Butrint-See

Butrint-See
Der Butrint-See von Norden
Südliches Ende des Sees
Der See mit dem Dorf Ksamil und dem Ionische Meer im Vordergrund

Der Butrint-See (albanisch: Liqeni i Butrintit) ist ein Salzwasser-Lagune[1] in Südalbanien an der Küste des Ionischen Meers. Der See liegt südöstlich von Saranda bei den antiken Städten von Butrint im Kreis Saranda, hat eine Fläche von rund 16,3 km², im Schnitt eine Tiefe von 14 m, die maximal 21 m erreicht.[2][3] Er ist 7,1 km lang und bis zu 3,3 km breit.[4] Der Salzgehalt des Wassers schwankt mit den Gezeiten.[5]

Am Südende ist die Lagune über den rund zweieinhalb Kilometer langen Vivar-Kanal mit dem Meer verbunden. Der See und die Umgebung wurden im Quartär geformt. Noch vor 3000 Jahren war es eine Meeresbucht. Das Marschgebiet südlich des natürlichen Kanals war lange vom Meer überflutet und wurde allmählich durch Ablagerungen der Flüsse Bistrica und Pavlla aufgefüllt. Ums Jahr 100 war die Ebene schon so weit ausgebildet, dass Römer dort siedelten.[4][5]

Der langgezogene See wird nördlich des Kanals durch eine schmale Landzunge, bestehend aus einem langen, bis 240 müA hohen Hügelzug, vom Meer getrennt. Am Ostufer enden die Ausläufer des 695 m hohen Mali i Miles. Die Lagune wurde bis 1958 vom aus den Bergen kommenden Flüsschen Bistrica gespiesen. Der Wasserlauf wurde aber kurz vor der Einmündung ins Nordende des Sees durch den künstlichen Çuka-Kanal direkt ins Meer umgeleitet. Es handelt sich um einen permanent geschichteten See mit einem sauerstofffreien und unbelebten Hypolimnion, während die obere Schicht bis ca. 8 m Tiefe sauerstoffreich ist.[2][1][5]

Der See wird insbesondere am Süd- und am Nordende von weiten Feuchtgebieten umgeben, die zeitweise auch komplett unter Wasser stehen. Reet-Landschaften prägen die Ufer. Diese reinigen auch das einflissende Wasser und sind Heimat von Teichrallen, Wasserrallen, Rohrsänger, Drosselrohrsänger und Zwergdommeln. Im Gegensatz zum Salzwasser-Marsch zwischen Südende und Meer handelt es sich bei den Feuchtgebieten am Nordende um Süsswasser-Marsch.[1][5]

Ein weiterer, kleiner See liegt südöstlich des Butrint-Sees. Der Bufi-See (Liqeni i Bufit, manchmal auch Rreza) ist rund zwei Kilometer lang, durchschnittlich einen Meter tief und hat die Form eines spitz zulaufenden Dreiecks. An seinem Ostufer und Nordende geht die Landschaft in leichtes Hügelland am Westhang des Mali i Miles über. Bis in die 1960er Jahre enthielt er Brackwasser. Während der Bufi-See früher an seinem Südwest-Ende mit dem Butrint-See verbunden war, ist die permanente Verbindung heute ein Kanal weiter nördlich. Das Wasser ist seither salzhaltig und schwankt mit den Gezeiten. Beim Gebiet zwischen den Seen handelt es sich mehrheitlich um Feuchtgebiete, die zeitweise unter Wasser stehen. Der 81 Meter hohe Kalivo-Hügel – seit der Bronzezeit als Siedlungsplatz genutzt und im 6. Jahrhundert v. Chr. mit einer 1300 m langen Mauer befestigt[6] – erhebt sich aus dem Sumpfgebiet zwischen den Seen.[5]

Der Butrint-See und die ihn umgebenden Feuchtgebiete werden von der Ramsar-Konvention geschützt; das südliche Ende ist Teil des Butrint-Nationalparks. Der Butrint-See und seine Umgebung ist Lebensraum 14 gefährdeter Tierarten; nirgends sonst in Albanien wurden so viele Vogel- (246), Reptilien- (25) und Amphibien-Arten (10) gefunden. Daneben wurden 105 Fischarten und 39 Säugetierarten nachgewiesen. Nur rund um den Butrint-See sind innerhalb Albaniens der Epirus-Wasserfrosch (Rana epeirotica), die Schildkrötenart Testudo marginata, die Westliche Sandboa (Eryx jaculus) und die Eidechse Podarcis taurica jonica beheimatet. See und seine Umgebung sind zudem ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel wie Haubentaucher, Zwergtaucher, Schellente, Blässhuhn und Tafelente. Auch seltene Meeresbewohner wie die gefährdete Karettschildkröte[Anmerkung 1] und die stark gefährdete Mittelmeer-Mönchsrobbe[Anmerkung 2] sowie Greifvögel wie Kornweihe und Rohrweihe sind im respektive um den See anzutreffen.[1][5]

Unzureichende Süßwasserzufuhr hatte Sauerstoffmangel im Wasser des Butrint-Sees zur Folge, wobei sich auch giftige Gase aus dem schlammigen Seeuntergrund löste. Um diesen Prozess, der das Gleichgewicht und die Fauna im See gefährdet, zu stoppen, wurde der Frischwasserzufluss in den See mit verschiedenen Massnahmen erhöht. Es konnte bereits eine bessere Wasserqualität festgestellt werden.[5]

Im See werden seit 1968 Miesmuscheln (Mytilus galloprovincialis) gezüchtet, was zwischenzeitlich 250 Personen Arbeit gab.[5][1] Die Produktion schwankt zwischen 2000 bis ca. 7000 kg pro Jahr.[4]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Information Sheet on Ramsar Wetlands - Butrint
  2. a b Alqiviadh Cullaj, Agim Hasko, Aleko Miho, Ferdinand Schanz, Helmut Brandl, Reinhard Bachofen: The quality of Albanian natural waters and the human impact, in: Environment International 31 (2005)
  3. In Information Sheet on Ramsar Wetlands - Butrint sind folgende abweichende Zahlen vermerkt: Fläche: 16,0 km²; durchschnittliche Tiefe: 11 m; maximale Tiefe: 21,5 m; Wasservolumen: 211 x 106 m³
  4. a b c Wolfgang Fremuth (Herausgeber): Albania – Guide to it's Natural Treasures, Verlag Herwig Klemp, Tirana 2000, ISBN 3-931323-06-4
  5. a b c d e f g h Butrint Foundation, Butrint National Park (Hrsg.): Butrint National Park – A guide to the Environment and Walking Trails
  6. Neritan Ceka: Buthrotum – Its History and Monuments, Tirana 2006, ISBN 99943-672-8-5

Anmerkungen

  1. Im Winter 2004/05 haben die acht Fischer des Butrint-Sees ein bis zwei Karettschildkröten in ihren Netzen gefunden, vgl. Rapid Assessment Survey of important marine turtle and monk seal habitats in the coastal area of Albania..
  2. Obwohl in verschiedenen Dokumenten die Mittelmeer-Mönchrobbe als Bewohner des Butrint-Sees aufgezählt wird, ist ihr heutiges Vorkommen in albanischen Gewässern in Frage gestellt. 1999 konnten Wissenschaftler letztmals Spuren an der Küste der Halbinsel Karaburun nachweisen. Es ist aber auch möglich, dass Tiere aus Populationen in Nordgriechenland gelegentlich nach Albanien ziehen, vgl. The Monachus Guardian, November 2001. Im Sommer 2004 berichteten zwei Fischer, Mittelmeer-Mönchsrobben in der Gegend von Karaburun und in der Bucht von Saranda gesehen zu haben, vgl. Rapid Assessment Survey of important marine turtle and monk seal habitats in the coastal area of Albania.

Weblinks

39.78333333333320.0333333333337Koordinaten: 39° 47′ 0″ N, 20° 2′ 0″ O


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