Sudetendeutsche Akademische Landsmannschaft Zornstein zu Leoben

Sudetendeutsche Akademische Landsmannschaft Zornstein zu Leoben
Wappen
Wappen - L! Zornstein.png
Farben Zirkel
Burschenband der L! Zornstein
Wappen der L! Zornstein
Basisdaten
Universität: Montanuniversität Leoben
Anrede: Eine ehrenfeste L! Zornstein
Gründung: 21. Juni 1869 in Wien
Verband: Vertretertag akademischer Korporationen
Wahlspruch: Treue, Volk und Heimat!
Anschrift: Waasenstraße 25
8700 Leoben
Website: http://www.zornstein.com
E-Mail: zornstein@unileoben.ac.at

Die Sudetendeutsche akademische Landsmannschaft Zornstein zu Leoben ist eine farbentragende, freischlagende Studentenverbindung landsmannschaftlichen Charakters, die 1869 in Znaim/Wien gegründet wurde und seit 1959 in Leoben besteht. Der Name verweist auf die Ruine Zornstein in der Nähe von Znaim. Die Verbindung ist unpolitisch und konfessionell ungebunden. Des Weiteren vertritt sie den Standpunkt der Unbedingten Satisfaktion und folgt dem Prinzip der Freundschaft und des Lebensbundes.

Inhaltsverzeichnis

Couleur

Die Landsmannschaft Zornstein führt im Brustband die Farben Weiß-Schwarz-Rot mit grünem und goldenem Vorstoß. Das Band der Fuxen setzt sich aus einer schwarzen und einer roten Bahn mit ähnlichem Vorstoß zusammen. Zusätzlich zum Zornsteinband wird von den Zornsteinern das Sudetenband in den Farben Schwarz-Rot-Schwarz getragen, um ihrer Verbundenheit mit dem Sudetenland Ausdruck zu verleihen. Der Wahlspruch lautet „Treue, Volk und Heimat“ und erfuhr, wie die Bandfarben auch, mehrmals im Laufe der Geschichte Änderungen. Als Kopfcouleur wird eine halbsteife schwarze Samtmütze mit goldener Biese getragen. Vollcouleur verlangt entweder klassisch den Anzug, die Tracht oder den Leobner Bergmannskittel, wobei der Bergkittel, insbesondere auswärts, bevorzugt wird. Anstelle des Flauses bzw. der Pekesche wird, wie in Leoben üblich, der Biberstollen zur Wix getragen. Der Bergkittel ist die alte Tracht der Bergknappen, der Biberstollen oder Piberstollen ist die Tracht des Bergoffiziers.

Geschichte

Rabenstein

Der Ursprung der Landsmannschaft Zornstein liegt im farbenstudentischen Wien des Jahres 1869. Dort gründeten sich neben den älteren Corps und den damals noch als sehr modern geltenden Burschenschaften auch diverse andere Verbindungstypen heraus wie z.B. die akademischen Jägerschaften, Fliegerschaften und Turnerschaften. Am 21. Juni 1869 konstituierte sich der „Deutsch-Böhmische Studentenverein landsmannschaftlichen Charakters“ in Wien. Dieser berief sich auf die älteste Form der Studentenverbindung, die Landsmannschaft oder natio, wie sie an den lateinischsprachigen Universitäten des Mittelalters ursprünglich genannt wurde. Gemäß dem mittelalterlichen Vorbild war der Sinn und Zweck der Vereinigung, Studenten derselben Herkunft, in diesem Falle namentlich alle Deutschböhmer und Deutschmährer zusammenzuführen und ihnen das Studium in einer fremden Stadt so leicht und angenehm wie möglich zu gestalten. Als „Geselligkeitsverein Wiener Studenten aus Südmähren“ und „Deutsch-Akademischer Verein“ namens „Rabenstein“ trug er seinen Teil zur Studentenkultur bei. Neben dem Namen „Rabenstein“ tauchte auch „Zornstein“ zum ersten Mal auf. Beide Namen bezeichnen Ruinen von Burgen in Südmähren. Rabenstein hatte bis zum Jahr 1933 Bestand, in dem sie als „Akademische Landsmannschaft Rabenstein“ im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund aufging. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Rabenstein zwar wiedergegründet, konnte sich aber nicht halten und ging in anderen Verbindungen auf.

Ferialverbindung Zornstein

Ein Chargierter beim Leobner Ledersprung im Biberstollen

Im Gegensatz zum abgestorbenen Rabensteiner Zweig hatte zur Jahrhundertwende eine andere Entwicklung eingesetzt, der mehr Zukunft beschieden war. Um nicht nur während des Studiums einen Geselligkeitsverein zu haben, sondern auch während der Ferien, wurde am 4. Mai 1900 die Ferialverbindung Deutscher Hochschüler Zornstein“ in Znaim gegründet. Der Großteil der Gründer rekrutierte sich aus den Reihen der Rabenstein. Innerhalb kürzester Zeit hatte die FV! Zornstein alle anderen Verbindungen in Znaim verdrängt. Das erklärte Ziel der Verbindung war das Pflegen studentischer Kultur in Znaim und die Stärkung des Deutschtums in Südmähren und im übrigen Grenzland. Im waffenstudentischen Umfeld galten die Mitglieder der FV! eher als konservative Traditionalisten. So lehnte sie z.B. die in Mode gekommene Pflichtmensur ab, sowie die Vereinnahmung für eine politische Sache - Entwicklungen also, die heute in vielen Verbindungen verwirklicht sind und als Standard der korporierten Kultur gelten. Streitigkeiten wurden intern und extern in Brünn mit dem schweren Säbel ausgetragen. Die Zornsteiner galten als meisterhafte Florett- und Säbelfechter und genossen im südlichen Sudetenland einen guten, wenn auch sehr ungestümen Ruf.

Der Erste Weltkrieg bedeutete starke Veränderungen in der Verbindung, nicht nur weil viele Mitglieder im Krieg gefallen waren, sondern da auch das vormals österreichische Sudetenland an die neu gegründete Tschechoslowakische Republik abgetreten worden war. Deutschösterreichische Verbindungen auf tschechischem Boden waren seitdem vermehrt Sanktionen und Repressalien ausgesetzt und konnten nur unter schwersten Auflagen bestehen. Die Schwierigkeiten der Zwischenkriegszeit gipfelten im Verbot für akademische Verbindungen, gleichzeitig in Ferialverbindungen aktiv zu sein, was die Zahl der Zornsteiner aufs Drastischste reduzierte. Die verbliebenen Überreste der Ferialverbindung sind 1933 in den NSD aufgegangen.

Landsmannschaft Zornstein

zu Graz

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die deutschstämmige Besiedlung des Sudetenlandes ausgebürgert und vertrieben, darunter auch die meisten ehemaligen Zornsteiner. Viele konnten sich in die Republik Österreich retten, standen dort aber vor dem Nichts, sofern ihnen nicht von Verwandten geholfen wurde. Am 1. Oktober 1954 wurde im Saal des Gasthauses "Zum Grenzland" die „Sudetendeutsche Akademische Landsmannschaft Zornstein“ zu Graz ins Leben gerufen. In Wien und Graz wurden Altherrenschaften zur Unterstützung organisiert. Weil die meisten Vertriebenen aber selbst mit existenzbedrohenden Problemen zu kämpfen hatten, konnte sich die Aktivitas in Graz nur sehr schwer über Wasser halten. Entgegen dem Willen vieler Wiener Zornsteiner entschied sich ein Teil der Aktivitas, all seine Bemühungen auf Leoben zu konzentrieren, das damals wie heute als äußerst korporationsfreundlich galt und gilt.

zu Leoben

Ein Fux im Bergkittel bei der Branderung

Am 28. Oktober 1959 erkannte das Professorenkollegium der Montanuniversität schließlich die „Sudetendeutsche Akademische Landsmannschaft Zornstein zu Leoben“ als farbentragende Korporation in Leoben an. Damit beginnt die jüngere Geschichte der Landsmannschaft Zornstein. Die ansässigen Studentenverbindungen in Leoben unterstützten die junge Landsmannschaft mit Uniformen und Paukzeug. Innerhalb weniger Jahrzehnte hatte sie sich völlig in die Leobner Verbindungslandschaft eingegliedert und die üblichen waffenstudentischen Utensilien sowie ein Verbindungshaus erworben. Einer der Gründer beschrieb es folgendermaßen:

„Wir konnten den jungen Studenten nicht viele Vorteile und Vergünstigungen bieten. Kein Haus, keine Pauksachen, keine Wix und auch keine guten Stellungen. Ganz im Gegenteil. Sie mussten mit vielen Entbehrungen rechnen und mit Aufopferung für die junge Verbindung. Denn obwohl der Geist, der hinter Zornstein steht, schon unglaublich alt ist, wurde die Urzornstein doch ausgelöscht, und jetzt ist es an uns dieses Feuer weiterzutragen und diese Verbindung neu zu erschaffen. Wir haben denjenigen Studenten, die an uns herangetreten sind, gesagt, dass wir ihnen nichts bieten können - Nichts, als ehrliche und treue Freundschaft. Und genau das war das Fundament, auf das wir uns neu gegründet haben“[1]

Obwohl die Landsmannschaft am schweren Säbel festhielt, führte man das freischlagende Prinzip ein, um auf den Leobner Fechtcomment zu reagieren und denjenigen Mitgliedern eine Schlägermensur zu erlauben, die dies wünschten. Die Zusammensetzung der Zornsteiner Aktivitas ist um einiges inhomogener als bei anderen Verbindungen. Zahlenmäßig gehört sie zu den kleineren Verbindungen und hält eine relativ konstante Zahl von Bundesbrüdern. Am 21.Juni 2009 beging sie ihr 140. Stiftungsfest im Gasthof „Zum Greif“ in Leoben. Ihre Aufgaben sieht sie heute in der Pflege studentischen Brauchtums, montanistischer Traditionen, sudetendeutscher Kultur, Geselligkeit und Freundschaft.

Dachverbände

Seit 2004, also der Auflösung des BdSt, ist die L! Zornstein in keinem Dachverband mehr organisiert. Sie wirkt aber noch im VTaK mit, einer Arbeitsplatform freischlagender und fakultativschlagender Verbindungen.

Studentisches Fechten

Die Landsmannschaft Zornstein ist eine wehrhafte Studentenverbindung und führt den bei den meisten Verbindung nicht mehr üblichen schweren Säbel als Ehrenwaffe. Diese Waffenwahl der Znaimer Zornstein stammt noch aus einer Zeit, in der Ehrenhändel gemäß dem Ehrenregelwerk Bolgár ausgetragen wurden und in Offiziers- und Studentenkreisen üblich waren. Seit der Zeit in Graz nahm man vornehmlich den Ehrenschutz laut Busson in Anspruch. Diese Ehrenordnung ist auch heute noch die in Österreich größtteils anerkannte und wird im Falle einer Beleidigung herangezogen. Die Landsmannschaft Zornstein ist eine der letzten wenigen Studentenverbindungen, die einen aktiven Fechtbetrieb mit schwerem Säbel aufrechterhält und diese alten Fechtkunst pflegt.

Die Entwicklung hin zum leichten, nicht mehr ehrenreinigenden Schlägerfechten und der Mensur als Mutprobe und Erziehungsmaßnahme wurde von der Landsmannschaft Zornstein sehr kritisch wahrgenommen und als Verwässerung des ernsten Charakters eines Waffengangs betrachtet. Sie lehnt die Bestimmungsmensur daher ab, erkennt aber seit ihrer Wiedergründung in Leoben diese Entwicklung in der farbenstudentischen Kultur an und stellt ihren Mitgliedern frei, Partien zu schlagen, falls sie dies verlangen. Dies wird unter den Verbindungen als freischlagendes Prinzip bezeichnet. Innerhalb der Zornstein ist allerdings der Großteil der Fechter der Überzeugung, im schweren Säbelkampf die ursprünglichere und ehrlichere Form des Fechtens auszuüben.

Literatur

  • Chronik der Sudetendeutschen Akademischen Landsmannschaft Zornstein zu Leoben, Eigenverlag;
  • Entwicklung, Ziele, Politik der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreichs unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Studententums in Südmähren und der "Sudetendeutschen Akademischen Landsmannschaft Zornstein zu Leoben", Donau-Peintner, Elke E.. Salzburg, Univ., Dipl.-Arb.;

Einzelnachweise

  1. AH Dietrich in der Festrede zur Goldenen Philistrierung, 3. April 2009

Weblinks

Siehe auch


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