Unternehmen, also die Produktionsbedingungen der gesamten Produktionskette bei der Textilherstellung geprüft. Es gibt Grenzwerte bezüglich Abwasser- und Abluftreinigung, Staub- und Lärmgrenzen, Mindestanforderungen bei Arbeitsschutz und u.a. ein Verbot der Kinderarbeit. Nach Öko-Tex Standard 1000 kann also nur ein Unternehmen geprüft werden, nicht jedoch seine Produkte. Bis heute (2006) hat sich allerdings nur eine kleine Minderheit der Textilunternehmen dieser Prüfung unterworfen, die Schweiz nimmt hierin eine Führungsrolle ein.

Öko-Tex Standard 100 plus

Erfüllt ein Unternehmen Öko-Tex Standard 1000 und werden seine Produkte erfolgreich nach Öko-Tex Standard 100 geprüft, dann können diese Erzeugnisse das Öko-Tex-Standard-100-plus-Zeichen tragen. Diese sind dann also sowohl schadstoffgeprüft als auch umweltfreundlich hergestellt.

Kritik

Das Öko-Tex-Label hebt deutlich das Wort „Vertrauen“ hervor und vermittelt dadurch Aufrichtigkeit und Sicherheit im Zusammenhang mit dem gekauften Produkt, ohne aber diesem Anspruch voll gerecht zu werden - meinen Kritiker, vor allem aus den Reihen von Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden. Die sowohl für Produkte nach Öko-Tex Standard 100 als auch 100 plus verwendeten werbewirksame Aussagen wie geprüft nach den strengen Anforderungen von Öko-Tex ... oder ... hohen Anforderungen ... werden als irreführend und überzogen betrachtet. Als Grund wird angegeben, dass, wenn auch in begrenztem Umfang, sehr wohl Schadstoffe im gekennzeichneten Erzeugnis explizit erlaubt sind, selbst in jenen der Produktklasse I (Babyartikel). Neben Schwermetallen und Pestiziden sind dies auch Formaldehyd und eine Reihe von anderen chemischen Verbindungen. Chlorbleiche ist ebenso gestattet, wie mehrere chemische Ausrüstungen.

An dem mit Abstand am weitesten verbreiteten Label Öko-Tex Standard 100 wird kritisiert, dass die Prüfung ausschließlich am fertigen Produkt stattfindet. Weder Erzeugung, Herstellung, Arbeitsbedingungen noch das ökologische Umfeld, unter dem die Produktion passiert, finden Berücksichtigung. Dazu ein Beispiel:
Ein Feld mit konventioneller Baumwolle, heute mehrheitlich genmanipulierte Sorten, wird bis zur Ernte etwa 20mal mit Pestiziden behandelt. Nach der Ernte wird die Baumwolle in eigenen, zum Teil mit chemischen Reinigungsmitteln betriebenen, Reinigungsanlagen gesäubert und bei den folgenden Verarbeitungs- und Veredelungsschritten kommt eine Fülle von weiteren Chemikalien in Form von sogenannten „Textilhilfsmitteln“ und Farbstoffen zum Einsatz. Am Ende dieser Kette steht die Prüfung des Erzeugnisses durch Öko-Tex. Die vorherigen Reinigungsprozesse und eine geschickte Anordnung des Produktionsablaufes gewährleisten, dass das Endprodukt nur mehr etwa 5 bis 10 % der ursprünglichen Chemikalienrückstände enthält und damit die geforderten Öko-Tex-Grenzwerte unterschreitet. Einer Verleihung des Öko-Tex Zeichens steht damit nichts mehr im Wege. Die im Laufe der Produktion stattgefundene Vergiftung des Bodens, die zum Teil ganz erhebliche Abwasserbelastung und die entstandenen Luftschadstoffe finden keinen Eingang in die Öko-Tex Standard 100 Bewertung. Ebenso unberücksichtigt bleiben beispielsweise eventuelle Kinderarbeit oder Lohnsklaverei vor allem in Süd-, Südost- und Ostasien.

Einziger Ausweg ist, Kleidung aus kontrolliert biologischem Anbau und ökologischer Produktion den Vorzug zu geben.

Literatur

  • Kaiser, Andreas: Ökologiebezogene Produktkennzeichnung. Entstehung, Hintergrund, Anforderungen. Dargestellt am Markenzeichen "Textiles Vertrauen - Schadstoffgeprüfte Textilien nach Öko-Tex-Standard 100" als umweltbezogenes Informationsinstrument. Dissertation, Kassel 1996

Weblinks


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