Dorfkirche Kladow

Dorfkirche Kladow

Die evangelische Dorfkirche Kladow im heutigen Berliner Ortsteil Kladow ist eine der über 50 unter Denkmalschutz stehenden Dorfkirchen in Berlin. Sie entstand im frühen 19. Jahrhundert als Saalkirche unter Verwendung der Umfassungsmauern einer abgebrannten Kirche aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. 1952–1953 wurde sie umgestaltet und erweitert.

Dorfkirche Kladow

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die 1808 abgebrannte gotische Kirche aus dem 14. oder 15. Jahrhundert bestand aus einem kleinen, flachgedeckten Rechtecksaal mit vier Achsen, das Mauerwerk war aus gespaltenen Feldsteinen. Die kriegsbedingte schlechte wirtschaftliche Situation im Königreich Preußen verhinderte zunächst den Wiederaufbau. Erst 1818-19 entstand ein Neubau. Obwohl die Kirche im Zweiten Weltkrieg keine Schäden erlitten hatte, wurde sie 1953 umgestaltet. Bei dem Umbau wurde die neugotische Gestalt und Ausstattung zerstört.

Bauwerk

Der Neubau des Gebäudes unter Verwendung der Umfassungsmauern der abgebrannten Kirche erfolgte 1818 nicht in Gestaltung des preußischen, barockverbundenen Frühklassizismus, sondern romantisch verklärt und neugotisch ausgeprägt. Dieses frühe Zeugnis historistischer Architektur war Anfang des 19. Jahrhunderts die Ausnahme.

Kirchenschiff

Das Mauerwerk des rechteckigen Saalbaus wurde verputzt und erhielt ein Bogenfries unter dem Hauptgesims. Die Fenster wurden mit gotischen Spitzbögenangelegt. Im Westen des Daches sitzt in Fachwerkkonstruktion ein quadratischer, mit einer geschweiften Haube bekrönter Turm. Die gemauerte Ostwand des Turms ist durch eine niedrige Rundbogenpforte zum Kirchenschiff geöffnet. 1953 wurde im Osten an das Kirchenschiff ein ausspringender quadratischer Chorraum angefügt, da der Kirchraum den Ansprüchen der Gemeinde nicht mehr genügte. Gleichzeitig beseitigte man die Emporen. Die spitzbogigen Tür-und Fensteröffnungen des alten Teils wurden verändert und entsprechend denen des Anbaues mit Segmentbögen geschlossen, um einen einheitlich barock-klassizistischen Eindruck zu erzielen. Auch der Bogenfries verschwand. Außerdem wurde das verrottete Gebälk des Daches und der Decke ersetzt.

Turm

Der 1819 wieder aufgebaute Turm erhielt aus barocker Tradition eine geschweifte Haube des Turmes war ursprünglich mit Schindeln gedeckt und trug eine gusseiserne Turmkugel mit Turmkreuz. Dieses Kreuz musste 1862 durch ein vergoldetes Blechkreuz ersetzt werden, da das alte völlig verrostet war. Bei dieser Reparatur erhielt die Haube eine Schieferdeckung. Der gedrungene Turmschaft erhielt 1953 Rundbogenfenster, eine Uhr und zwei Schallöffnungen.

Inneres

Bis 1953 befanden sich außerdem Gemeindeemporen an beiden Langseiten des Kirchenschiffes. Das Schiff endete in Höhe des Ansatzes des jetzigen, erweiterten Chorraumes, und die Emporen reichten bis an das letzte Fenster der alten Kirche heran. Im Innern musste das Gestühl der Kirche von 1818 einer neuen Einrichtung Platz machen. Im Raum unter dem Turm befinden sich nur Einbauten der letzten Renovierung von 1953, z. B. ist von hier aus die Orgelempore über eine Wendeltreppe erreichbar.

Prinzipalstücke

Der Abendmahlkelch aus vergoldetem Silber ist eine Arbeit des 15. Jahrhunderts, der 1520 restauriert wurde. Die große aus Messing getriebene Taufschüssel stammt vom Ende des 17. Jahrhunderts. Der neue Altar aus Ziegel, mit einem hölzernen Aufsatz versehen, trat an die Stelle des 1953 beseitigten Kanzelaltars. Der Taufständer, andere Taufgeräte und die jetzige Kanzel wurden in klassizistischer Manier anlässlich der Renovierung 1953 angefertigt.

Orgel

Die klassizistische Orgel von 1865 ist der einzige erhaltene ältere Teil der Inneneinrichtung. Sie ist schlecht sichtbar, weil die weit in den Raum vorkragende Empore ihren Prospekt verdeckt. Die erste Orgel wurde von dem Orgelbauer Carl Ludwig Gesell angefertigt und 1818/19 hier aufgestellt. Der Orgelprospekt ist in einem Übergangsstil zwischen Rokoko und Klassizismus ausgeführt. Das Werk der Orgel wurde 1865 erneuert. Der von 1818/19 erhalten gebliebene Orgelprospekt erhielt 1953 durch die Firma Karl Schuke ein neues Innenleben, einige alte Teile wurden wieder verwendet.

Literatur

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Alte Kirchen in Berlin. Berlin 1991.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
  • Kurt Pomplun: Berlins alte Dorfkirchen. Berlin 1984.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. München/Berlin 2006 (Band Berlin).

Weblinks

 Commons: Dorfkirche Kladow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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