Albaner in der Schweiz

Albaner in der Schweiz
Tabelle der zehn meist gesprochenen Sprachen in der Schweiz im Jahr 2000; Albanisch ist dunkelorange dargestellt: rund 95.000 Sprecher

Die Albaner bilden in der Schweiz seit den 1990er Jahren eine der grössten Ausländergruppen. Zugleich wurde die Schweiz zu einem wichtigen Zentrum der albanischen Diaspora.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In den 1970er Jahren waren die Albaner aus Kosovo und Mazedonien überproportional stark an der jugoslawischen Gastarbeiter-Migration in die Schweiz beteiligt. Als sich in den 1990er Jahren die politische Situation in Kosovo zuspitzte und die Wirtschaftslage im Südwestbalkan verschlechterte, liessen viele hier seit Jahrzehnten in der Schweiz arbeitende Albaner ihre Familien nachziehen. Anderen Kosovo-Albanern wurde in der Schweiz Asyl gewährt. Während des Kosovokriegs nahm die Schweiz aus humanitären Gründen nochmals Tausende von Albanern vorübergehend auf.[1]

In den 1990er Jahren diente die Schweiz als wichtiges Zentrum für die albanische Diaspora aus Kosovo. In der Schweiz wurden mehrere albanischsprachige Zeitungen herausgegeben, während sie der UÇK als Basis für Finanzierungen und Organisation diente.

Der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Albanien war hingegen nur von geringer Bedeutung für die albanische Diaspora in der Schweiz. Im Gegensatz zu Nachbarländern wie Italien und Deutschland nahm die Schweiz kaum albanische Staatsbürger auf und führte illegal Eingewanderte konsequent zurück.

Statistik

Anzahl und Herkunft

In der Schweiz wurden bis anhin keine Statistiken erhoben, wie viele Personen aus Kosovo stammen oder sich als Albaner bezeichnen. Auf Basis der Volkszählung im Jahr 2000 wurde die Zahl der Albanisch-Sprechenden auf 170'000 geschätzt.[2] Statistisch erfasst ist lediglich die Zahl der Albaner aus Albanien mit Aufenthaltsbewilligung, die mit 1.351 Personen (2008) anteilsmässig sehr gering ist.[3] Die gesamte Zahl der in der Schweiz lebenden Personen albanischer Abstammung wird aktuell auf rund 200'000 geschätzt.[1][4]. Damit gehören die Albaner nebst den 295'066 Italienern, den 251'527 Deutschen und den 205'545 Portugiesen zu den grössten Ausländergruppen in der Schweiz.[3]

Die Albaner konzentrieren sich in der Deutschschweiz. Wichtige Zentren der albanischen Diaspora in der Schweiz sind Zürich, Basel, Bern, Winterthur und St. Gallen.

Die Anzahl der in der Schweiz lebenden Albaner wurde bisher nicht amtlich erfasst, weil in amtlichen Statistiken Ausländer nach ihrer Staatsangehörigkeit differenziert werden. Albaner wurden je nach dem als albanische, mazedonische, Schweizer oder serbische Staatsangehörige erfasst. Personen aus dem Balkan lassen sich überdurchschnittlich häufig einbürgern.[5] Diese eingebürgerten Schweizer verschwinden in den Statistiken komplett.[2]

Religion

Unter Albanern ist die Mehrheit Anhänger der sunnitischen Glaubensrichtung des Islams, aber auch andere Auslegungen des Korans bzw. Islams wie die aus der Schia hervorgegangene Bektaschi sind vertreten. Daneben finden sich auch über 20.000 Christen Vertreter verschiedener Kirchen in der Schweiz, mehrheitlich Angehörige der grössten Ausländergemeinde der kosovarischen Katholiken.[4][6]

Migrationssituation

Bis in die 1980er Jahre waren die Albaner in der Schweiz fast nur männliche Gastarbeiter, die in der Gesellschaft als Albaner kaum wahrgenommen wurden. Dank ihres langen Aufenthalts in der Schweiz war es ihnen möglich, vom Familiennachzug zu profitieren.[2] Damit stieg die Zahl der Albaner in der Schweiz sprunghaft an. Sowohl das Aufnahmeland als auch die Albaner waren auf diese Situation schlecht vorbereitet und bekundeten Mühe mit der Bewältigung der Situation.

Die albanische Kultur wird in der Schweiz mangels spezifischer Läden oder Restaurants kaum wahrgenommen. Es existieren jedoch mehrere Monatszeitungen und übers ganze Land verteilt – oftmals in Industriegebieten – unzählige albanische Clubs und Diskotheken.

Bekannte Albaner in der Schweiz

Von den 21 Spielern der U-17-Fussballnationalmannschaft, die 2009 Weltmeister wurde, waren drei albanischer Herkunft: Frédéric Veseli, Pajtim Kasami und Granit Xhaka. Beim Qualifikationsspiel zur Fußball-Europameisterschaft 2012 gegen England im Juni 2012 spielten mit Behrami, Xhaka, Shaqiri, Džemaili und Mehmedi fünf Schweizer mit albanischen Wurzeln.

Literatur

  • Albert Ramaj, Die Albaner in der Schweiz (I), Geschichtliches – Albaner in der Schweiz seit 1431, in: „Albsuisse“ (Zürich), Juni 2009 / Jahr 2, Nr. 6, S. 13-14 [[1]]
  • Hans-Peter von Aarburg, Sarah Barbara Gretler: Kosova-Schweiz: Die albanische Arbeits- und Asylmigration zwischen Kosovo und der Schweiz (1964-2000). Lit Verlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-03735-250-2. (Deutschland: ISBN 978-3-8258-1371-0); Kurzpräsentation
  • Ueli Leuenberger, Alain Maillard: Les damnés du troisième cercle – Les Kosovars en Suisse 1965/1999. Éditions Metropolis, Genf 1999, ISBN 2-88340-100-4.
  • Xhevdet Kallaba, Kan Poldervaart (Hrsg.): Kosovo–Schweiz–Kosova – Flucht und Rückkehrbewegung 1998–2001. Verlag der Schweizerischen Stiftung des Internationalen Sozialdienstes, Zürich 2005, ISBN 3-907873-06-8.

Einzelnachweise

  1. a b Albert Ramaj: Die Albaner in der Schweiz: Geschichtliches – Albaner in der Schweiz seit 1431
  2. a b c Hans-Peter von Aarburg, Sarah Barbara Gretler: Kosova-Schweiz: Die albanische Arbeits- und Asylmigration zwischen Kosovo und der Schweiz (1964–2000). Lit, Zürich 2008, ISBN 978-3-03735-250-2.
  3. a b Bundesamt für Statistik: Wohnbevölkerung nach detaillierter Staatsangehörigkeit. Abgerufen am 8. November 2009.
  4. a b Im Namen aller Albaner eine Moschee?
  5. Bundesamt für Statistik: Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz - Bericht 2008. Neuchâtel 2008, ISBN 978-3-303-01243-7.
  6. Albanermission Nordwestschweiz feiert Doppel-Jubiläum in Aarau (Commniqué der Römisch-katholischen Kirche im Aargau). In: kath.ch. 25. Oktober 2010, abgerufen am 19. Februar 2011.

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