Die Troerinnen

Die Troerinnen

Die Troerinnen ist der Titel einer Tragödie des Euripides, die vermutlich im März 415 v. Chr. anlässlich der Großen Dionysien aufgeführt wurde. Sie gehörte zur Trilogie Alexandros - Palamedes - Troerinnen, die durch das Satyrspiel Sisyphos ergänzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Dramatis personae

Das Stück

Prologos (V. 1-152)

Der Prolog des Dramas beginnt mit einer Rede Poseidons, der bei der schlafenden Hekabe erscheint. Er besingt das Schicksal der von Apoll und ihm gebauten Stadt. Er erwähnt die Ermordung des Priamos’ auf den Stufen des Altars des Zeus, die Plünderungen und die Auslosung der Frauen. Hera und Athene werden als Feinde Trojas beschrieben, ihre Unterstützung der Argeier erwähnt. Athene tritt in Vers 48 hinzu und bittet Poseidon darum, ihn anreden zu dürfen. Er gewährt ihr dies und sie offenbart ihm den Plan das Heer der Griechen auf der Heimfahrt zu zerstreuen. Als Grund führt sie die Schändung der Kassandra durch Aias im Heiligtum der Athene an. Gemeint ist mit dieser Andeutung, dass Aias Kassandra nach dem Fall Trojas vom Bildnis der Athene fortgezerrt, dabei das Standbild umgestürzt und Kassandra im Heiligtum vergewaltigt hat. Athene schildert Poseidon den Plan der Strafe für diese Tat. Zeus wird die Achaier mit Hagel, Regen und Sturm strafen, Athene wird Schiffe mit dem Blitz von Zeus vernichten und Poseidon soll die Wogen der Ägäis hochschlagen lassen. Poseidon verheißt, dass viele Ufer mit Leichen von Opfern bedeckt sein werden. Hekabe erwacht und beginnt nun erneut das Schicksal Trojas zu schildern, aber persönlicher, als Poseidon dies tat. Sie beklagt ihr eigenes Schicksal und deutet ihren Hass auf Helena an.

Parodos (V. 153-234)

Es zieht ein erster Halbchor der trojanischen Frauen ein. Im Wechselspiel mit dem Chor beklagt Hekabe ihr Leid. Die Frauen merken, dass die Griechen nach Griechenland heimsegeln wollen. Hekabe spricht auch ihre - aus ihrer Sicht rasende - Tochter Kassandra an. In Vers 176 zieht der zweite Halbchor ein. Nun geht es um das Schicksal der Frauen. Sie fragen sich, ob sie getötet werden oder wer ihr Herr wird. In Vers 197 vereinigen sich die beiden Halbchöre trojanischer Frauen. Der Chor fleht, dass er wenigstens nach Athen verschleppt wird und nicht nach Sparta kommt. Zum zweitbesten Ziel kürt der Chor das reiche Land am Fuß des Olymp, Thessalien. Danach kommt an dritter Stelle Sizilien, das Kolonien des griechischen Raumes hat. Großgriechenland mit der attischen Kolonie Thurioi rangiert auf Platz vier bei den gefangenen Frauen. Man sieht einen Botschafter der Griechen kommen.

1. Epeisodion (V. 235-510)

Es erscheint der Bote Talthybios mit Begleitsoldaten. Er kündigt an, dass die Frauen schon verlost sind. Hekabe will wissen, welchem Land sie zugelost sind, worauf er erklärt, dass sie einzeln verlost wurden. Kassandra wurde dem Heerführer der Griechen Agamemnon zugelost, als heimliche Braut, nicht als Sklavin. Polyxena wurde dem Grab des Achill zugelost. Hekabe sorgt sich um das Schicksal ihrer Tochter. Talthybios versichert ihr, dass Polyxena keine Mühen haben wird. Andromache, Hektors Witwe, kommt in die Hand des Sohnes des Achill. Hekabe wurde von Odysseus erlost. In einem Zelt sieht man Flammen. Hekabe glaubt, dass Kassandra sich verbrennen will. Jene jedoch springt tanzend mit einer Fackel aus dem Zelt. Sie scheint sich über ihr Los zu freuen. Helena gebietet Einhalt. Kassandra beginnt sich zu erklären: Sie feiert, dass sie das Haus Mykenes zerstören werde. Sie sieht den Tod Agamemnons und ihren eigenen Tod durch Klytaimnestra voraus, ebenso den Mord von Orest an seiner Mutter als Rache für den Tod seines Vaters. Sie unterstreicht dann die Bedeutung Helenas und die Sinnlosigkeit des Feldzuges gegen Troja: die Griechen seien für das verhasste Wesen Helena nach Troja gezogen, um die Stadt zu zerstören, für einen verhassten Menschen mussten viele Opfer leiden. Sie zeigt auch den Unterschied zwischen griechischen Toten und phrygischen Toten auf. Die Griechen seien auf fremden Boden für eine verhasste Sache gefallen und begraben, während die Trojaner in der Heimat für ihre Vaterstadt fielen und auch in heimatlicher Erde begraben seien. Talthybios hat Mitleid mit Agamemnon, da dieser die rasende Seherin erhalten hat, aber er muss die Befehle ausführen und sie mitführen. Kassandra konfrontiert den Boten mit einem Spruch des Apoll, dass ihre Mutter in Troja sterben werden, wenngleich auf eine schändliche Art. Sie weissagt dem Odysseus die Irrfahrt und erwähnt einige Abenteuer, die er erleben wird. Sie schildert Einzelheiten ihres Todes. Dann wird sie abgeführt, Hekabe fällt in Ohnmacht. Nachdem sie wieder erwacht ist, ruft sie die Götter an. Zuerst singt sie von ihrem Glück als Königin, Ehefrau und Mutter, dann folgt das Leid, der tiefe Sturz. Sie beklagt ihr Schicksal, dem Odysseus dienen zu müssen. Ein Beispiel für den berühmten Umschlag des Glücks, der in der antiken Literatur häufig auftaucht. Hekabe fällt zu Boden und schläft.

1. Stasimon (V. 511-567)

Der Chor besingt den Untergang Trojas. Er beginnt mit dem Einzug des Pferdes in die Stadt durch die Bürger selbst. In Troja ist ein normales Leben, man opfert, man geht durch die Straßen. Dann kommt Mordgeschrei, die Menschen werden getötet. In der Stadt erhebt sich ein Geschrei.

An dieser Stelle fährt ein Karren mit Andromache und ihrem Sohn Astyanax vorbei. Der Chor weckt Hekabe aus ihrem Schlaf.

2. Epeisodion (V. 577-798)

Hekabe erhört das Klagen ihrer Schwiegertochter. Hekabe und Andromache flehen ihre getöteten Männer um Beistand an. Andromache und Hekabe klagen sich gegenseitig ihr Leid. Dabei erzählt Andromache, dass Polyxena über dem Grab des Achill getötet wurde. Nun erkennt Hekabe, wie die Aussage Talthybios' aus dem 1. Epeisodion gemeint ist. Sie wird keine Mühen mehr haben. Als Hekabe ihre tote Tochter beklagt, wendet Andromache ein, dass der Tod besser sei als die Schmach der Sklaverei. Dann beklagt Andromache ihren Zwiespalt. Neoptolemos – Achills Sohn – begehrt sie als Frau. Gibt sie sich ihm hin, verrät sie ihren toten Mann, verwehrt sie Neoptolemos, was er begehrt, so wird er sie übel behandeln. Hekabe fordert sie dann auf, ihrem neuen Mann zu genügen. In dieser Rede erscheint Talthybios erneut bei den Frauen. Er deutet übles bezüglich Astyanax an; Andromache fürchtet, dass ihr Sohn einen anderen griechischen Herren bekommt; Talthybios sagt ihr, dass er keinen griechischen Herren haben wird; sie fragt, ob er in Troja bleiben kann; Talthybios eröffnet ihr schweren Herzens, dass ihr Sohn getötet werden muss. Er fordert sie auf, sich damit abzufinden, damit ihr Sohn ehrenhaft bestattet wird. Dies bliebe ihm verwehrt, wenn sie die Herausgabe des Sohnes verweigere oder die Griechen verfluche. Sie umarmt ihn ein letztes Mal, dann nimmt Talthybios ihn an sich. Andromache fährt auf dem Karren weiter. Hekabe sieht darin die totale Vernichtung Trojas und sinkt zu Boden.

2. Stasimon (V. 799-859)

Der Chor besingt Telamon, den König von Salamis, und weist noch auf Athen hin. Er wandte sich mit Herakles gegen Troja und plünderte es. Herakles wünschte ihm dann für seine Beteiligung am Zug gegen Troja einen tapferen Sohn. Diesen bekam Telamon auch: Aias. Aias nahm dann mit einem anderen Sohn Telamons, Teuker, am trojanischen Krieg teil. Wieder klagt der Chor über die Zerstörung der Stadt.

3. Epeisodion (V. 860-1059)

Menelaos tritt auf. Er erklärt, dass er nicht wegen Helena gekommen ist, sondern wegen Paris, um die Schmach zu sühnen. Er will sie aber nach Sparta heimführen und dort töten lassen, damit sie für die vielen Toten der Griechen sühnt, die in Ilions Boden liegen. Hekabe hört dies und lobt Menelaos für seine Tötungsabsicht. Er soll aber ihr Angesicht meiden, damit er ihr nicht wieder verfällt. Die Soldaten führen die herausgeputzte Helena aus dem Zelt heraus. Sie will nun wissen, was über sie beschlossen wurde. Menelaos sagt ihr, dass das ganze Heer ihren Tod fordert, was Helena ungerecht nennt. Hekabe bittet, dass Menelaos Helena das Recht gibt, zu sagen, warum sie ungerecht behandelt wird, und dass sie selbst darauf antworten darf. Menelaos gewährt ihr dies. Helena gibt zuerst Hekabe die Schuld am Unheil, da sie Paris gebar, dann Priamos, da er Troja und Helena vernichtete, indem er das Kind nicht tötete. Dann sei Paris in den Göttinnenstreit verwickelt worden. Athene verhieß ihm die Macht über Griechenland, Hera die Herrschaft über Europa und Asien, Aphrodite die schönste Frau. Dann meint sie, dass Aphrodites Sieg dafür gesorgt habe, dass die Griechen nun nicht unter der Macht der Barbaren sei. Außerdem sei Helena nicht freiwillig gegangen, sondern durch die Macht der Aphrodite, die Paris in das Haus des Menelaos begleitete, und durch Gewaltanwendung des Paris zum Mitgehen bewegt. Dann meint sie, dass er sicherlich denke, sie hätte nach dem Tod des Paris die Stadt verlassen und zum Griechenlager flüchten können. Dies sei ihr nicht möglich gewesen, da die Mauer zu gut bewacht war. So endet ihre Rede und der Chor fordert nun Hekabe auf, angemessen zu antworten. Sie beginnt auch sogleich. Hekabe führte an, dass der Göttinnensteit nur aus Scherz und Eitelkeit gewesen sei und daher könne es nicht sein, dass Pallas und Hera dem Paris die Macht über Griechenland verheißen haben. Völlig lachhaft sei, dass Aphrodite das Königshaus besuchte, denn sie sei als Göttin mächtig genug Helena von Sparta nach Troja zu versetzen. Sie meint, Helena hätte in Sparta in Sparsamkeit leben müssen, während sie in Troja den Reichtum auskostete. Hätte Paris Helena mit Gewalt entführt, hätten andere Leute im Palast dies mitbekommen müssen. Hekabe eröffnet auch, dass man Helena nie auf der Flucht ertappt hätte. Dann schimpft sie, dass Helena herausgeputzt aus dem Zelt gekommen ist, anstatt den kahlgeschorenen Kopf gesenkt zu halten. Am Ende ihrer Rede bittet sie Menelaos, Helena auf jeden Fall zu töten. Menelaos will Helena steinigen lassen. Sie wirft sich ihm zu Füßen und bittet um Gnade. Hekabe fordert ihn auf, sich nicht von Helena betören zu lassen. Dieser meint dann, es sei nicht möglich und gebietet Helena auf das Schiff zu bringen. Er selbst würde mit einem anderen Schiff nach Argos heimkehren.

3. Stasimon (V. 1060-1117)

Der Chor phrygischer Frauen teilt mit, dass aus Troja nun für die Götter keine Opfer mehr kommen können, da die Altäre nun in der Hand der Griechen seien. Sie beklagen das Leid der getöteten Männer und den Sturz ihrer Stadt. Dann wird das Elend der Entführung beklagt, bevor sie Menelaos verfluchen.

Talthybios kommt mit der Leiche Astyanax’ auf dem Schild des Hektor herbei.

Exodos (V. 1123-1332)

Talthybios erzählt, dass Andromache Neoptolemos gebeten habe, dass Astyanax ein Grab bekäme und der Schild ihres toten Gatten in Troja bliebe. Neoptolemos gewährte ihr dies. Talthybios übergibt Hekabe den Schild mit dem Leichnam. Er sagt ihr, dass er den Leichnam schon gewaschen habe. Hekabe beklagt, dass die Griechen das kleine Kind ermordet haben. Dann beschreibt sie den Leichnam und beklagt, dass nun die Alten die Jungen begraben statt umgekehrt. Sie bedeckt den Leichnam mit einem Kleid, das er zu seiner Hochzeit tragen sollte. Dann beklagt sie, dass die Götter nicht geholfen haben, obwohl man doch geopfert habe. Der Chor stimmt im Klagelied ein. Dann kommt Talthybios und befiehlt, dass Troja eingeäschert wird und die Frauen zu den Schiffen der Griechen gehen. Hekabe und der Chor beweinen das Ende Trojas, dann stürzt die Burg ein und die Frauen gehen zu den Schiffen.

Moderne Bearbeitungen

Literatur

  • Werner Biehl: Euripides Troades. Winter, Heidelberg 1989. ISBN 3-533-04094-1
  • Ruth Scodel: The Trojan trilogy of Euripides. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980. ISBN 3-525-25156-4

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