Waldeck (Stadt Waldeck)

Waldeck (Stadt Waldeck)
Waldeck (Stadtteil)
Stadt Waldeck
Koordinaten: 51° 12′ N, 9° 4′ O51.2062111111119.0620694444444380Koordinaten: 51° 12′ 22″ N, 9° 3′ 43″ O
Höhe: 380 m ü. NHN
Fläche: 15,0009 km²
Einwohner: 1.519 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 34513
Vorwahl: 05623
Burg und Ort Waldeck 1655 in der Topographia Hassiae von Matthäus Merian

Waldeck ist der zweitgrößte Stadtteil der Stadt Waldeck im Landkreis Waldeck-Frankenberg in Nordhessen in Deutschland.

Der Ort war bis 1655 Residenzsitz der Waldecker Grafen. Waldeck wurde durch seine Lage am 1914 fertiggestellten Edersee zum staatlich anerkannten Luftkurort und damit weit über die Grenzen Hessens bekannt. Heute findet man hier ein vielfältiges Fremdenverkehrsangebot für Erholung und Freizeitgestaltung. Überragt wird die Waldecker Kernstadt von Schloss Waldeck.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schloss Waldeck über dem Edersee heute

1232 findet sich die erste schriftliche Erwähnung der Siedlung Waldeck in einer Urkunde des Klosters Netze. Dort wird sie universitas civitatis de waldeke erwähnt. Bis zum Jahr 1254 wird die Stadt auch Rode bezeichnet. Der Name weist darauf hin, das sie durch eine Rodung entstanden sein kann. Das erste Stadtsiegel stammt aus 1266, der erste nachweisbare Bürgermeister wird 1311 erwähnt. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts betrug ihre Einwohnerzahl kaum über 400, und Korbach, Arolsen und Bad Wildungen waren die bei weitem größeren und wichtigeren Städte der Grafschaft Waldeck. Waldeck war bis 1914 wesentlich kleiner als der Nachbarort Netze

Noch um 1500 war Waldeck „nur“ ein Dorf mit Stadtmauer, mit weniger als 300 Einwohnern, und lag hinsichtlich Größe und Wirtschaftskraft weit hinter Bad Wildungen und Korbach.

Verlegung der Residenz

Bis 1655 war die Burg Residenz der regierenden Grafen von Waldeck, danach zogen sie um nach Arolsen in das Residenzschloss Arolsen. Danach wurde Schloss Waldeck als ehemaliger Residenzsitz für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt. Der Ort verlor durch die Residenzverlegung bis in die Neuzeit an Bedeutung.

Jüdischer Friedhof

Im 19. Jahrhundert lebten vor allem die Familien Levy und Simon in Waldeck. Vermutlich hat die Familie Levy die Anlage eines Friedhofs veranlasst. Bei diesem Friedhof handelt es sich offentsichlich um einen Privatfriedhof weniger um einen Friedhof einer jüdischen Gemeinde. Im Lauf der Jahrzehnte sind siebzehn Beisetzungen bekannt, die letzte 1913. Die Größe des Friedhofs umfasst 0,82 ar. Fünf Grabsteine sind heute noch vorhanden. Der Friedhof liegt in der Nähe der heutigen Edertalsperre.[1]

Stadtkirche

Am 13. Mai 1236 weihte Bischof Wilhelm von Havelberg eine Kapelle in Waldeck der heiligen Maria und unterstellte sie dem 1228 gegründeten Zisterzienserinnenkloster Marienthal in Netze. Ob sich diese Kapelle an der Stelle der jetzigen Kirche befand, ist nicht geklärt, da in den Quellen über die Gründung der Burg auch ein anderer Standort erwähnt wird.

Der Chorraum ist der älteste Teil der Kirche, deren Bau um 1300 begonnen wurde. Während in der ganzen Grafschaft im 14. Jahrhundert stattliche neue Kirchen entstanden, erhielt die seit 1300 bestehende Stadtkirche lediglich einen Anbau. Dies war ein nördliches Seitenschiff und eine neue Südwand. Der Chor bekam an der Südseite ein neues Maßwerkfenster. Die Bürger und die Grafen von Waldeck hatten nur sehr begrenzten Einfluss auf diese Filialkirche des Klosters Netze.

1483 erhielt die Stadtkirche einen Schnitzaltar mit gemalten Flügeln, einen Marienaltar, der die Krönung Marias durch die Dreieinigkeit darstellt. Das Bild der Predella, geschmückte Sockel des Altaraufbaus, zeigt Christus mit den zwölf Aposteln. Besonders im Spätmittelalter wurde die Mutter Jesu sehr verehrt. Gestiftet wurde der Altar von der in des ehemaligen Augustiner-Chorfrauen-Stifts Berich, Margarete Huhn. Sie ist in der unteren Ecke des linken Flügels mit ihrem Wappen abgebildet.

Von dem ursprünglich einschiffigen Kirchenbau sind nur Chor und Westmauer erhalten geblieben. Das Schiff in seiner jetzigen Gestalt wurde im 16. Jahrhundert ausgebaut. Der Turm wurde - wie bei den Wehrkirchen in Bergheim und Affoldern - seitlich an der Nordostseite des Chores errichtet. Zwei der vier Glocken stammen aus dem 14. Jahrhundert. Vermutlich hatte der Kirchturm früher auch vier kleine Ecktürme.

Reformation

1521 wurde Graf Philipp IV. von Waldeck-Wildungen auf dem Reichstag von Worms ein Anhänger der reformatorischen Lehre. Philipp lud den aus dem mainzischen Fritzlar vertriebenen lutherischen Prediger Johann Hefentreger (auch Johannes Trygophorus) zu einer Probepredigt ein, die dieser am 29. April 1526 in der Kapelle des Schlosses Friedrichstein in Alt-Wildungen hielt. Philipp IV. und sein Onkel Philipp III. von Waldeck-Eisenberg, die in kirchlichen Fragen gemeinsam für beide Teile der Grafschaft zu entscheiden hatten, beriefen ihn zum Pfarrer der Stadt Waldeck. Hefenträger predigte am 17. Juni 1526 erstmals nach Luthers Lehren. Er wurde von hier aus zum Reformator der Grafschaft Waldeck. Heute erinnern zwei Gedenktafeln an den Eingängen der Stadtkirche an diesen Tag.

Entwicklung und Neuzeit

Edersee von Schloss Waldeck

Edertalsperre

Größe und auch wirtschaftliche Bedeutung von Waldeck änderten sich schlagartig mit dem Bau der Edertalsperre (1908–1914). Früh erkannten die Waldecker, dass mit dem Bau eine neue Möglichkeit entstand, die eigene wirtschaftliche Situation zu verbessern. Der bis dahin eher landwirtschaftlich geprägte Ort machte schrittweise den Tourismus zu seiner größten Einnahmequelle.

Eisenbahn

Die das Ortsgebiet berührenden Bahnstrecken wurden zu folgenden Terminen für den Verkehr freigegeben:

  • Bad Wildungen–Buhlen am 1. Februar 1909
  • Buhlen–Waldeck am 1. Mai 1911
  • Waldeck–Korbach am 1. Juni 1912

Mauser-Werke

Alfons Mauser (1872–1927) wurde in Köln als Sohn des Mitinhabers der berühmten Mauser-Gewehrfabriken in Oberndorf am Neckar geboren. 1896 gründete er in Waldeck seine erste Stahlblechwarenfabrik. 1898 verlagerte er den Firmensitz nach Köln. 1921 kaufte er in Waldeck (Waldeck-Ost) eine ehemalige Karbidfabrik. Nach deren Aus- und Umbau gründete er die Mauser-Werke GmbH. 1922 begann zunächst die Produktion von Stahlfässern (1903 entstand das erste „Mauserfass“ aus Eisenblech mit Riegelverschluss), später dann von Gasflaschen und einer Vielzahl von Produkten für die Landwirtschaft.

Während des Zweiten Weltkrieges, Mitte 1944, verlagerten die Henschel Flugmotorenwerke Teile der Produktion in das Werk Waldeck.

Nach seinem Tod entstand die Alfons und Maria Mauserstiftung, die sich besonders für die Mitarbeiter und deren Angehörigen einsetzte.

In der späteren Entwicklung entstanden die bekannten Mauser Büromöbel. Die Mauser-Werke wurden zum größten Arbeitgeber in der Region. Nach mehreren Besitzwechseln und der Umwandlung in die Mauser-Waldeck AG meldete das Unternehmen 2002 die Insolvenz an. Das Unternehmen wurde zerschlagen und der Produktionsstandort in Waldeck geschlossen. Der Markenname Mauser (Möbel und Sitzkultur) besteht unter anderen Firmierungen weiter.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

  • An der Stadt (Waldeck-Ost) führt die Bundesstraße 485 vorbei.
  • Ederseerandstraße (L 3086): Die Straße mit Radweg führt von der Staumauer bis Nieder-Werbe und bietet einen reizvollen Blick auf den Edersee.
  • Waldecker Bergbahn zwischen dem Schlossberg und dem Edersee. Die Talstation liegt in unmittelbarer Nähe zur Uferpromenade und den Anlegestellen der Waldecker Edersee Schifffahrt.
  • Schifffahrt: Zwei Fahrgastschiffe führen von Frühjahr bis Herbst Rundfahrten auf dem See durch. Je nach Wasserstand werden sechs Anlegestellen angefahren: Waldeck-Strandbad; Sperrmauer Ufer(Ost); Sperrmauer Ufer(West); Bringhausen; Nieder-Werbe; Halbinsel Scheid1 und Herzhausen. Auf einem Schiff werden auf Anfrage auch standesamtliche Trauungen durch den Standesbeamten der Gemeinde Edertal vorgenommen.

Einzelnachweise

  1. Jüdischer Friedhof Waldeck

Weblinks


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