Chirale Symmetrie

Chirale Symmetrie
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Die Chirale Symmetrie ist eine mögliche Symmetrie der Lagrangefunktion in der Quantenfeldtheorie, die vielfach - zumindest näherungsweise - gegeben ist und dann eine wichtige Rolle spielt, z. B. bei den Pionen. Dabei werden linkshändiger und rechtshändiger Anteil der Fermionischen Felder unabhängig transformiert. Die chirale Symmetrietransformation kann aufgeteilt werden in eine Komponente, die linkshändigen und rechtshändigen Anteil gleich behandelt (Vektor-Symmetrie), und eine Komponente, die sie „entgegengesetzt“ behandelt (Axiale Symmetrie). Der letztgenannte Anteil verschwindet durch Quark-Kondensation in der erstgenannten Phase.

Inhaltsverzeichnis

Beispiel: u- und d-Quarks in der QCD

Man betrachte die Quantenchromodynamik (QCD) mit den beiden masselosen Quarks u und d. Die Langrange-Funktion lautet

\mathcal{L} = \overline{u}\,i\displaystyle{\not}D \,u + \overline{d}\,i\displaystyle{\not}D\, d + \mathcal{L}_\mathrm{Gluonen}\,.
(Das i bedeutet dabei die imaginäre Einheit und \displaystyle{\not}D den Dirac-Operator. Die u und d sind die üblichen Größen der Dirac-Theorie, mit je vier Komponenten.)

Nach der Quantenchromodynamik sind die Mesonen aus je einem Quark und einem Antiquark zusammengesetzt, z. B. das \,\pi^+ aus einem \,u und einem \overline d. Das ändert jedoch die folgende Herleitung nicht bzw. nur „cum grano salis“.

In der Darstellung der linkshändigen und rechtshändigen Spinoren erhält man also zunächst

\mathcal{L} = \overline{u}_L\,i\displaystyle{\not}D \,u_L + \overline{u}_R\,i\displaystyle{\not}D \,u_R + \overline{d}_L\,i\displaystyle{\not}D \,d_L  + \overline{d}_R\,i\displaystyle{\not}D \,d_R + \mathcal{L}_\mathrm{Gluonen}\,.

Es wird definiert

q = \begin{bmatrix} u \\ d \end{bmatrix}\,.

Somit folgt

\mathcal{L} = \overline{q}_L\,i\displaystyle{\not}D \,q_L + \overline{q}_R\,i\displaystyle{\not}D \,q_R + \mathcal{L}_\mathrm{Gluonen}\,.

Die Lagrangefunktion bleibt invariant bei Rotation der qL mit unitären 2x2-Matrizen L und der qR mit unitären 2x2-Matrizen R. Diese Symmetrie der Langrangefunktion wird Flavor-Symmetrie oder Chirale Symmetrie genannt und geschrieben als U(2)_L \times U(2)_R. Dies kann in folgenden Ausdruck zerlegt werden

SU(2)_L \times SU(2)_R \times U(1)_V \times U(1)_A\,\,.

Die Vektor-Symmetrie U(1)_V\, lautet


q_L \rightarrow e^{i\theta} q_L \qquad
q_R \rightarrow e^{i\theta} q_R

und entspricht der Baryonenzahl-Erhaltung.

Die entsprechende axiale Operation U(1)_A\, ist


q_L \rightarrow e^{i\theta} q_L \qquad
q_R \rightarrow e^{-i\theta} q_R\,.

Sie entspricht keiner  Erhaltungsgröße, da diesbezüglich eine Quanten-Anomalie auftritt.

Es stellt sich heraus, dass die verbleibende chirale Symmetrie SU(2)_L \times SU(2)_R spontan gebrochen wird zur Vektor-Untergruppe SU(2)_V\, (der Isospin-Gruppe). Die Symmetriebrechung äußert sich dabei durch ein entsprechendes, vollständiges Quark-Kondensat.

Die Goldstonebosonen, die den drei gebrochenen Generatoren der Transformation entsprechen, sind die Pionen. In der Realität ist wegen der endlichen Masse (vergleichsweise sehr schwach!) der Pionen SU(2)_L \times SU(2)_R nur näherungsweise eine Symmetrie des Systems. Daher sind die Pionen nicht „echte“ masselose Goldstone-Bosonen, sondern nur sog. Pseudo-Goldstonebosonen.

Chiraler Limes

Von der „chiralen Symmetrie“ zu unterscheiden  ist der sog. „chirale Limes“ (m\to 0) einer einzelnen  Diracgleichung. Dieser Limes ist am besten bei Neutrinos bzw. ihren Antiteilchen mit ihrer wohldefinierten Chiralität realisiert ("Linksschraube" bzw. "Rechtsschraube" bzgl. Spin und Impuls bei Neutrinos bzw. Antineutrinos, \quad \vec s \propto \mp \vec p), sowie im Festkörper bei den sog. Graphenen.

Siehe auch

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