Westfalen-Initiative

Westfalen-Initiative

Die Westfalen-Initiative mit Sitz in Münster (Westfalen) ist eine gemeinnützige Stiftung und ein eingetragener Verein. Stiftung und Verein haben zwei Schwerpunkte: die Förderung des Subsidiaritätsprinzips und der westfälischen Identität. Sie ist im neben dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Westfälischen Heimatbund einer der bedeutenden Förderer einer regionalen Identität.[1]

Inhaltsverzeichnis

Die Stiftung

Die Gründung der Stiftung Westfalen-Initiative für Eigenverantwortung und Gemeinwohl geht auf das Testament des 1998 verstorbenen Unternehmers Martin Leicht zurück. Es handelt sich um eine Stiftung bürgerlichen Rechts. Die Stiftung Westfalen-Initiative ist satzungsgemäß eine operative, keine Förderstiftung. Ihre Projekte und Initiativen realisiert sie in der Regel gemeinsam mit Kooperationspartnern aus dem öffentlichen oder gemeinnützigen Bereich sowie aus der Wirtschaft. Die Projekte werden von der Stiftung nicht ausschließlich finanziell unterstützt, sondern selbst durchgeführt oder personell begleitet. Durch den ausdrücklichen Kooperationsauftrag wirkt die Stiftung Westfalen-Initiative als vernetzende Institution in Westfalen.[2]

Gremien der Stiftung

Zur Zeit besteht der dreiköpfige Vorstand aus dem Vorsitzenden Wolfgang Hölker (Coppenrath Verlag), dem stellvertretenden Vorsitzenden Thomas Bentz (Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG) und Heiko Winkler. Der Vorstand wird durch ein zwölfköpfiges Kuratorium kontrolliert, dessen Vorsitz der Präsident des Sparkassenverband Westfalen-Lippe, Rolf Gerlach, ausübt. Sein Stellvertreter ist Michael Brinkmeier. Der laufende Betrieb in der Geschäftsstelle im Zentrum Münsters wird von den beiden hauptamtlichen Geschäftsführern, Niels Lange und Wolfgang Schäfer, geleitet.

Der Verein

Der Verein Westfalen Initiative e.V. bildet das bürgerschaftliche Element der Westfalen-Initiative und ergänzt den Arbeitsbereich der Stiftung. Neben Privatpersonen zählen vorwiegend Gebietskörperschaften, Institutionen aber auch Unternehmen zu den Mitgliedern des Vereins.

Es geht dem Verein, wie es in einem ersten Brief der Initiatoren hieß, um den Gedanken einer Förderung einer starken Region Westfalen in Europa zu fördern. Das Ziel der Westfalen-Initiative ist es, „die Identität Westfalens zu stärken und so Westfalen zu einer selbstbewussten und florierenden Region in Europa zu machen.“ [3]

Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips steht die Förderung der Eigenverantwortung der Bürger im Vordergrund. Bürgerschaftliches Engagement zu stärken ist somit ein Leitgedanke der Initiative.

Dabei versteht sich der Verein auch als eine politische Vertretung der Interessen Westfalens in Europa. Im Jahr 2000 hat der Verein die damaligen Landtagskandidaten nach ihrem Westfalenbild gefragt. Auch das vom Verein organisierte vierte Westfalenforum mit dem EU-Kommissar Franz Fischler gehört in diesen Zusammenhang.

Zu Beginn dominierten in der Zusammensetzung der führenden Vereinsvertreter das Gebiet um Dortmund und Münster. Auch waren diese mehrheitlich dem politisch eher konservativen Lager zuzuordnen, ging es damals doch darum, die geplante Verwaltungsstukturreform der rot-grünen Landesregierung zu verhindern. In den folgenden Jahren wandte man sich gestützt auf Gutachten insbesondere von Jörg Bogumil gegen ähnliche Vorhaben der nunmehr schwarz-gelben Landesregierung.[4]

Von erheblicher Bedeutung ist der Verein auch bei der Vernetzung regionaler Marketinginitiativen wie der Aktion Münsterland, OWL Marketing GmbH oder der Sauerland-Initiativ.[5]

Gremien des Vereins

Vorsitzender des Vereins Westfalen-Initiative e. V. ist Karl-Heinrich Sümmermann (Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG), Geschäftsführender Vorstand ist Raimund Pingel. Darüber hinaus gehören dem Vereinsvorstand Thomas Bentz (Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG), Ludwig Jörder (Westfalenhallen Dortmund GmbH) und Jost Springensguth an.

Aktivitäten und Projekte

  • Verwaltungsstrukturreform NRW: Mit Gutachten und Expertise bemüht sich die Westfalen-Initiative, die Diskussion um die zukünftige Verwaltungsstruktur des Landes zu versachlichen.[6] Neben dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Westfälischen Heimatbund, war die Westfalen-Initiative einer der maßgeblichen überlokalen Akteure, die sich gegen die Abschaffung der bisherigen Bezirksregierungen zu Gunsten von drei großen Nachfolgebehörden sowie gegen die Auflösung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe wandte.[7]
  • „Westfalen erfahren“: Eine Radtour für Journalisten – alle zwei Jahre werden kulturelle, wirtschaftliche, landschaftliche und andere Highlights aus Westfalen präsentiert und erkundet.[8]
  • Studiengang „Nonprofit-Management and Governance“: Dieser erste deutsche Studiengang, der auf eine Tätigkeit im gemeinnützigen Sektor vorbereitet, wurde gemeinsam mit dem Zentrum für Nonprofit-Management entwickelt und an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster umgesetzt.[9]
  • Ideen-Mining: Wissenstransfer aus den Universitäten in die Wirtschaft mit modernsten Methoden – Think-Tanks als Ideengeneratoren mit der Arbeitsstelle Forschungsransfer der Westfälische Wilhelms-Universität Münster.[11]
  • Verantwortung lernen: Basierend auf dem Service-Learning-Ansatz werden Schüler durch eigenverantwortlich gestaltete Projekte im Unterricht für gesellschaftliche Probleme und bürgerschaftliches Engagement sensibilisiert. Kooperationsprojekt mit den Stiftungen Bürger für Münster und Bürgerwaisenhaus. In neuer Trägerschaft wird es seit 2008 von der WGZ-Bank unter dem Titel „sozialgenial“ finanziert und von der Aktiven Bürgerschaft NRW-weit durchgeführt. [12]
  • Elternqualifizierung: Ausgehend von der Erkenntnis, dass Eltern in hohem Maße für den Bildungs- und Schulerfolg ihrer Kinder verantwortlich sind, werden Lehrer in Schulungen qualifiziert, an ihren Schulen Erziehungskurse für Eltern anzubieten, um den Erziehungs- und Bildungsauftrag gemeinsamen zu erfüllen. Das Projekt wird von der Technischen Universität Dortmund durch empirische Untersuchungen unter Leitung von Dipl.-Psych. Jens Heete wissenschaftlich begleitet.
  • WestfalenSprung: Ein Wettbewerb im Zwei-Jahres-Rhythmus um die besten Konzepte im Standortmarketing Westfalens mit intensivem Austausch von Ideen.[14]
  • Seit 2004 veranstaltet der Verein mit finanzieller Unterstützung der Stiftung das internationale Orgelfestival Westfalen-Lippe. Die Aufführungen finden in verschiedenen Kirchen der Region statt. Hinzu kommt ein westfälisch-lippischer Orgelwettbewerb.[17]
  • Die Organisation gibt eine eigene Schriftenreihe heraus.[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Scharte, Sebastian: Westfalenbilder und Westfalenbewusstsein. Die Herausforderungen Regionaler Kulturpolitik und Verwaltungsstrukturreform. Münster, 2003 S.106
  2. Jahresbericht 2009 der Stiftung Westfalen-Initiative.
  3. Flyer von Stiftung und Verein Westfalen-Initiative aus dem Jahr 2007 (abgerufen am 4. Oktober 2010).
  4. Scharte, Sebastian: Westfalenbilder und Westfalenbewusstsein. Die Herausforderungen Regionaler Kulturpolitik und Verwaltungsstrukturreform. Münster, 2003 S.106
  5. Hauff, Thomas: Regionenmarketing für Westfalen - Westfalen als Marke?
  6. [Bogumil, Jörg; Reichard, Christoph; Siebart, Patricia: Gutachten zur Verwaltungsstrukturreform in NRW. Schriftenreihe der Stiftung Westfalen-Initiative Band 8, Münster: Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH 2004, ISBN 3-932959-37-X.].
  7. Scharte, Sebastian: Westfalenbilder und Westfalenbewusstsein. Die Herausforderungen Regionaler Kulturpolitik und Verwaltungsstrukturreform. Münster, 2003 S.105
  8. Radtour "Westfalen erfahren"
  9. Studiengang „Nonprofit-Management and Governance“
  10. vergl. Die Regionalbibliographie im digitalen Zeitalter. Deutschland und seine Nachbarländer. Frankfurt am Main, 2006 S.149
  11. Arbeitsstelle Forschungstransfer der Universität Münster
  12. "sozialgenial" Website der Aktiven Bürgerschaft e.V.
  13. Lange, Niels; Ueschner, Janina; Vilain, Michael: Miteinander statt Nebeneinander - Der Stiftungsverbund Westfalen Lippe als Motor regionaler Stiftungskooperationen, S. 48-66. In: Lange, Niels; Ueschner, Janina; Vilain, Michael(Hrsg.): Regionale Stiftungskooperation. Netzwerke und Stiftungsverbünde in Theorie und Praxis. Schriftenreihe der Stiftung Westfalen-Initiative Band 13, Ibbebbürener Vereinsdruckerei GmbH 2008
  14. Stiftung Westfalen-Initiative (Hg.): WestfalenSprung 2009. Dokumentation des Martin-Leicht-Preises für Stadt- und Regionalmarketing. Münster: Ibbebbürener Vereinsdruckerei GmbH 2010.
  15. Laudatio von Jean-Claude Trichet auf Hans Tietmeyer
  16. Wielens, Hans (Hg.): Westfälische Ehrengalerie. Münster: LIT-Verlag 2002, ISBN 3-8258-5876-6.
  17. Orgelfestival Westfalen-Lippe
  18. Publikationen

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