Práče

Práče
Práče
Wappen von ????
Práče (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 741 ha
Geographische Lage: 48° 53′ N, 16° 12′ O48.87850716.201558205Koordinaten: 48° 52′ 43″ N, 16° 12′ 6″ O
Höhe: 205 m n.m.
Einwohner: 803 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 671 61
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Jaroslav Zimek (Stand: 2009)
Adresse: Práče 112
671 61 Prosiměřice
Gemeindenummer: 594679
Website: www.obec-prace.cz

Práče (deutsch Pratsch) ist eine Gemeinde im Okres Znojmo (Bezirk Znaim) in Tschechien. Der Ort wurde als ein Breitangerdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Nachbarortschaften sind im Süden Lechovice (Lechwitz), im Westen Bantice (Panditz) und im Norden Prosiměřice (Proßmeritz) und Stošíkovice na Louce (Teßwitz an der Wiese).

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Pratsch steht in der Gründungsurkunde des Klosters Bruck vom 25. Januar 1190. Die Anlage von Pratsch sowie die bairisch-österreichisch Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, welche bist 1945 gesprochen wurde, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Ab dem Jahre 1310 gab es Ritter, die den Zusatz „de Pracz“ führten. Ein Znaimer Bürger kaufte den Ort im Jahre 1344. Um 1374 ersteht das Augustinerkloster in Brünn die Gemeinde. Später kommt Pratsch wieder zum Kloster Bruck zurück. 1531 wird Pratsch samt dem Nachbarort Teßwitz abermals verkauft und kommt so an die Herrschaft Grusbach und wird dort mit den Gütern Frischau und Bonitz verbunden.[3]

Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg während des Dreißigjährigen Krieges, wird der Besitzer von Pratsch, Wilhelm von Lupa, im Jahre 1620 von Kaiser Ferdinand II. enteignet, da dieser ein aufständischer Adliger war. Im Jahre 1645 wird der Ort von schwedischen Truppen unter Lennart Torstensson heimgesucht. Um ihre Habseligkeiten und sich selbst zu schützen wurden in dieser Zeit Erdställe im Dorf angelegt. Im Jahre 1699 wird die Gemeinde von Margaretha von Liechtenstein erworben. Um 1790 wird eine Schule im Ort beurkundet.

1831 wüteten die Cholera und die Ruhr im Ort. Nach der Niederlage der österreichischen Armee bei der Schlacht bei Königgrätz im Deutsch-Österreichischen Krieg fliehen die Dorfbewohner vor den sich nähernden preußischen Truppen. Doch die preußischen Soldaten plündern nicht und bezahlen alles. Von Diesen wurde aber die Cholera in den Ort eingeschleppt, die 100 Pratschern das Leben kostete. Im Jahre 1898 wird ein neues Schulgebäude errichtet. Im Jahre 1900 wird eine Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet. Die Einwohner von Pratsch lebten von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau Südmährens keine große Rolle spielte. So reichten die produzierten Weinmengen nie über den Eigenbedarf des Dorfes hinaus.[4] Ebenso war die Jagd im Gemeindegebiet mit über 200 Hasen, 1.000 Rebhühnern, 100 Fasanen und 100 Wachteln sehr einträglich. Neben der Landwirtschaft gab es auch noch das übliche Kleingewerbe in Pratsch. Matriken werden seit 1652 geführt. Alle Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken bis zum Jahre 1916 befinden sich im Landesarchiv Brünn. [5]

Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der neue Staat erhob ungeachtet des von Woodrow Wilson verkündeten Selbstbestimmungsrechts der Völker Anspruch auch auf die deutsch besiedelten Teile der Länder der böhmischen Krone und schuf vollendete Tatsachen, indem im November/Dezember 1918 Truppen der Tschechoslowakischen Republik Südmähren besetzten. Der Vertrag von St. Germain[6] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch die südmährische Ortschaft Pratsch, deren Bewohner 1910 zu 99,5 % Deutschsüdmährer waren, an den neuen Staat. Maßnahmen folgen wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[7] Die Elektrifizierung des Ortes wird im Jahre 1928 durchgeführt. Um die Infrastruktur zu verbessern fuhr ab 1930 eine Omnibuslinie nach Znaim. Im gleichen Jahr wird die Schule auf zwei Klassen erweitert und erhält einen Turnsaal. In der Lehmstetten wurde im Jahre 1936 ein Hockergrab entdeckt, dessen Alter auf 4000 Jahre geschätzt wurde.[8] Als jedoch die von den Deutschsprachigen geforderte Autonomie nicht verhandelt wurde verschärften sich die Spannungen zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung. Da bewaffnete Konflikte drohten veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Pratsch mit 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 34 Opfer unter den Pratschern forderte, kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Ein Teil der deutschen Bürger von Pratsch flohen vor den Nachkriegsexzessen durch militante Tschechen oder wurden bereits vor der Umsetzung des Potsdamer Protokolls (Februar bis Oktober 1946) in einer "wilden Vertreibung" über die Grenze nach Österreich vertrieben. Das Potsdamer Kommuniqués ist kein Friedensvertrag im völkerrechtlichen Sinne, sondern die Siegermächte stimmten darin lediglich „einen geordneten und humanen Transfer" der "deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei zu, wobei es darin keine Niederschrift über eine akzeptierte Enteignung oder einem Vermögensentzug gab. Trotzdem wurde mit dem Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945 das gesamte Vermögen der deutschen Bürger aus Pratsch konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Die zurückgebliebenen Einwohnern mussten Zwangsarbeiten leisten und wurden zwischen Juni 1946 und September 1946 "offiziell" in fünf Transporten[9] zwangsausgesiedelt. Von den Vertriebenen konnten nur 5 Familien in Österreich bleiben, die restlichen wurden nach Deutschland weiter transferiert. Eine Frau wanderte nach Kanada aus.[10] [11] [12]

Wappen und Siegel

Das älteste bekannte Siegel der Gemeinde zeigt in einer Umschrift ein schräg geteiltes Renaissanceschild. In der oberen Hälfte wird ein Pflugeisen und in der unteren Hälfte eine Weintraube abgebildet.

Im 19. Jahrhundert wurde das Siegel leicht abgeändert. Es zeigt nun statt dem Pflugeisen ein Spatenblatt. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Siegel zweisprachig.[13]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 400 375 25 0
1890 432 432 0 0
1900 464 463 0 1
1910 445 443 2 0
1921 475 449 16 10
1930 527 509 16 0

[14]

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche zur Unbefleckten Empfängnis Mariae (1905), im Jahre 1934 vergrößert.
  • Wiener Marter: 6 m hoher gotischer Bildstock aus dem 14. Jh.
  • Steinfeldkreuz (1826)
  • Kriegerdenkmal auf dem Friedhof
  • Bildstock der vierzehn Nothelfer am Erdbergweg

[15] [16]

Brauchtum

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Jedes Jahr gab es eine Wallfahrt nach Maria Dreieichen.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Karl Seethaler (1898-1963) Landschaftsmaler und Bildhauer

Literatur

  • Gustav Gregor: Dorfbuch der Gemeinde Pratsch. 1958
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, Pratsch, S. 31, C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Klemens Weiß: Pratsch. 1992
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden , Pratsch, S. 193, Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 282f (Pratsch). 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  3. Gustav Gregor: Dorfbuch der Gemeinde Pratsch. 1958, S. 84
  4. Hans Zuckriegl:Ich träum' von einem Weinstock, Kapitel 7, S. 260
  5. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 13. März 2011.
  6. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  7. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  8. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z, 2009
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 605 (Vertreibungstransporte aus dem Kreis Znaim). 
  10. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 282f (Pratsch). 
  11. Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  12. Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (=Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost-und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996
  13. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Bd. I, S. 332
  14. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  15. Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Pratsch S.63
  16. Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, 1990, Pratsch S.31

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