Höhle von Tuc d’Audoubert

Höhle von Tuc d’Audoubert
Grotte du Tuc d'Audoubert
Pyrenees topographic map-fr.svg
Lage: Frankreich Midi-Pyrénées Gemeinde Montesquieu-Avantès, Pyrénées/Ariège
Geographische Lage: 43° 1′ 56″ N, 1° 12′ 8″ O43.0322222222221.2022222222222Koordinaten: 43° 1′ 56″ N, 1° 12′ 8″ O
Höhle von Tuc d’Audoubert (Frankreich)
Höhle von Tuc d’Audoubert
Entdeckung: 1912
Schauhöhle seit: Nein
Gesamtlänge: 800 m
Besonderheiten: unberührt

Die Höhle von Tuc d'Audoubert ("Tuc-Höhle") ist eine prähistorische Höhle der französischen Pyrenäen in der Gemeinde Montesquieu-Avantès im Département Ariège, dessen Gangsystem in das der Drei-Brüder-Höhle hineinragt, ohne dass sie sich berühren. Sie gehört zum Umkreis der Frankokantabrischen Höhlenkunst. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die Höhle von Enlène.

Inhaltsverzeichnis

Topographie

Der heutige Eingang zur Höhle liegt am Wiedererscheinungspunkt des Flusses Volp. Man geht davon aus, dass die Höhle in prähistorischer Zeit mehrere Eingänge besaß und mit der Drei-Brüder-Höhle eine Einheit bildete. André Leroi-Gourhan meint, dass es sich um zwei einzelne Höhlenstrukturen handelt, die parallel benutzt wurden. Somit bestand die Höhle aus einem einzigen, langen Gang, der mehrere Zugänge aufwies und im Osten mit einer halbrunden Nische abschloss[1].

Datierung

Die Datierung wurde mit Hilfe von Darstellungsvergleichen mit anderen Höhlen durchgeführt. Henri Breuil datierte diesen Abschnitt der Volp-Höhlen in das Mittlere Magdalénien IV. André Leroi-Gourhan glaubte jedoch Parallelen zu Font-de-Gaume zu erkennen und datiert die Höhle von Tuc d'Audoubert ins Späte Magdalénien[2].

Archäologische Funde

Allgemein wird angenommen, dass die Höhle als Heiligtum genutzt wurde, da keine Siedlungsspuren oder Artefakte vorliegen. Im vorderen Teil[3] der Höhle befinden sich verschiedene Ritzzeichnungen, die aus Pferde-, Bison- und Rendarstellungen sowie Tieren mit Merkmalen von Raubkatzen zusammengesetzt sind. Begleitete werden diese von clavifrömigen Zeichen und sog. „Gänsefuß-Wunden“. Ca. 100 m tiefer sind zwei undefinierbare Tiere abgebildet, die von Leroi-Gourhan als „Monster“ bezeichnet werden. Weitere 400 m davon entfernt haben sich zwei aus Lehm modellierte Bisons erhalten. Darüber hinaus können weitere Reste von Lehmfiguren angetroffen werden. Neben diesen befinden sich Fußspuren, die vermutlich von Kindern stammen[4]. Jean Clottes nimmt an, dass diese während eines Rituales entstanden sein könnten. Fragmente gravierte Plaketten wurden in geringer Anzahl entdeckt[5].

Die Nachbildungen der Lehmbisons und teilweise der Grvierungen können heute mit Genehmigung der Familie Bégouën im ihrem privaten Museum besichtigt werden.

Literatur

  • Henri Bégouën, L'Abbé H. Breuil: Les cavernes du Volp. Trois-Fréres - Tuc d'Audouber. Tucson 1999.
  • Robert Bégouën, Carole Fritz, Gilles Tosello, Jean Clottes: Le sanctuaire secret des bisons: Il y a 14 000 ans, dans la caverne du Tuc d'Audoubert. Somogy éditions d'art 2009. ISBN 2757202030
  • André Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst. Breisgau. 1978.
  • Tuc d'Audoubert - Bibliographie bis zum Jahre 2005 (5 Seiten)

Einzelnachweise

  1. Leroi-Gourhan 1978, 410
  2. LEroi-Gourhan 1978, 411f.
  3. Bégouën 1999, 89-95
  4. Bégouën 1999, 96-101
  5. Bégouën 1999, 109

Siehe auch

Weblinks


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