Chronische Progressive Externe Ophthalmoplegie

Chronische Progressive Externe Ophthalmoplegie
Klassifikation nach ICD-10
H49.4 Ophthalmoplegia progressiva externa
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Die Ophthalmoplegia progressiva externa, auch als chronisch progressive externe Ophthalmoplegie (CPEO) bekannt, ist eine neuroophthalmologische Erkrankung. Ursache ist meist eine mitochondrial vererbte Störung (Mitochondriopathie), die zu einer Lähmung der äußeren Augenmuskeln führt. Die Lähmung der Augenmuskeln bewirkt wiederum Diplopie und Ptosis.

Ist die Ophthalmoplegia progressiva externa mit weiteren Symptomen verbunden, so spricht man von der "Ophthalmoplegia plus (CPEO plus)".

Inhaltsverzeichnis

Klinisches Bild

Daguerreotype eines unbekannten Mannes mit Ptosis von 1852

Das Auftreten dieser Erkrankung ist in jedem Alter möglich. Je früher die Krankheit ausbricht, desto schwerer ist deren Verlauf. Die Erkrankung ist durch eine Ptosis, das heißt das Herabhängen eines oder beider Augenlider gekennzeichnet. Doppelbilder treten in der Regel keine auf. Auch Schmerzen gehören nicht zu diesem Krankheitsbild.

Bei der "Ophthalmoplegia plus" kommen des Weiteren eine zweiseitige Ptosis, muskuläre Schwächen (besonders in den körpernahen Teilen der Extremitäten, im Gesicht und an der Schluckmuskulatur), Reizleitungsstörungen des Herzens sowie Endokrinopathien die sich als Diabetes mellitus, Kleinwuchs oder verzögerter Pubertät äußern, vor. Es können sich auch eine axonale Polyneuropathie, Demenz, Pigmentretinopathie und Ataxie zeigen. Der Übergang zum Kearns-Sayre-Syndrom ist fließend.

Ätiologie

Bei der "Ophthalmoplegia plus" finden sich in etwa 50% der Fälle sporadische genetisch bedingte Erkrankungen mit singulären, ca. 2-8 kb großen mtDNA-Deletionen oder sehr selten Duplikationen. In seltenen Fällen zeigen sich maternal vererbte Punktmutationen der mtDNA (am häufigsten die Mutation A3243G). Darüber hinaus treten auch autosomale Erbgänge (autosomal-dominante CPEO/adPEO), selten auch autosomal-rezessive Fälle im Rahmen nukleärer Genveränderungen auf, die zu multiplen mtDNA-Deletionen führen.

Diagnostik

Neben der allgemein bei mitochondrialen Erkrankungen empfohlen Diagnostik wie Creatin-Kinase, Lactatdehydrogenase, Ruhe-Laktat und Pyruvat im Blutserum, dem neurologischer Untersuchungs-Status, dem Ausschluss eines pathologischen Laktatanstieges mittels Ergometrie und der Elektromyographie, sowie Muskelbiopsie und molekulargenetische Diagnostik werden bei der Ophthalmoplegia progressiva externa zusätzlich der Schilddrüsenhormon- und -antikörperstatus und die Elektroneurographie empfohlen.

Differentialdiagnosen

Mögliche Differentialdiagnosen der CPEO sind Myasthenie, Okulomotoriusparese (N.III-Parese), Hirnstammläsionen (dabei sind nicht alle Arten der Augenbewegungen gleich betroffen), senile Ptosis oder Fibrosesyndrom.

Therapie

Eine Heilung dieser Erkrankung ist nicht möglich. Die Ptosis kann jedoch plastischchirurgisch (z.B. einer Frontalissuspension mit Silikon) behandelt werden.[1] Eine operative Behandlung der Ptosis ist von Vorteil, da nur ein schlechter Lidschluss besteht, so dass die Hornhaut austrocknen könnte (Expositionskeratopathie). Sollten doch Doppelbilder bestehen, kann dies mit einer Prismenbrille oder einer Augenmuskeloperation (wenn der Schielwinkel stabil ist) beholfen werden. Bei Herzrhythmusstörungen kann ein Herzschrittmacher eine Option sein.

Insbesondere in Fällen, in denen ein primärer Coenzym-Q10-Mangel nachgewiesen werden konnte, ist ein Therapieersuch mit 50 - 300 mg Coenzym Q10 täglich zu diskutieren. Ziel der Behandlung ist es in diesem Fall, die Defekte in der Atmungskette zu umgehen und so eine maximale ATP-Produktion zu gewährleisten. Studienergebnisse ohne Übereinstimmung: Reduzierter Laktatspiegel hat jedoch keine klinische Relevanz.

Des Weiteren werden Idebenon, Riboflavin, Kreatin-Monohydrat und L-Carnitin probatorisch eingesetzt.

Quellen

Einzelnachweis

  1. P. E. Caballero u. a.: Chronic progressive external ophthalmoplegia: a report of 6 cases and a review of the literature. In: Neurologist 13/2007, S. 33–36. PMID 17215725

Weblinks


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