Heilig-Geist-Hospital Bingen

Heilig-Geist-Hospital Bingen
2008 Luftansicht des Heilig-Geist-Hospitals

Das Heilig-Geist-Hospital ist ein Krankenhaus der Regelversorgung mit 190 Planbetten in der Innenstadt von Bingen am Rhein. Träger ist eine selbständige Stiftung des bürgerlichen Rechts; das Haus ist Mitglied im deutschen Caritas-Verband. In den Hauptfachabteilungen Chirurgie (71 Betten), Anästhesie und Intensiv- und Notfallmedizin (3 Betten) sowie den Belegabteilungen für Innere Medizin (78 Betten einschl. 3 Betten Intensivmedizin), Gynäkologie und Geburtshilfe (25 Betten), HNO (8 Betten) und Urologie (5 Betten) wurden im Jahr 2008 6646 stationäre und 26902 ambulante Patienten versorgt[1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In einer legendenhaften Darstellung der hl. Hildegard wird erzählt, dass die Gründung auf den hl. Rupertus (712–732) zurückzuführen sei, der gemeinsam mit seiner Mutter, der hl. Berta, am Ufer des vorbeifließenden Flusses Wohnungen für Arme und Kranke errichtete und auch für Nahrung, Kleidung und Pflege sorgte. Im Jahr 1167 wurde das Bingener Hospital erstmals in den Annalen erwähnt[2]. Zu dieser Zeit waren Schwestern im Hospital tätig, die sich der Krankenpflege widmeten. Im Jahre 1296 war das Hospital eine selbstständige Stiftung mit einem eigenen Verwalter[3]. Die Brüder und Schwestern gehörten dem Orden vom heiligen Geist an, der von Frankreich ausgehend fast alle Hospitäler am Rhein übernommen hatte. Damals nannte die Urkunde zum ersten Mal den Namen Heilig-Geist-Hospital[4].


Auch als Bingen während der Koalitionskriege Kantonshauptstadt war und daher in den Jahren 1798 bis 1814 Teil der Ersten Französischen Republik (1799–1804) und des Ersten Französischen Kaiserreichs (1804–1814)war, blieb die Selbstständigkeit der alten kirchlichen Stiftung trotz der sonst üblichen Säkularisation erhalten[5]. Im Dezember 1854 trafen auf Vermittlung von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler die ersten drei Schwestern aus dem Orden des hl. Karl Borromäus im Hospital zu Bingen ein[6]. Das Hospital war damals sehr heruntergekommen. Unter der Leitung und Aufsicht der Barmherzigen Schwestern ging es bald wieder bergauf. Die innere Ordnung konnte wieder hergestellt werden und die wirtschaftlichen Verhältnisse besserten sich. In den Jahren 1897/1898 wurde das alte, an die Kapuzinerkirche angebaute Hospital abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der um die Jahrhundertwende in Betrieb genommen werden konnte[7].


Trotz wiederholter staatlicher Eingriffsversuche blieb der selbstständige Rechtscharakter der Stiftung auch in den düsteren Jahren des Dritten Reiches unangetastet. Am 25. November 1944 erfolgte der erste schwere Luftangriff auf Bingen[8]. Vier Volltreffer auf das Hospital forderten 47 Tote und 70 Verletzte. Verschiedene Abteilungen des Krankenhauses mussten ausgelagert werden. Der chirurgischen Abteilung wurde das Kinderheim beim Jägerhaus im Binger Wald zugewiesen, die Innere Abteilung fand Aufnahme im Hildegardishaus auf dem Rochusberg.

1954 konnten die Borromäerinnen, deren Zahl inzwischen auf 27 Schwestern angewachsen war, auf eine 100-jährige Tätigkeit zurückblicken[9]. Im Jubiläumsjahr 1954 erließ am 18. Juni die Landesregierung eine neue Satzung für das Heilig-Geist-Hospital in Bingen, bestätigte dieses als Stiftung des bürgerlichen Rechts, deren Vermögen von einem Stiftungsrat zu verwalten sei[10]. Der Stiftungsrat setzt sich aus sieben ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen. Neben der/dem jeweiligen Oberbürgermeister/in der Stadt Bingen und dem Pfarrer der kath. Pfarrei St. Martin gehören ihm fünf weitere Bürger/innen an, die in dieses Amt gewählt werden. Seit 1994 gibt es für die Stiftung und das Krankenhaus einen Geschäftsführer[11]. 1958 wurde ein neues Bettenhaus eingeweiht, in dem sechs Stationen untergebracht wurden. Der Umbau des älteren Vorderhauses und der Seitenflügel wurde 1965 abgeschlossen[12]. Zwischen 1989-1999 entstanden ein neues Funktionsgebäude, eine Bettenhauserweiterung, eine neue Küche und ein Müllcontainergebäude. Im Jahr 2002 konnte der Bau des sog. "Schneider-Texier-Haus", einem Ärztehaus mit Radiologen, einer Dialysepraxis, Hausärztlichen Bereitschaftspraxis u.a. fertig gestellt werden. Von 2001-2007 wurde eine Totalsanierung des Bettenhauses und der Physikalischen Therapie sowie Erneuerung der Haustechnik vorgenommen.[13].

Literatur

  • Anton Philipp Brück: 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen. (Beiträge zur Binger Stadtgeschichte, Soziales. Heft 1: Hospital und Krankenhaus). Verlag: Bingen, Stadt Bingen, 1981, ASIN B0040XJL4Y

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.heilig-geist-hospital.de/krankenhaus/qualitaetsbericht
  2. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 7
  3. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 7
  4. Brück, 125 Jahre in Bingen, 1980, S. 7
  5. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 9
  6. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 14ff.
  7. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 21
  8. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 28
  9. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 30
  10. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 30
  11. Heilig-Geist-Hospital Bingen, Informationen für Patienten und Angehörige, 2010, S. 52
  12. Brück, 125 Jahre Borromäerinnen in Bingen, 1980, S. 30
  13. Heilig-Geist-Hospital Bingen, Informationen für Patienten und Angehörige, 2010, S. 52
49.968317.896847

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