Schloss Heringen

Schloss Heringen
Schloss Heringen (2005)

Schloss Heringen ist eine Schlossanlage in der thüringischen Stadt Heringen/Helme.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte (Kurzfassung)

Im Jahr 1155 erfolgte, in einer Urkunde des Klosters Fulda, die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Heringen, gelegen an der alten Heerstraße Merseburg–Nordhausen. Die ehemalige Wasserburg Heringen wurde um 1330 von Graf Dietrich IV. von Hohnstein südlich der Helme gebaut. Mit ihr sicherte man einen Flussübergang. Nach dem Stadtbrand von 1590 erhielt die Burg den jetzt noch erhaltenen Schlosscharakter.[1] Die Stadtrechte erhielt der Ort im Jahr 1327, als Heringen im Walkenrieder Urkundenbuch erwähnt wurde. 1406 und 1407 wurde die Stadt erfolglos durch ein Reichsheer belagert.

Als Graf Dietrich IX. von Hohnstein (Linie Hohnstein-Kelbra-Heringen) im Jahr 1417 starb, fiel die Stadt in Teilen an die Grafen von Schwarzburg und die Grafen zu Stolberg. Durch den Wiener Kongress wurde die Domäne und das Heringer Schloss im Jahr 1815 zum königlich-preußischen Besitz.

Zeittafel (zu überarbeiten)

  • 1322 Baubeginn der Kernburganlage durch die Grafen von Hohnstein
  • 1327 Beendigung der Bauarbeiten an Burganlage, Stadtmauer und Wehrtürmen
  • 16. Jahrhundert umfangreiche Reparatur- und Umbauarbeiten zum Renaissanceschloss
  • 1597 bis 1658 diente es Clara von Schwarzburg als Witwensitz
  • 1658 starb die Gräfin, worauf das Schloss mehr und mehr in Vergessenheit geriet
  • 1721 letzter Hofbesuch durch Fürst Friedrich Anton von Schwarzburg
  • 1819 Übergang durch Kauf in königlich-preußischen Besitz
  • 1945 durch Bodenreform verstaatlicht und Nutzung durch LPG
  • 1980 Schloss wurde unter Denkmalschutz gestellt
  • 1984 Beginn der Instandsetzung

Bericht von Zeitzeugen[2]

Das Heringer Schloss (etwa 1820)

Heringen ist zurückzuführen auf den Namen Heringa, genannt im 9. Jahrhundert. 1155 erfolgt ein Tausch eines Sumpfes gegen Güter in Werthern. 1231 wird ein Zeuge Conrad aus Heringen erwähnt. Heringen war zuerst im Besitz der Grafen von Beichlingen. Graf Friedrich IV., Stifter der Linie Beichlingen-Rothenburg und Burggraf von Kyffhausen, verkauft um 1300 Heringen an Graf Heinrich III. von Hohnstein. Nach 1330 teilten Heinrich IV. und sein Vetter Dietrich IV. ihre Erblande und so wurde letzterer Stifter der Linie Hohnstein-Heringen. Derselbe befestigte das Dorf Heringen und erhob es zur Stadt.

An der Südseite die verfallene doppelte Mauer, die innere Mauer umzog die Stadt und schloss sich an das Schloss an. Die äußere Mauer hatte dreiviertel vorspringende runde Türme, 10 Meter äußerem Durchmesser, die innere hatte runde nach innen offene Schalen. Die erste Anlage des Schlosses fällt in diese Zeit. Mauer und Schloss hielten im 17. Jahrhundert den Belagerungen stand.

1412 bis 1417 ging Stadt und Amt Heringen[3] durch Verkauf in den gemeinschaftlichen Besitz von Schwarzburg und Stolberg über. 1432 und 1439 verkauften die Neffen Dietrichs IX. von Hohnstein-Heringen, Heinrich Reuß von Gera und Gottschalk von Plesse, ihre Anteile an Heringen ebenfalls an Schwarzburg und Stolberg, die nun zur gesamten Hand mit Stadt und Amt Heringen belagert wurden. Im 16. Jahrhundert verpfändete Stolberg seinen Anteil an Heringen an Schwarzburg. Preußen löste denselben 1819 wieder ein und gab es gegen Erlegung der Pfandbücher an Stolberg-Stolberg zurück.

Kellergewölbe des neuen Schlosses (2008)

Das alte Schloss gibt es und das neue Schloss, das in seinem Unterbau sicherlich ebenso alt ist wie das alte Schloss nur ein Stockwerk niedriger wie das alte nach dem großen Brand 1729 mit einer Renaissancefassade. 1578 bis 1658 war es Witwensitz der Gräfin Clara von Schwarzburg, geborene Herzogin von Braunschweig-Lüneburg.

Das Erdgeschoss ist größtenteils im Kreuz gewölbt, eine Wendeltreppe führt durch alle Etagen. Alle vier Etagen hatten Fußböden von Gypsestrich und Balkendecken. Die erste und dritte Etage enthalten je einen einzigen großen Saal mit schwarz angestrichenen Deckenbalken und Ständern. Die gegypsten Felder der Decke sind mit schwarzen Linien eingefasst, ganz im Geschmack des beginnenden 17. Jahrhunderts (Zeichnungen von 1612 in Nürnberg des Deutschen Ordens Haus).

Die zweite Etage enthält den einstigen Prunksaal (die Hobedörnze wie man im 15. Jahrhundert gesagt hätte) ausgezeichnet durch bemalte Balken, gestellte und mit Jahrschnitt verzierte Träger und in der Form dorischer Säulen nach der Ordnung der Wignola auf hohen Postamenten gebildete Ständer. An der Ostwand bemerkt man die Pfeileransätze einer 2,4 Meter im Lichten weiten Kammer und an den Wänden die Spuren von rot in rot schallierten Malereien.

Museum

Das alte Schloss eingerüstet
Außenputz Stand Oktober 2010

Das Schloss kann besichtigt werden.[4] Im Schloss finden Ausstellungen statt, ein Museum wird nach und nach mit sehr alten Dokumenten, Bildern und Möbeln ergänzt. Zur Zeit erfolgt der Innenausbau der oberen Stockwerke, so dass nach Fertigstellung die wertvollen Stücke präsentiert werden können. Originale von Ölgemälden früherer Bewohner und wertvolle Urkunden wurden bereits zur Verfügung gestellt.

Literatur

  • Hermann Hiller: Geschichte der Stadt Heringen an der Helme. Reprint der Ausgabe von 1927. Regionale-Verlag, Auleben bei Nordhausen 2005, ISBN 3-934780-13-X.
  • Erika Heußinger: Aus unveröffentlichten Schriften meiner Vorfahren zur Familiengeschichte. Anfang 20. Jahrhundert, aus Archiv im Besitz von Gerhard Hund.

Nachweise und Anmerkungen

  1. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze Jenzig-Verlag 2001 ISBN 3-910141-43-9 S.136
  2. Aus den Schriften meiner Schwiegermutter Erika Heußinger, entstanden 1882 aufgrund von Zeitzeugen, die ihre Vorfahren waren und im Schloss gewohnt hatten.
  3. Das Amt bestand aus den Dörfern Görsbach, Auleben, Hamma, Uthleben, Hayn, Steinbrücken, Sundhausen, Bielen, Laimbach und Windehausen.
  4. Die Öffnungszeiten stehen auf der Webseite der Interessengemeinschaft Schloß Heringen 1327 e.V..
  • Zum Amt in Heringen/Helme gehörten 1820 die Gemeinden Auleben, Bielen, Görsbach, Hamma, Hayn, Steinbrücken, Sundhausen, Uthleben und Windehausen. Siehe hierzu die Widmung für Rat und Amtmann Wilhelm Ludwig Oberländer (1760-1823) zur Niederlegung seines Amtes am 1. Dezember 1820.

Weblinks

 Commons: Schloss Heringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
51.44808210.876823

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