- Endzeitfilm
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Der Endzeitfilm, auch Apokalypsenfilm oder Postapokalyptischer Film, beschreibt ein Filmgenre, in dem die Filmhandlung in einer durch eine globale Katastrophe radikal veränderten Weltordnung situiert ist. Im Gegensatz zur Dystopie, welche die Verschlechterung gesellschaftlicher Verhältnisse beschreibt, entwirft der Endzeitfilm drastische, apokalyptische oder groteske Weltuntergangsszenarien als Extremfall der Dystopie.[1][2] Der Endzeitfilm ist ein Subgenre des Science-Fiction-Films, wobei dessen Motive gleichzeitig in den Genres des Horror- und Katastrophenfilms Verwendung finden. Es entstand in den 1950er Jahren, nachdem durch die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki eine weltweite Katastrophe möglich erschien.[3] Während bis in die 1980er Jahre hinein meist ein thermonuklearer Weltkrieg oder eine Pandemie die Katastrophe darstellten, wurden in späteren Filmen auch Klimakatastrophen thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
Charakterisierung
Das Genre lässt sich in drei verschiedene Teilgenres unterteilen.[4] Dabei verändern sich während der Endzeit im eigentlichen Sinn die Umstände, unter denen Menschen miteinander leben; es gibt ein „Davor“ und ein „Danach“. Im Film existieren entweder bereits etablierte, neue Organisationsformen oder die angepassten Gesellschaftsformen entstehen erst. Beispiele dafür sind A Boy and His Dog (1975), Quiet Earth (1985), 28 Days Later (2002) oder The Day After Tomorrow (2004). In der Kontinuierlichen Endzeit fehlt der markante Einschnitt einer Katastrophe; die Zustände sind stattdessen Resultat stetiger Entwicklung. Kennzeichnend ist ein „organisiertes“ Chaos als Ergebnis bestehender Zivilisationsprobleme. Filme dieses Teilgenres sind etwa The Last Man on Earth (1964), Mad Max (1979), M.A.R.K. 13 – Hardware (1990), Waterworld (1995) oder Children of Men (2006). Die Apodiktisch-restriktive Utopie prophezeit eine radikale gesellschaftliche Veränderung aufgrund sozialer Zerwürfnisse. Einher geht die mentale Katastrophe im Gegensatz zum Gegenwartszustand im Rahmen totalitärer Ordnungszustände und apodiktisch-restriktiver Regeln. Umgesetzt wird dieser Ansatz unter anderem in Geburten verboten (1972), Die Geschichte der Dienerin (1990) und Anderland (2006).
Im Endzeitfilm ist insbesondere der Filmheld als Retter und Überlebender ein wiederkehrender Stereotyp. Typisch ist außerdem die Grenzüberschreitung von außen nach innen mit der Veränderung der Welt.[4] Endzeitfilme sind Indikatoren ihrer Zeit und thematisieren deren politische, kulturelle oder moralisch-ethische Probleme.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Hans Krah: Weltuntergangsszenarien und Zukunftsentwürfe. Narrationen vom „Ende“ in Literatur und Film 1945–1990. Ludwig, Kiel 2004, ISBN 3933598915.
- Ralf Leppin: Die postnukleare Endzeitvision im Film der achtziger Jahre. Teiresias, Köln 1997, ISBN 398043804X.
- Margit Fröhlich et al. (Hrsg.): Nach dem Ende. Auflösung und Untergänge im Kino an der Jahrtausendwende. Schüren, Marburg 2001.
- Charles P. Mitchell: A Guide to Apocalyptic Cinema. Greenwood Press, London 2001.
- Jerome F. Shapiro: Atomic Bomb Cinema. The Apocalyptic Imagination on Film. Taylor and Francis, London 2002.
Einzelnachweise
- ↑ Philipp Brunner: Endzeitvision. In: Lexikon der Filmbegriffe, Hrsg. von Hans. J. Wulff und Theo Bender
- ↑ Philipp Brunner, Ludger Kaczmarek: Dystopie in der Filmgeschichte. In: Lexikon der Filmbegriffe, Hrsg. von Hans. J. Wulff und Theo Bender
- ↑ Nils Borstnar, Eckhard Pabst, Hans Jürgen Wulff: Einführung in die Film- und Fernsehwissenschaft, Uni-Taschenbücher GmbH Stuttgart, S. 76.
- ↑ a b Hans Krah: Apokalypsenfilme. In: Lexikon der Filmbegriffe, Hrsg. von Hans. J. Wulff und Theo Bender
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