Burgus Bacharnsdorf

Burgus Bacharnsdorf

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a) Burgus Bacharnsdorf
b) Burgus St. Lorenz
c) Burgus Rossatz
Limes Noricum
Abschnitt Strecke 1
Datierung (Belegung) a) spätes 4. Jahrhundert;
nachantike Nutzung bis ins hohe Mittelalter,
b) 4 - 5 Jahrhundert ?,
c) 2. bis spätes 4. Jahrhundert;
nachantike Nutzung bis ins Mittelalter
Typ Wachturm
Einheit a/b/c limitanei (burgarii) ?
Größe a) 12,2 × 12,4 m,
Mauerstärke 1,6 m
b) unbekannt,
c) 9 x 9 m,
Fläche 12,4 m²,
Stärke 1,2 m
Bauweise a/b/c Steinbauweise
Erhaltungszustand a) Südmauer mit jeweils einem Bogen- und Schlitzfenster
bis ins 2. Stockwerk erhalten,
Fundamente der West- und Nordmauer,
b) Südmauer im Kirchenbau erhalten,
c) SW-Seite und Rest der
SO-Ecke tw. noch aufgehend erhalten
Ort Rossatz-Arnsdorf, St.Lorenz
Geographische Lage 48° 22′ 9,6″ N, 15° 26′ 42,2″ O48.36932777777815.445069444444Koordinaten: 48° 22′ 9,6″ N, 15° 26′ 42,2″ O
Vorhergehend Kastell Melk (westlich)
Anschließend Kastell Favianis (östlich)
Limes3.png

Der Burgus von Bacharnsdorf war Bestandteil der Festungskette des römischen Donaulimes in Österreich, Bundesland Niederösterreich, Bezirk Krems-Land, Gemeinde Rossatz-Arnsdorf.

Die valentinianische Wehranlage zählt zu den besterhaltenen römischen Baudenkmälern der Provinz Noricum. Neben dem Burgus werden in diesem Artikel auch die Wachtürme von Sankt Lorenz und Rossatz-Windstallgraben behandelt.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Forschungsgeschichte

Der Ortsteil Bacharnsdorf, befindet sich am nordöstlichen Ende einer Flussniederung bei der Ortschaft Mitterarnsdorf, kurz bevor die Donau hier eine Engstelle durchströmt, etwa 13 km flussaufwärts von Mautern an der Donau entfernt, an der Bundesstraße 33. Der Name des Ortes geht auf Bischof Arno von Salzburg zurück, dem durch Kaiser Karl dem Großen im 8. Jahrhundert hier ein Lehen zugesprochen wurde. Die Ruine selbst liegt in das gewachsene Ortsbild eingebettet beim Haus Bacharnsdorf Nr. 7. Seine Überreste grenzen im Süden direkt an ein mittelalterliches Hofgebäude, im Westen an etwas höher gelegenes Terrain und im Norden an ein Gartenareal. An der Ostmauer wurde eine Informationstafel angebracht.

Schon im 19. Jahrhundert vermutete man hier auf Grund der vorhandenen Bausubstanz und Münzfunden einen ehemaligen römischen Wachturm. Auch Friedrich von Kenner, Eduard Sacken und Eduard Nowotny äußerten die Vermutung, dass gegenüber von Spitz an der Donau, oberhalb der Ortschaft Arnsdorf, aufgrund der günstigen topographischen Lage ein römischer Beobachtungsposten bestanden haben muss. Gertrud Pascher bezeichnete allerdings in ihrer Fundzusammenstellung von Arnsdorf dies allerdings als “bloße Vermutung” da meist nur Meldungen von Münzfunden aus dieser Gegend vorlagen. Im Sommer 1964 machte F. Topitz erneut auf das Vorhandensein dieses Burgus aufmerksam. Nach Meldung an die zuständigen Stellen wurde 1970 vom Österreichischen Archäologischen Institut (Herma Stiglitz) eine erste Untersuchung durchgeführt und durch Keramikfunde der römische Ursprung des Mauerwerkes zweifelsfrei bestätigt. 1985 erfolgte schließlich eine Bauaufnahme durch das Österreichische Bundesdenkmalamt (Gertrude Wlach, M. Moreno-Huerta, Hannsjörg Ubl). Im Norden, Westen und vor allem im Osten wurde das Material bis unter die antike Fundschicht abgetragen. Danach erfolgte eine komplette Sanierung und Konservierung der Mauerreste. Antike Quellen oder Inschriften zu diesem Turm sind bis dato keine bekannt. Die aufgefundene Keramik wird im Museum Mautern an der Donau aufbewahrt[1]

Befund

Durch die über 9 m hoch erhaltene Südmauer lässt sich das Aussehen dieser Befestigungsanlage gut rekonstruieren. Der Turm hatte zwei Stockwerke und besaß keine Unterkellerung. Der quadratische Grundriss misst in etwa 12,2 × 12,4 m. Der Bau steht auf rund 1,5 m breiten Fundamenten, das aufgehende Mauerwerk ist rund 1,6 m breit und verjüngt sich nach oben hin. In den einzelnen Stockwerken sind deutlich die Abdrücke der Balkenköpfe für die Verstrebungen der Zwischendecken erkennbar. Die Süd-West-Ecke ist noch bis in eine Höhe von 2 m erhalten. Der Eingang lag im Norden, vermutlich im Erdgeschoss, der erste Stock wurde durch jeweils zwei Schlitzfenster an den Seiten belüftet. Im zweiten Stock durchbrachen je zwei große Bogenfenster die Mauern. Das Erdgeschoss diente vermutlich als Vorratsraum, der erste als Unterkunft der Mannschaft und der zweite Stock als Wachstube. Vermutlich hatte der Burgus ein zeltförmiges, ziegelgedecktes Dach. Überreste einer den Turm umgebenden Wallanlage konnten nicht beobachtet werden.

Funktion und zeitliche Einordnung

Der Burgus sicherte das Donauufer und den Zugang des sich zur Donau nach Südosten hin öffnenden Kupfertales (Dürrenbachtal), durch das eine römische Geleisstraße verlief, die die Wachau mit der Reichsstraße zwischen Cetium (St. Pölten) und Namare (Melk) verband. Vermutlich wurde er um 370 n. Chr. von Soldaten der milites auxiliares Lauriacenses[2]im späten 4. Jahrhundert im Zuge der Grenzsicherungsmaßnahmen Valentinans I. errichtet. Der Turm wurde bis ins Hochmittelalter benutzt.

Burgus St.Lorenz

Die Kirche St. Lorenz befindet sich westlich von Rossatz, am rechten Donauufer, direkt an der Anlegestelle der Rollfähre nach Weißenkirchen, man erreicht sie über die Bundesstraße 3 oder dem Donau-Radweg. Die Kirche gehört zu den kleinsten Gotteshäusern in der Wachau und wurde als Andachtsstelle für Flussschiffer erbaut. Im nördlichen turmartigen Gebäude sind die Überreste eines spätantiken Burgus verbaut. Die nördliche Mauer des Kirchenschiffes bildet hierbei die ältere Südmauer des Pfarrhofes und damit gleichzeitig die des Burgus. Ein Stück von ihr kann man noch an der Westseite zwischen Hausdach und Kirche erkennen. Seine Zeitstellung ist unbekannt.

Wachturm Rossatz-Windstallgraben

Lage und Forschungsgeschichte

Dieses Baudenkmal befindet sich ebenfalls auf dem Gemeindegebiet von Rossatz-Arnsdorf. Der Turm liegt ungefähr 6 km flussaufwärts von Mautern an der Donau entfernt im Gemeindegebiet von Rossatz an der Bundesstraße 33, direkt bei der Einmündung des Fußweges Oberbergern-Rossatz (vormals Rossitzergraben) am rechten Donauufer. Die Überreste des Turmes befinden sich neben einen kleinen Parkplatz und sind frei zugänglich.

A. Dungel vermutete bei seiner Untersuchung römischer Überreste in der Wachau, 1906, hier im „Windstallgraben bei Rossatzbach“, Gemeinde Oberbergern, in der Gegend mit dem Flurnamen „Zu den sieben Gräbern“ einen römischen Stützpunkt[3]. Verbürgt waren allerdings nur einzelne Münzfunde. Der Wachturm wurde schließlich 1952 beim Bau der B 33 entdeckt, 10 Jahre später ausgegraben, seine Reste 1992 restauriert und konserviert.

Befund

Der quadratische Turm maß etwa 9 x 9 m, bedeckte eine Fläche von rund 12,4 m²[4] und wurde über einen älteren, kleineren Vorgängerbau aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Die Mauern waren in Gußmauertechnik hochgezogen und maßen 1,2 m. Die parallel zur B 33 verlaufende NO-Seite war bis auf die im Straßengraben gelegenen Grundmauern zerstört. Das gleiche Bild zeigte auch die bis zu 1/3 devastierte SO-Seite. An der Ecke SW-Seite blieb bis zu 1,5 m aufgehendes Mauerwerk erhalten. Der weitere Verlauf der SW-Front und auch der südliche Abschnitt der NW-Seite waren vollkommen zerstört. Auch blieb noch ein 1 m hoher Rest der SO-Ecke erhalten. Ein evt. umlaufender Wehrgraben konnte nicht mehr festgestellt werden. Funde (durch Hitzeinwirkung gesprungene/gestempelte Ziegel) lassen darauf schließen, dass er ebenfalls im späten 4. Jahrhundert n. Chr. errichtet und später durch einen Brand zerstört wurde. Vermutlich war auch er durch ein Ziegeldach im Oberteil abgedeckt. Kleinfunde (Fibel, Armreif) bestätigen, dass der Turm auch noch im 5. Jahrhundert belegt war. Mauerreste an der Ostseite lassen auf eine Weiterbenutzung vom Hochmittelalter bis in die frühe Neuzeit schließen.

Funktion und zeitliche Einordnung

A. Dungl und F. Kainz vertraten die Auffassung, dass der Turm vor allem die Umgehung des Kastell Favianis (Mautern an der Donau) verhindern sollte. Weiters verlief in einer Waldsenke hinter dem Turm die Limesstraße die Mautern mit Melk (Namare) verband und ebenfalls so gesichert werden konnte. Zudem war das rechte Donauufer im Abschnitt "von den Kugeln" (unter der Ferdinandswarte) bis zur Mündung des Windstallgrabens in die Donau noch bis ins 19. Jahrhundert ohne Landverbindung. Erst bei Bacharnsdorf führte wieder ein Weg von Schenkenbrunn im Dunkelsteiner Wald durchs Kupfertal am Dürrenbach entlang wieder zurück zur Donau. Zusammengefasst kontrollierte die Turmbesatzung also damit nicht nur die Donaugrenze, sondern sperrte auch die nach Süden offene Talschneide über den Dunkelsteiner Wald in das Hinterland.

Aufgrund der Stärke und Machart der Fundamente stammt der Bau wohl aus der Spätantike (4. Jahrhundert).

Denkmalschutz

Die Anlagen sind Bodendenkmäler im Sinne des Denkmalschutzgesetzes[5]. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden ohne Genehmigung des Bundesdenkmalamtes stellen eine strafbare Handlung dar. Zufällige Funde archäologischer Objekte (Keramik, Metall, Knochen etc.), sowie alle in den Boden eingreifenden Maßnahmen sind dem Bundesdenkmalamt (Abteilung für Bodendenkmale) zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Christa Farka: Archäologische Kulturlandschaft Wachau. In: Géza Hajós (Hrsg.): Denkmal – Ensemble – Kulturlandschaft am Beispiel Wachau. Internationales Symposion 1998 in Dürnstein. Berger & Söhne, Wien - Horn 2000, ISBN 3-85028-321-6.
  • Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der römische Limes in Österreich, Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 203–207.
  • Fundberichte aus Österreich, 9, S. 1966–1970.
  • Kurt Genser: Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht. (Der römische Limes in Österreich 33). Verlag der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, ISBN 3-7001-0783-8, S. 264-266
  • Kurt Genser: Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht. Habilitationsschrift, Salzburg 1982, Teil II, S. 716.
  • Kurt Genser: Die Entwicklung des Römischen Limes an der Donau in Österreich. Dissertation, Salzburg 1975, S. 210.
  • Manfred Kandler und Hermann Vetters (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Wien 1989.
  • Hannsjörg Ubl: Der österreichische Abschnitt des Donaulimes. Ein Forschungsbericht (1970–1979). In: W. S. Hanson und L. J. F. Keppie (Hrsg.): Roman Frontier Studies 1979. Papers presented to the 12th International Congress of Roman Frontier Studies 2. Oxford 1980 (British archaeological reports/ International series, 1980).
  • Thomas Fischer: Orbis Provinciarum, Noricum, Sonderbände der antiken Welt. Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2829-X, S. 136

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herma Stiglitz: Fundberichte aus Österreich, 1970, S 283.
  2. Siehe dazu G.Winkler, legio II Italica, JbOÖMV 116/I, 1971,S. 121
  3. 1906/07,18
  4. H.Ubl
  5. Denkmalschutzgesetz auf der Seite des Bundesdenkmalamtes

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