Franchisesystem

Franchisesystem
Aufbau eines Franchisesystems

Ein Franchisesystem ist ein Absatz- oder Vertriebssystem mit rechtlich selbstständigen Unternehmern. Ein einheitliches Auftreten am Markt ist ein Hauptmerkmal eines Franchisesystems. Geprägt wird es außerdem durch das arbeitsteilige Leistungsprogramm der Systempartner. Diese werden Franchisenehmer oder Franchisepartner genannt; das Franchisesystem tritt als Franchisegeber auf.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau eines Franchisesystems

Eignung zum Franchisesystem

Nicht jedes erfolgreiche Geschäftskonzept lässt sich auch multiplizieren. Es muss sich unabhängig von Personen oder Umweltbedingungen reproduzieren lassen. Eine Vereinfachung und Standardisierung der Geschäftsabläufe sollte auf dem Weg zum Franchise-System erfolgen. Ein Aspekt des Franchisings ist auch der hohe Wiedererkennungswert und gleichbleibend gute Leistung von allen Franchisepartnern. Vereinheitlichung ist also notwendig für den Marktauftritt.[1]

Pilotbetrieb

Ein Unternehmen sollte nach dem Europäischen Verhaltenskodex für Franchising [2]mindestens einen erfolgreichen Pilotbetrieb haben, um mittels Franchising expandieren zu können und somit ein Franchisesystem zu werden. Der Pilotbetrieb sollte außerdem über einen längeren Zeitraum – ca. 1 bis 2 Jahre – beobachtet werden, da hier die Geschäftsidee erprobt wird. Die Erkenntnisse, die in dieser Zeit gewonnen werden, sind ausschlaggebend für die erfolgreiche Multiplikation der Geschäftsidee.

Handbuch

Das Handbuch eines Franchisesystems ist das wichtigste Element für eine erfolgreiche Expansion mit Franchisenehmern, denn es enthält alle relevanten Informationen und das Know-How, um das Geschäftskonzept ideal umzusetzen. Es ist äußerst detailreich und beinhaltet konkrete Handlungsanweisungen für den Franchisenehmer. Formulare und Statistiken sind hier ebenso zu finden, wie Aussagen über die Corporate Identity, Personalpolitik, Marketing und Controlling. [3]

Leistungen

Was Franchisesysteme für die Franchisenehmer bieten, variiert von System zu System. Einige Leistungen sind aber spezifisch für ein Franchisesystem. Dazu gehören zum Beispiel geschütztes Know-How, ein Franchisevertrag, Betreuung der Franchisenehmer und Schulungsmöglichkeiten.

Beispiele für Franchisesysteme

Die bekanntesten Franchisesysteme stammen sicherlich aus der Gastronomie. McDonalds, Burger King oder Subway sind mit Franchisepartnern stark auf dem deutschen Markt vertreten. Aber auch in den Branchen Dienstleistung, Einzelhandel, Handwerk oder in der Fitness und Wellness-Branche sind Franchisesysteme etabliert. Unternehmen, wie Apollo-Optik, Reno, Obi, Portas, Schülerhilfe und Musikschule Fröhlich präsentieren anschaulich die Bandbreite der Franchisesysteme in Deutschland. Auch die meisten niedergelassenen Autohändler der grossen Marken wie Mercedes-Benz oder Volkswagen AG, VW arbeiten als Franchise-System. Aussnahmen bilden lediglich die Direktniederlassungen der Hersteller und markenunabhängige Händler.

Franchisevertrag

Franchising ist in Deutschland und Österreich nicht gesetzlich geregelt und basiert rechtlich gesehen auf dem Franchisevertrag. Der Franchisevertrag ist ein gemischter Vertrag, aus Elementen des Lizenzvertrages, Vertriebsvertrag und Know-how-Vertrag sowie darüber hinausgehenden Regelungsinhalten besteht. Der Franchisegeber ist dem Franchisenehmer durch den Franchisevertrag in der Regel verpflichtet, Nutzungsrechte an Schutzrechten (Markenrecht, Urheberrecht, Musterrecht, Patentrecht) zu gewähren und das notwendige Know-how bereitzustellen, wofür der Franchisenehmer die Franchisegebühr zu zahlen hat. Darüber hinaus werden in aller Regel Vertragsgebiet, Schulungskonzepte, Marketing- und Werbekonzepte, Kontrollrechte, Berichtswesen, Buchführung, Abwerbe- und Wettbewerbsverbot, Vertragsdauer und Beendigung geregelt.[4]

Literatur

  • Patrick Giesler, Jürgen Nauschütt (Hrsg.): Franchiserecht, 2007
  • Martin Schäfer (Hrsg.): Verzeichnis der Deutschen FranchiseWirtschaft 2008/2009
  • Jürgen Arnold: Franchise-Systeme – Gemeinsam erfolgreicher werden, 2007
  • Klaus P. Morin: Franchising – Ein moderner Weg zur Existenzgründung, 2001
  • Dave Thomas, Michael Seid: Franchising für Dummies, 2000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Knut S. Pauli, Franchising, 1992: S.61-93
  2. Klaus P. Morin, Franchising, 2001: S.98
  3. Jürgen Arnold, Franchise-Systeme, 2007: S.128-133
  4. Rechtsfreund.at: Franchiserecht

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