Deutsches Auslandsinstitut

Deutsches Auslandsinstitut

Das Deutsche Ausland-Institut (DAI) wurde 1917 als „Museum und Institut zur Kunde des Auslandsdeutschtums“ in Stuttgart gegründet. Neben seiner Hauptaufgabe – der umfassenden Dokumentation aller deutschen Volkstumsgruppen im Ausland – widmete es sich der Beratung und Betreuung Auswanderwilliger. Es erhielt Gelder von Ministerien, dem Land Württemberg und der Stadt Stuttgart.

Im März 1933 begann der organisatorische und personelle Umbau des DAIs. Das DAI wurde dem „Führerprinzip“ angepasst, die langjährigen Institutsleiter aus ihren Ämtern gedrängt. Sie wurden abgelöst durch den „im Volkstumskampf bewährten“ Richard Csaki und den neuen Stuttgarter Oberbürgermeister und überzeugten Nationalsozialisten Karl Strölin.

Die Tätigkeitsfelder des DAIs veränderten sich. Die Auswandererberatung nahm ab. Die Kontakte zu Organisationen und Einzelpersonen unter den „Volksdeutschen“ im Ausland wurden fortgeführt. Der Etat des DAIs stieg vor allem 1933 bis 1938 stark an, dann schloss sich das DAI enger an die Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften bzw. die Volksdeutsche Mittelstelle an, die im Nationalsozialismus eine zentrale Rolle in der Abstimmung der Volkstumsforschung spielten.

1943 wurde das DAI, wie die gesamte Volkstumsforschung, formell der Volksdeutschen Mittelstelle unterstellt; hiermit geriet das DAI endgültig unter den direkten Einfluss der SS.

Das DAI war während der Zeit des Nationalsozialismus in zahlreiche problematische Tätigkeiten verwickelt. Es beteiligte sich an revisionistischer Propaganda, leitete Informationen über das Ausland an Nazistellen weiter, beteiligte sich an der „ethnischen Neuordnung“ Osteuropas und war engagiert in der sogenannten Sippenkunde.

Nach dem Krieg wurde das DAI zwar von den amerikanischen Besatzern als belastet eingestuft, was aber weder einer Wiedereröffnung als Institut für Auslandsbeziehungen noch einer weiteren Karriere der bei DAI beschäftigten Volkstumswissenschaftler im Wege stand.

Literatur

  • Gesche, Katja: Kultur als Instrument der Außenpolitik totalitärer Staaten. Das Deutsche Ausland-Institut 1933-1945, Böhlau Verlag, Köln 2006.
  • Grams, Grant: German Emigration to Canada and the Support of its Deutschtum during the Weimar Republik. The Role of the Deutsches Ausland-Institut, Verein für das Deutschtum im Ausland and German-Canadian Organisations , Peter Lang Verlag, Frankfurt/Main 2001.
  • Ritter, Ernst: Das Deutsche Ausland-Institut in Stuttgart 1917-1945. Ein Beispiel deutscher Volkstumsarbeit zwischen den Weltkriegen, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1976.
  • Seckendorf, Martin: Kulturelle Deutschtumspflege im Übergang von Weimar zu Hitler am Beispiel des deutschen Ausland-Institutes (DAI). Eine Fallstudie, in: Jacobeit, Wolfgang; Lixfeld, Hannjost; Bochkorn, Olaf (Hrsg.), Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Böhlau Verlag, Wien 1994, S. 115-135.

Weblinks


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