St. Marien (Heilbad Heiligenstadt)

St. Marien (Heilbad Heiligenstadt)
St. Marien von Südosten

St. Marien ist eine katholische Pfarrkirche im Zentrum von Heiligenstadt im thüringischen Eichsfeld. Zum Unterschied von der Pfarrkirche der historischen Neustadt St. Aegidien wird sie auch Altstädter Kirche genannt. Der stilreine, im Zweiten Weltkrieg nicht zerstörte Bau prägt mit seiner Doppelturmfassade und dem hohen Chor die Stadtsilhouette.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Architektur

Die Stadt Heiligenstadt entwickelte sich am Osthang des Stiftshügels von St. Martin. Die St.-Marien-Kirche wurde vom Stift gegründet und blieb ihm bis zu dessen Ende zugehörig. Ein romanischer Vorgängerbau dürfte im 12. Jahrhundert entstanden sein. Er wurde ab 1300 in mehreren Etappen durch den anspruchsvollen gotischen Neubau ersetzt.

Ältester Teil ist der massive Westriegel mit den beiden aufgesetzten achteckigen Türmen, die bis zu den Spitzen aus Buntsandstein gemauert sind. Das reich abgestufte Portal mit Wimperg enthält im Spitzbogen heute neugotisches Maßwerk.

Das Langhaus, eine dreischiffige Halle mit Kreuzrippengewölbe, wurde im Lauf des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Die Wirkung der Weiträumigkeit wird durch eine Aufweitung zum Chor hin verstärkt. Figürliche Kapitelle, Schlusssteine und Konsolen geben dem Raum Festlichkeit.

Der dreijochige Chor mit polygonalem Schluss wurde 1420 geweiht, 1715 verändert und 1886 über das Langhaus erhöht und mit einem schlanken Dachreiter gekrönt.

Ausstattung

Das Kircheninnere war 1886 im neugotischen Stil ausgemalt worden. Bei Restaurierungsarbeiten der 1960er und 1980er Jahre wurde diese Bemalung nicht wiederhergestellt, sondern unter ihr wurden die Reste der spätgotischen Fresken von 1506 freigelegt, darunter eine Marienkrönung.

Im südlichen Seitenschiff neben der Öffnung zum Chor steht eine bedeutende Marienfigur. Die auf 1414 datierte Schnitzarbeit, eine Schöne Madonna, war das Gnadenbild des Harzer Wallfahrtsorts Elend und kam während des Dreißigjährigen Kriegs aus dem protestantisch gewordenen Ort zunächst nach St. Martin, 1803 dann nach St. Marien.

Den Chor beherrscht der von Hans Raphon 1512 geschaffene Flügelaltar. Die Mitteltafel zeigt in einer figurenreichen Darstellung die Kreuzigung Christi, die Flügel vier Dreiergruppen von Heiligen.

Der ornamentierte bronzene Taufkessel steht auf drei Trägerfiguren. Er wurde im Jahre 1492 von Erzgießer Hans Tegetmeiger geschaffen und trägt die Signatur „...hans tegetmeiger unde arnt eddelendes“ [1]. 1713 entstand die barocke Pietà im nördlichen Seitenschiff.

Annenkapelle

Annenkapelle

Dem Nordportal der Kirche gegenüber steht die gotische St.-Annen-Kapelle. Sie ist ein Oktogon mit acht Giebeln, spitz zulaufendem Dach und bekrönender Laterne. Den vollendeten Gesamteindruck verstärken Wasserspeier und Krabben. Bei der letzten Restaurierung im Jahr 2000 erhielt sie die angenommene originale Farbfassung in Rotbraun und Gelb zurück. In der Kapelle befinden sich die Figuren der Muttergottes mit Kind und der Anna selbdritt, ebenfalls aus gotischer Zeit.

Die ursprüngliche Bestimmung der Annenkapelle ist unsicher. Wahrscheinlich wurde sie als Beinhaus errichtet.

Einzelnachweise

  1. Künstlerlexikon Thieme-Becker, Band 32, Seite 501

Weblinks

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