- Faraj Sarkohi
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Faraj Sarkohi (Persisch: فرج سرکوهی ), (weitere Schreibweisen: Faradj, Faradsch, und Sarkouhi, Sarkoohi, Sarkuhi) (* 3. November 1947 in Shiraz) ist ein iranischer Literaturkritiker und Journalist. Er war Mitbegründer und Chefredakteur der iranischen Zeitschrift Adineh.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Frühes Leben, Studium und Gefängnis
Faraj Sarkohi verbrachte die Schulzeit in Shiraz. Er studierte Sozialwissenschaften und persische Literatur in Täbris. Dort zählte er zu der Gruppe um Samad Behrangi. Er veröffentlichte die Studentenzeitschrift Adineh. Aufgrund verschiedener Aktivitäten gegen den Schah und zahlreicher regimekritischer Artikel wurde er 1966 zu drei Monaten und 1967 zu einem Jahr Half verurteilt. 1971 wurde er zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt. 1978, kurz vor der Islamische Revolution, kam er im Zuge von Amnestiewellen mit der letzten Gruppe von politischen Gefangenen frei[1].
Nach der Revolution
Nach der Freilassung und in der kurzen Phase von relativen politischen Freiheiten schrieb er für die Zeitschriften Tehran Mossavar und Iran. Nach der Unterdrückung von politischen Kräften und dem Verbot sämtlicher nicht regierungsnahen Zeitschriften durch das islamische Regime zog er sich unfreiwillig mehrere Jahre aus dem öffentlichen Leben zurück[2].
Adineh
Im Jahr 1985 gründete er mit Massoud Behnoud, Sirus Alinejad und Golamhossein Zakeri die Zeitschrift Adineh. Von 1988 bis 1996 war er Chefredakteur von Adineh[3], die als wichtigste unabhängige Zeitschrift für Kunst, Gesellschaft und Politik in Iran in den 80er und 90er Jahren gilt. Neben seiner Tätigkeit als Chefredakteur schrieb er viele Rezensionen und Essays und interviewte wichtige iranische Persönlichkeiten wie Hossein Alizadeh, Ahmad Schamlou, Huschang Golschiri, Alireza Espahbod, Mahmoud Dowlatabadi, Mehdī Bāzargān, Parviz Natel-Khanlari, usw.
Sarkohi war an der Entstehung der Kommission zur Überprüfung der persischen Schrift und die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Kommission in Adineh beteiligt.Schriftstellerverband
Sarkohi war maßgeblich an der Neuformierung des Schriftstellerverbands seit 1980 beteiligt. Die Aktivitäten des Schriftstellerverbandes mündeten 1994 in einen offenen Brief, der in Iran unter dem Namen „Text der 134“ berühmt wurde. In diesem Schreiben verlangten 134 iranische Schriftsteller, Journalisten, Übersetzer, Dichter usw. mehr Rede- und Pressefreiheit in Iran.
Sarkohi war als eine der acht Personen (die anderen waren: Huschang Golschiri, Sima Kuban, Reza Baraheni, Mohammad Mokhtari, Mansour Kushan, Mohammad Mohammadali,Mohammad Khalili) in der „Kommission der Acht“ des Verbandes entscheidend an der Entstehung des Schreibens und der Sammlung der Unterschriften beteiligt.[4]Verhaftung und Exil
Sarkohi war wegen seiner Tätigkeit als Chefredakteur von Adineh und seiner Funktion im Schriftstellerverband ständigen Repressionen seitens des Regimes ausgesetzt und wurde mehrere Male vorübergehend verhaftet. 1996 wurde er auf dem Weg nach Deutschland, wo er seine Familie besuchen wollte, noch in Iran vom iranischen Geheimdienst (Vezarate Ettelaat Va Amniate Keshwar) entführt. Offizielle iranische Stellen behaupteten, Sarkohi wäre wohlauf in Deutschland angekommen. Nach 48 Tagen Gefängnis und Folter an einem unbekannten Ort wurde er für kurze Zeit freigelassen, in der er in einer erzwungenen Pressekonferenz behauptete, nach einer Reise nach Europa in den Iran zurückgekehrt zu sein. Einige Wochen später wurde er mit dem Vorwurf verhaftet, das Land illegal verlassen zu wollen. In seiner kurzen Zeit außerhalb des Gefängnisses schrieb er einen Brief an seiner Frau in Deutschland, der später unter dem Namen „Der Leidensbrief von Faraj Sarkohi“[5] bekannt wurde. Darin beschrieb er die Repressionen gegen die Intellektuellen und Schriftsteller in Iran und die wahren Begebenheiten und die Umstände seiner Verhaftung. Auf Grund der Bemühungen seiner Frau, internationaler Proteste vonseiten diverser Menschenrechtsorganisationen[6], aber auch einiger westlicher Regierungen wurde er nicht hingerichtet, sondern zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. Weltweite öffentliche Proteste bewogen die iranische Regierung (so setzte sich der damalige deutsche Außenminister Klaus Kinkel in zwei Briefen an seinen iranischen Amtskollegen Ali Akbar Velayati persönlich für Sarkohi ein)[7][8] schließlich dazu, Sarkohi nach seiner Freilassung 1998 eine Ausreisegenehmigung zu erteilen[9][10][11].
Die Geschichte seiner Verhaftung wurde von verschiedenen Seiten mit dem Mykonos-Attentat und Prozess in Verbindung gebracht, der zu der Zeit in Berlin verhandelt wurde. Es wurde vermutet, dass das iranische Regime mit seiner Verhaftung den Ausgang des Prozesses zu seinen Gunsten beeinflussen wollte.[12][13]Leben in Deutschland
Sarkohi reiste nach Deutschland, wo er in Frankfurt a. M. zunächst als Gast des Projekts „Städte der Zuflucht“ Unterkunft fand. Von 2000 bis 2006 war er Stipendiat des vom P.E.N.-Zentrum Deutschland betreuten Projekts „Writers in Exile“[14].
Er ist Ehrenmitglied vom P.E.N.-Zentrum Deutschland und dort seit 2006 Menschenrechtsbeauftragter[15].
Er schreibt in verschiedenen deutschsprachigen Zeitschriften wie Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung und die NZZ Artikel zu iranischer Kultur und Politik. Im persisch-sprachigen Nachrichtenportal Radio Farda erscheinen mehrmals in der Woche Artikel, Essays und Rezensionen von ihm. Er schreibt für die Website BBC Persian.
Werke
- Naghshi az Rouzegar (Eine Skizze des Schicksals), 1990, Shiva Verlag, Teheran
- Shab-e dardmand-e arezumandi (die schmerzhafte Nacht des Hoffens), 1999, Baran Verlag, Stockholm
- Yas-o-das (Flieder und Sense), 2002, Baran Verlag, Stockholm
- Das Gelb gereifter Zitronen, in: Sinn und Form, Heft 3/ 2001, Aufbau-Verlag, Berlin
Preise
- 1998: Kurt-Tucholsky-Preis für politisch verfolgte Schriftsteller[16]
- 1999: Die Goldene Feder der Freiheit des Weltverbands der Zeitungen (World Association of Newspapers' Golden Pen of Freedom Award)[17]
- 2000: World Press Freedom Hero 2000 (Preis des International Press Institute)[18][19]
Über Sarkohi
Look Europe, Theaterstück von Ghazi Rabihavi, Regie und Mitwirkung: Harold Pinter[20].
Quellen
- ↑ Faraj Sarkohi, Shab-e dardmand-e arezumandi, 1999, Baran Verlag, Stockholm, Rückseite
- ↑ Sarkohi, Shab-e dardmand-e arezumandi, 1999, Baran Verlag, Stockholm, Rückseite
- ↑ Sarkohi, Shab-e dardmand-e arezumandi, 1999, Baran Verlag, Stockholm, Seite 363-369
- ↑ Sarkohi, Yas-o-das, 2002, Baran Verlag, Stockholm
- ↑ A Harrowing Experience at Home: Faraj Sarkuhi's Letter: In Iranian Studies Vol. 30, No. 3/4, Selections from the Literature of Iran, 1977-1997 (Summer - Autumn, 1997), pp. 367-377
- ↑ http://www.iranian.com/BTW/Sarkuhi/index.html
- ↑ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0212/politik/0235/index.html
- ↑ Norbert Siegmund, Der Mykonos-Prozess, Seite 280
- ↑ http://www.literaturfestival.com/teilnehmer/autoren/2002/faraj-sarkohi
- ↑ http://www.pen-deutschland.de/htm/aufgaben/wie/wie_ex/wie_ex_sarkohi-faraj.php
- ↑ Sarkohi, Yas-o-das, 2002, Baran Verlag, Stockholm
- ↑ http://www.zeit.de/1997/07/sarkuhi.txt.19970207.xml
- ↑ Norbert Siegmund, Der Mykonos-Prozess, Seite 279-296
- ↑ http://fami.oszbueroverw.de/writers2/selimkaya.html
- ↑ http://www.literaturfestival.com/teilnehmer/autoren/2002/faraj-sarkohi
- ↑ http://www.hagalil.com/archiv/98/05/tucho.htm
- ↑ http://www.literaturfestival.com/teilnehmer/autoren/2002/faraj-sarkohi
- ↑ http://www.freemedia.at/awards/world-press-freedom-heroes/
- ↑ http://www.freemedia.at/awards/faraj-sarkohi/
- ↑ http://www.amnesty.org.uk/events_details.asp?ID=1403
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