Charibert I.

Charibert I.

Charibert I. (* um 520; † 567) war ein Frankenkönig aus dem Geschlecht der Merowinger. Er regierte von 561 bis 567.

Charibert war der drittälteste Sohn des Königs Chlothar I. und der Königin Ingund(e). Chlothar, einer der Söhne des Reichsgründers Chlodwig I., hatte das Frankenreich, das er 511 mit drei Brüdern geteilt hatte, zuletzt nach dem Tod seiner Brüder unter seiner Herrschaft wiedervereinigt. Als Chlothar 561 starb, waren die beiden ältesten Söhne aus seiner Ehe mit Ingund bereits gestorben; am Leben waren außer Charibert noch zwei jüngere Söhne Ingunds, Guntram I. (Gunthchramn) und Sigibert I., sowie deren Halbbruder Chilperich I. aus der späteren Ehe Chlothars mit Ingunds Schwester Arnegunde.

Diese vier Erben teilten das Reich untereinander auf, wobei jeder einen Teil des Reichskerns zwischen Rhein und Loire und einen Teil der seit Chlodwigs Expansionskriegen hinzugekommenen Eroberungen südlich der Loire erhielt. Charibert als der älteste bekam die Residenzstadt Paris und den Hauptteil der Gebiete im Süden, darunter Bordeaux, Limoges, Cahors, Poitiers und Albi, im Norden unter anderem Chartres, Rouen, Tours, Angers, Nantes.

Charibert hatte vier Ehefrauen. Die erste war Ingoberga, die anscheinend aus einer vornehmen Familie stammte. Mit ihr hatte er eine Tochter, Bertha, die er mit dem heidnischen König Æthelberht (Aedilberct) von Kent verheiratete. Später trennte er sich von Ingoberga und verband sich mit Merofled, der Tochter eines Wollkämmers (artifex lanarius) aus Ingobergas Gesinde, sowie mit Theudogild, der Tochter eines Schäfers, und schließlich nach 562 noch mit Merofleds Schwester Marcoveifa. Die Chronologie ist nicht eindeutig geklärt; es handelte sich offenbar nicht um Konkubinate, sondern um wirkliche Ehen, denn die Frauen wurden als Königinnen bezeichnet. Marcoveifa war zuvor Nonne gewesen; daher wurde das Paar vom Bischof Germanus von Paris exkommuniziert. Dieses Problem löste sich durch Marcoveifas Tod.

Bei seinem frühen Tod 567 hinterließ Charibert keinen Sohn. Daher teilten seine Brüder Guntram I., Sigibert I. und Chilperich I. sein Reich untereinander auf.

Neben Bertha hatte Charibert noch weitere Kinder: Berthefled, wohl eine Tochter Merofleds, die nach 589 starb, einen Sohn von Theudogild, der gleich nach der Geburt starb, und eine Tochter wohl auch von Theudogild, Chrodieldis, die erst in Sainte-Croix in Poitiers ins Kloster ging, dieses aber später verließ und nach 590 starb.

Siehe auch

Literatur

  • Eugen Ewig: Spätantikes und fränkisches Gallien, Band 1, Artemis, München 1976, ISBN 3-7608-4652-1, S. 135–143, 323–325
  • Eugen Ewig: Die Namengebung bei den ältesten Frankenkönigen und im merowingischen Königshaus. In: Francia 18/1, 1991, S. 21–69 (zu Charibert: S. 56f.; mit Stammtafel S. 53 und ausführlichen Angaben zur Prosopographie der Königsfamilie)


Vorgänger Amt Nachfolger
Chlothar I. König des Frankenreichs/Teilreich Paris
561567
Ende des Teilkönigreichs
Aufteilung des Gebietes
Austrasien, Sigibert I.
Neustrien, Chilperich I.
Burgund, Guntram I.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Charibert I — Charibert I, non contemporary portrait by Jean Joseph Dassy Charibert I (c. 517–November or December 567) was the Merovingian King of Paris, the second eldest son of Chlothar I and …   Wikipedia

  • Charibert — ist die fränkisch mittelalterliche Form des Namens Heribert. Als solcher ist er der Name fränkischer Könige aus dem Geschlecht der Merowinger: Charibert I., fränkischer König 561–567 Charibert II., fränkischer König 629–632 Charibert von Laon,… …   Deutsch Wikipedia

  • Charibert —   [k ], fränkische Könige aus dem Geschlecht der Merowinger:    1) Charibert I., * 518 oder 523, ✝ 567; ältester Sohn Chlothars I., erhielt bei der Reichsteilung nach dessen Tod den westlichen Teil mit Paris. Seine Tochter Bertha heiratete König… …   Universal-Lexikon

  • Charĭbert — Charĭbert, Sohn Chlotars I., geb. 520, erhielt bei der Theilung Frankens mit seinen Brüdern Neustrien u. regierte bis 567, s. Franken (Gesch.). Nach der Verstoßung seiner Gemahlin Ingoberga heirathete er 2 Schwestern, Mägde der Erstern, nach… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Charĭbert I. — Charĭbert I., fränk. König aus dem Hause der Merowinger, der älteste von den vier Söhnen Chlothars 1. (gest. 561), verband sich, als Chilperich 1. das ganze Reich begehrte, mit seinen Brüdern Guntram und Sigbert und erzwang so eine Teilung, bei… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Charibert II — Tremissis or Charibert II, minted at Banassac, bearing his effigy and name …   Wikipedia

  • Charibert II. — Ein Tremissis mit dem Portraitbild Chariberts II. Charibert II. (* um 614; † 8. April 632) war von 629 bis 632 merowingischer Unterkönig in Aquitanien (Toulouse). Charibert II. war …   Deutsch Wikipedia

  • Charibert II — ▪ king of Aquitaine died 632, Blaye, Fr.       king of Aquitaine from 630. On the death of his father, Chlotar II, in 629, the entire Frankish realm went to his brother, Dagobert I, but Dagobert ceded to him several territories in Aquitaine and… …   Universalium

  • Charibert — Caribert Ier Caribert Ier Roi francs de Paris …   Wikipédia en Français

  • Charibert I — ▪ king of the Franks died 567, Paris       Merovingian king of the Franks, the eldest son of Chlotar I and Ingund. He shared in the partition of the Frankish kingdom that followed his father s death in 561, receiving the old kingdom of Childebert …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”