Tiefgrabenrotte

Tiefgrabenrotte

Die Tiefgrabenrotte ist ein Ortsteil der niederösterreichischen Marktgemeinde Frankenfels, welcher sich rund fünf Kilometer vom Ortszentrum befindet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Haltgraben Richtung Süden am 10. Mai 2009, im Hintergrund der Frankenfelsberg, im Zentrum die Teifgrabenrotte 9 (Leiten)

Die Tiefgrabenrotte befindet sich im Norden von Frankenfels, entlang des Weißenbaches und im Haltgraben Richtung Schwabeck-Kreuz und St. Gotthard, angrenzend im Norden an Texingtal und im Nordosten an Kirchberg an der Pielach. Im Süden grenzt der Frankenfelsberg (Lehenrotte) an das Weißenbachtal. Westlich befindet sich, Richtung Plankenstein, die Wiesrotte und im Osten die nach der Burg Weißenburg benannte Weißenburggegend.

Geschichte

Eines der ältesten Häuser in Frankenfels dürfte das im Norden befindliche Gehöft Schwabeck sein, wo schon 1227 ein Adeliger namens Schwab genannt wurde.[1] Es handelt sich hier um einen Burgstall einer ehemaligen Burg an der Schwabeckmauer. Die Feste dürfte im 14. Jahrhundert wieder verfallen sein, das Gehöft Schwabeck existiert noch heute.

Während der Zweiten Türkenbelagerung 1683 befand sich östlich vom Schwabeck, am Pichlberg, auf 859 m ein Kreidfeuer, welches die Bevölkerung vor Feinden warnte.

1837 schreibt Franz Xaver Schweickhardt in seinen historisch-topographische Beschreibungen, dass die Rotte 7 1/2 h Entfernung zur nächsten Poststation (St. Pölten) hat. Weiters ist zu entnehmen, dass die Rotte zum Wehrkreis des Linien-Infanterie-Regiments Nr. 49 gehört. Die Seelenzahl beträgt 26 Familien, 55 männliche und 58 weibliche Personen sowie 16 schulfähige Kinder. An Viehbestand sind 36 Ochsen, 34 Kühe, 60 Schafe und 40 Schweine vermerkt. Unter den Bewohnern sind Waldbauern und Holzknechte und blos ein Schuster. Die Häuser liegen sehr zerstreut in einer Entfernung von 1 1/2 bis 2 Stunden von Frankenfels in einem waldigen Tal mit Felsvorsprüngen, welches vom Weißenbach durchflossen wird und wo auch durch denselben der Verbindungsweg nach Plankenstein führt. Das Klima ist, obgleich der gebirgigen Lage etwas rau, gesund und das kristallklare Quellwasser vortrefflich. Die Jagd liefert Hochwild.[2]

Bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft 1848[3] wurde die Rotte großteils vom herrschaftlichen Maierhof der Burg Weißenburg bewirtschaftet. Rotthaus war das Gehöft Tiefgraben mit der Nummer 16.

Im 19. Jahrhundert wurde die Rotte auch nach einem Kleinhaus Abfaltern[4] oder auch Tiefengrabenrotte bezeichnet.[5]

Häuser

In der Tiefgrabenrotte existieren derzeit etwa vierzig Häuser, wobei rund zwanzig einen Flurnamen besitzen. Häuser ab Nummer 22 befinden sich in dem seit etwa 1980 errichteten Siedlungsgebiet im Ortsteil Weißenburg.

Liste der Häuser

Der Haltgraben mit dem Gehöft Schwabeck, im Hintergrund ist die Grüntalkogelhütte zu erkennen

In Klammer ist hier die Wortherkunft angeführt.

  • Tiefgrabenrotte 1: Abfalterhäusl (etymologisch von Apfelbaum)
  • Tiefgrabenrotte 2: Unter-Angerhäusl (Anger)
  • Tiefgrabenrotte 3: Ober-Angerhäusl
  • Tiefgrabenrotte 4: Hof (Herrschaftshof)
  • Tiefgrabenrotte 5: Unter-Halt (Weideplatz)
  • Tiefgrabenrotte 6: Ober-Halt
  • Tiefgrabenrotte 7: Klein-Hainbach
  • Tiefgrabenrotte 8: Schwabeck
  • Tiefgrabenrotte 9: Leiten (Hang)
  • Tiefgrabenrotte 10: Bichl (Hügel)
  • Tiefgrabenrotte 11: Pulverhäusl (Hersteller von Schwarzpulver)
  • Tiefgrabenrotte 12: Bachhäusl (Haus neben dem Weißenbach)
  • Tiefgrabenrotte 13: Mühlhäusl (Mühle zur Zerkleinerung der Bestandteile des Schwarzpulvers)
  • Tiefgrabenrotte 14: Gatterhäusl (Absperrung)
  • Tiefgrabenrotte 15: Sperrieglhäusl (Anhöhe)
  • Tiefgrabenrotte 16: Tiefgraben (Rotthaus)
  • Tiefgrabenrotte 17: Zinsenhof (Besitzer)
  • Tiefgrabenrotte 18: Wiesl (kleine Wiese)
  • Tiefgrabenrotte 19: Bichl-Häusl (Kleinhaus neben Bichl)
  • Tiefgrabenrotte 20: Bichlberg (Pichlberg)

Die Tiefgrabenrotte 17 (Zinsenhof) existierte nur bis 1910, die Tiefgrabenrotte 18 (Wiesl) wurde 1957 aufgelassen. Die Tiefgrabenrotte 20 gehörte zu Kirchberg an der Pielach und war bereits Ende des 19. Jahrhundert unbewohnbar.

Die Flurnamen sind vor allem bei den landwirtschaftlich genutzten Betrieben (Schwabeck, Leiten, Bichl, Hof oder Tiefgraben) noch heute geläufig. Einige Namen, vor allem die der Wohnhäuser, sind aber aus dem heutigen Wortschatz verschwunden.

Wirtschaft

In der Tiefgrabenrotte wurden neben der Land- und Forstwirtschaft auch andere Gewerbe betrieben. So war in der Tiefgrabenrotte 2 vom 17. bis 19. Jahrhundert ein Schuster wohnhaft und in der Tiefgrabenrotte 11 wurde Schießpulver produziert. Heute gibt es in der Tiefgrabenrotte noch einen Tischlereibetrieb.

Sonstiges

Im Schwabeck befindet sich der ästerste Durchzugsbaum von Frankenfels mit der Datierung von 1610.[6]

Die nördlichen Häuser gehörten bis vor kurzem zur Pfarre St. Gotthard (Gemeinde Texingtal). Aufgrund der weiten Entfernung zur Volksschule Frankenfels besuchten die Kinder ab dem Haus Bichl die Schule in St. Gotthard. Die Verbundenheit zu St. Gotthard zeigt sich noch heute an den regelmäßigen Fußwallfahrten über das Schwabeck-Kreuz nach St. Gotthard.

Um 1930 wurde im Gemeinderat darüber diskutiert, eine eigene Schule im Weißenbachtal zu errichten.[7]

Auf Grund der großen Gemeindefläche und der dadurch exponierten Lage der vor allem landwirtschaftlichen Betriebe gibt es seit 1938 einen örtlich abgesetzten Zug der Freiwilligen Feuerwehr Frankenfels - die Feuerwache Weißenburg - mit 33 Mitgliedern (Stand: März 2010). Kommandant dieser Feuerwache ist derzeit Brandinspektor Günter Tuder. Er folgte damit am 27. Jänner 2010 dem Gründer Leopold Härtensteiner, Johann Weissenbacher und Franz Karner nach.

Noch heute ist folgender Spruch bekannt: Der Weißenbach fängt im Elend an und hört in der Not auf. Gemeint sind dabei die Häuser Elendgarten (Weißenburggegend 15) und Not (Wiesrotte 11).[8]

Literatur

  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, Viertel Ober-Wienerwald (heute etwa Mostviertel), 7. Band: Schwerbach-Gegend (Herrschaft Kirchberg) bis Weissenbach, Wien 1837 (Online-Version)
  • Bernhard Gamsjäger: Frankenfelser Häuserbuch, Frankenfels 1987
  • Ortsbauernrat Frankenfels (Hubert Größbacher) (Hrsg.): Frankenfelser Flurdenkmäler. Frankenfels um 1995
  • Bernhard Gamsjäger und Ernst Langthaler (Hrsg.): Das Frankenfelser Buch. Frankenfels 1997

Einzelnachweise

  1. Bernhard Gamsjäger: Frankenfelser Häuserbuch, Frankenfels 1987, Seite 374
  2. Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, Viertel Ober-Wienerwald (heute etwa Mostviertel), 7. Band: Schwerbach-Gegend (Herrschaft Kirchberg) bis Weissenbach, Wien 1837, Seite 9 und 10
  3. Kaiserliches Patent betreffend die Aufhebung des Untertänigkeitsverbandes und die Entlastung des bäuerlichen Besitzes vom 7. September 1848, Ferdinand I., constitutioneller Kaiser von Österreich
  4. Bernhard Gamsjäger: Frankenfelser Häuserbuch, Frankenfels 1987, Seite 364
  5. Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, Viertel Ober-Wienerwald (heute etwa Mostviertel), 7. Band: Schwerbach-Gegend (Herrschaft Kirchberg) bis Weissenbach, Wien 1837, Seite 9
  6. Bernhard Gamsjäger: Frankenfelser Häuserbuch, Frankenfels 1987, Seite 376
  7. Bernhard Gamsjäger: Frankenfelser Häuserbuch, Frankenfels 1987, Seite 450
  8. Bernhard Gamsjäger: Frankenfelser Häuserbuch, Frankenfels 1987, Seite 422
48.01527777777815.3375

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