Rudolf Thauer der Ältere

Rudolf Thauer der Ältere

Rudolf Thauer auch Rudolf Thauer der Ältere (* 24. September 1906 in Frankfurt am Main; † 20. März 1986 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Physiologe und Hochschullehrer in Frankfurt am Main, Danzig und Gießen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Thauer studierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn Medizin an der Universität Frankfurt am Main, wo er sich 1926 dem Corps Palaio-Alsatia anschloss.[1] Er war Assistent bei Albert Fraenkel. 1932 wurde er zum Dr. med. promoviert und 1935 habilitierte er sich in Frankfurt.[2]

Am Institut für animalische Physiologie der Universität Frankfurt war Thauer ab 1936 als Privatdozent und ab 1939 als o. Professor tätig, wo er auch Tierversuche durchführte.[3] Zudem leitete er in Frankfurt von 1941 bis 1943 kommissarisch das Neurologische Institut.[4] Thauer, der 1942 teilweise mit Karl Wezler das Projekt der DFG Grundlagen und Bedingungen der Wärmeregulation durchführte, nahm an der Tagung über Ärztliche Fragen bei Seenot und Wintertod am 26. und 27. Oktober 1942 teil, wo auch über die „Unterkühlungsversuche“ im KZ Dachau referiert wurde.[3]

Thauer wurde 1943 als Direktor an das Physiologische Institut der Universität Danzig berufen, wo er 1944 eine Professur für Physiologie erhielt und sich auch der Luftwaffenforschung widmete.[3] Im Zuge des Vormarsches der Roten Armee setzte sich Thauer nach Wetter ab.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Thauer 1946/1947 an der Universität Kiel Lehrbeauftragter. Thauer wurde im Januar 1947 nach einem Spruchkammerverfahren als Mitläufer entnazifiziert. Im Rahmen der Operation Paperclip gelangte Thauer Ende Oktober 1947 in die USA.[4] Dort war Thauer beim Department of the Navy und Bureau of Aeronautics wissenschaftlich tätig.[3]

Ab 1951 war Thauer Professor für Physiologie an der Universität Gießen und in Personalunion Direktor des Max-Planck-Instituts für physiologische und klinische Forschung in Bad Nauheim. 1974 wurde er emeritiert. Thauer gehörte der Max-Planck-Gesellschaft an.[3]

Mitgliedschaften in NS-Organisationen

Thauer war von 1933 bis 1934 Förderndes Mitglied der SS. Von 1934 bis 1936 gehörte er der SA an. Ab 1937 war Thauer Mitglied der NSDAP. Seitens der Gauleitung wurde Thauer am 20. Juni 1939 bescheinigt politisch „durchaus einwandfrei“ zu sein. Des Weiteren trat er unter anderem 1934 der NSV, 1936 dem RLB, 1937 der Reichsdozentenschaft, 1940 dem NSDÄB und 1941 dem NSAHB bei.[5]

Ehrungen

  • Mitglied der Leopoldina
  • Ehrendoktor Dr. h.c. der Sorbonne (1968)
  • Rudolf-Thauer-Posterpreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung

Ehrenämter

  • 1953–1976: Ständiger Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung

Schriften

Thauer veröffentlichte etwa 150 Beiträge zur Physiologie der Temperaturregulation, des Kreislaufs, des Gesamtstoffwechsels und des Zentralnervensystems, insbesondere zur Wärmeregulation und Fieberfähigkeit nach operativen Eingriffen am Nervensystem homoiothermer Säugetiere.

Herausgeber/Mitherausgeber

  • Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung (Jg. 51–76)
  • Pflügers Archiv, European Journal of Physiology (Jg. 54–75)

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 
  • Gerald Kreft: "...nunmehr judenfrei ..." Das Neurologische Institut 1933 bis 1945. In: Jörn Kobes, Jan-Otmar Hesse: Frankfurter Wissenschaftler zwischen 1933 und 1945. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. ISBN 3-83-530258-2. S. 144ff. (Google books)

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, 31, 165
  2. Rudolf-Thauer-Posterpreis
  3. a b c d e Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 621
  4. a b c Gerald Kreft: "...nunmehr judenfrei ..." Das Neurologische Institut 1933 bis 1945. In: Jörn Kobes, Jan-Otmar Hesse: Frankfurter Wissenschaftler zwischen 1933 und 1945. Wallstein Verlag, Göttingen 2008, S. 144
  5. Gerald Kreft: "...nunmehr judenfrei ..." Das Neurologische Institut 1933 bis 1945. In: Jörn Kobes, Jan-Otmar Hesse: Frankfurter Wissenschaftler zwischen 1933 und 1945. Wallstein Verlag, Göttingen 2008, S. 147

Weblinks


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