Doğan Yayın Holding

Doğan Yayın Holding

Die Doğan Yayın Holding A.Ş. (DYH), außerhalb der Türkei auch Dogan Media Group genannt, ist die führende Mediengruppe der Türkei. Sie veröffentlicht Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, betreibt Fernseh- und Rundfunkstationen Druckereien und ist im Bereich der neuen Medien tätig. Vorstand der Gruppe war bis Ende 2009 Aydın Doğan, zum Jahresanfang 2010 übernahm seine Tochter Arzuhan Doğan Yalçındag die Führung.[1] Gegenwärtig (November 2010) verhandelt die Gruppe mit mehreren ausländischen Investoren über einen Verkauf von Unternehmensanteilen.[2][3] Nach einer kurz vor dem Abschluss stehenden Gesetzesänderung sollen statt bisher maximal 25 künftig bis zu 50 Prozent der Anteile an türkischen Medienunternehmen in ausländischen Besitz gelangen dürfen.[4]

Die an der Börse in Istanbul gelistete Gruppe besitzt acht türkische Tageszeitungen: Hürriyet, Milliyet, Radikal, Posta, Fanatik, Referans und Gözcü. Dazu kommt die erste englischsprachige Zeitung der Türkei Turkish Daily News. Sie betreibt unter anderem den türkischen Fernsehsender Kanal D, den Sender Star TV (inklusive Kral TV) und zusammen mit AOL Time Warner die türkische Ausgabe von CNN unter dem Namen CNN Türk.

Die zur Mediengruppe gehörende Doğan Burda Rizzoli (DBR), in der die türkische Seite mit dem deutschen Medienhaus Burda und dem italienischen Medienunternehmen Rizzoli zusammenarbeitet, gibt 22 Zeitschriften heraus. Ein weiteres Geschäftsfeld ist die Einfuhr internationaler Printmedien und der Verkauf in der Türkei. Die Gruppe ist außerdem im Vertrieb und über Doğan Ofset im Druckereigeschäft aktiv.

Über Dogan Books ist die Gruppe auf dem Buchmarkt tätig, eigenen Angaben zufolge produziert sie 20 Prozent der Bestseller in der Türkei. Die Doğan Music Company ist über ein Lizenzabkommen mit einer Tochterfirma der Bertelsmann AG am internationalen Musikmarkt positioniert. Vertrieben werden Bücher und Musik über eine Buch- und Musikkette mit dem Namen D&R und über das Internet.

Die Doğan Yayın Holding ist, eigenen Angaben zufolge, der größte Content-Provider der Türkei.

Die Muttergesellschaft der Dogan Yayın Holding, die Dogan Sirketler Grubu Holding, ist über das Kerngeschäft im Medienbereich hinaus auch in anderen Wirtschaftsbereichen engagiert. Beispielsweise ist sie mit 54,17 Prozent (Stand Ende 2009) mehrheitlich im Besitz der in der Türkei im Bereich Mineralölvertrieb führenden Mineralölgesellschaft Petrol Ofisi, die eine Tankstellenkette betreibt und im Ölgroßhandel tätig ist. 2006 erwarb der österreichische Energiekonzern OMV die Kontrolle über 34 Prozent, später wurde der Anteil auf 41,58 Prozent erhöht. Im April 2009 schloss das türkische Energieministerium Petrol Ofisi für ein Jahr von allen Staatsaufträgen aus, da angeblich die an das staatliche Elektrizitätswerk Ambarli gelieferten Treibstoffe einen zu hohen Schwefelanteil gehabt hätten. Als tatsächlicher Hintergrund der Vorwürfe wurde Druck der Regierung Erdogan auf Dogan vermutet, denn die Zeitung Hürriyet steht der Regierungspartei bisher AKP kritisch gegenüber.[5] Die von der OMV geplante vollständige Übernahme wurde im November 2009 wegen des Konfliktes zurückgestellt.[6][7] Bei den zweiten Verhandlungsgesprächen im Oktober 2010 einigten sich die beiden Konzerne auf eine Übernahme der 54,17% der Dogan-Gruppe durch die OMV für 1 Milliarde Euro.[8]

Inhaltsverzeichnis

Besitzverhältnisse

Derzeitige Besitzverhältnisse an der Doğan Yayın Holding (Stand Anfang 2010):

  • Dogan Sirketler Grubu Holding: bisher knapp 75 Prozent; geplant: Rückzug auf Minderheitsanteil (52 Prozent der Dogan Sirketler Grubu Holding hält die von der Familie Dogan kontrollierte Adilbey Holding, 7,71 Prozent Aydın Doğan direkt, weitere kleinere Anteile gehören Familienmitgliedern, 34,29 Prozent werden im Freiverkehr an der Istanbuler Börse gehandelt.[9])
  • Axel Springer AG: seit November 2009 10 Prozent;

Beteiligung der Axel Springer AG

Im November 2006 vereinbarte die deutsche Axel Springer AG eine Beteiligung in Höhe von 25 Prozent an der Tochtergesellschaft Dogan TV mit Wirkung ab Anfang Januar 2007 – unter Vereinbarung einer Kaufpreisminderungsklausel bis 2014 für den Fall eines sinkenden Unternehmenswerts – [10] und entsandte zwei Mitglieder in den Verwaltungsrat von Dogan TV, darunter Helmut Thoma. Gleichzeitig mit dem Beschluss zum Einstieg des Springer-Konzerns bei Dogan TV beteiligte sich die Doğan Yayın Holding am Bieterwettbewerb um den deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1.[11]

Im November 2008 verkaufte Springer 5,1 Prozent seiner Beteiligung bei Dogan TV an die Doğan Yayın Holding, erwarb aber zugleich einen direkten Anteil von 10 Prozent an der Holding und entsandte Helmut Thoma in deren Verwaltungsrat.[12]

Ein ebenfalls im November 2008 vereinbarter Erwerb einer direkten Beteiligung von Axel Springer an der DYH in Höhe von rund 9,1 Prozent wurde nicht vollzogen. Stattdessen vereinbarte der Springer-Konzern ein Jahr später, im November 2009, eine Erhöhung seiner Beteiligung an der Doğan Yayın Holding auf 29 Prozent[13] Da allerdings derzeit zwischen der Dogan Holding und der türkischen Medienbehörde RTÜK ein Konflikt um enorme Steuernachforderungen und Medienkonzentration besteht, setzte Springer den Vollzug der Anteilserhöhung bis zur Erledigung dieser Probleme vorerst aus.[14][15]n Der Kaufpreis für die Anteilserhöhung ist erst im Jahr 2016 fällig, die Wertsicherungsklausel bei Dogan TV wurde ebenfalls bis 2016 verlängert. Zugleich wurde die Zahl der von Springer entsandten Verwaltungsräte auf drei (von insgesamt zehn) erhöht und ein mit Vetorecht ausgestattetes Mitglied in den Vorstand der DYH, der das operative Geschäft leitet, bestellt.

Unternehmenskennzahlen

Die Gruppe hielt im Jahr 2006 einen Marktanteil von 41,6 Prozent am türkischen Anzeigenmarktes insgesamt, 36,6 Prozent am Anzeigenmarkt im Fernsehen, 42,1 Prozent am Zeitschriftenmarkt und 60,6 Prozent am Zeitungsmarkt. Ihre Tageszeitungen erreichen eine Gesamtauflage von 5,1 Millionen täglich. Der Umsatz lag 2006 bei 1,5 Milliarden US-Dollar, das EBITDA bei rund 150 Millionen Dollar.[16]

Übernahme durch die Calik Holding

Im März 2011 übernahm die Calik Holding 85% der fernsehsparte der Doğan Yayın Holding.

Deutsche Niederlassung

Die deutsche Niederlassung des Konzerns ist die Kadir Dogan Media International GmbH in Aachen. Sie ist zu 53,74 Prozent im Besitz der Dogan Yayin Holding A.S. (Dogan Media Group). Von der Niederlassung in Mörfelden-Walldorf, in der Nähe von Frankfurt am Main, aus werden 23 Länder Europas, die USA und Kanada mit türkischen Printprodukten beliefert. Seit 2007 gibt es eine Kooperation mit dem ZDF mit dem Ziel, die Integration von türkischen Bürgern in Deutschland zu fördern. Im Rahmen der Kooperation werden beispielsweise Sendungen wechselseitig in die jeweiligen Programme übernommen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Türkischer Medienmogul Dogan tritt ab. meedia.de,
  2. Teile der türkischen Mediengruppe Dogan stehen zum Verkauf. spreadnews.de, 15. Oktober 2010
  3. Companies interested in DMG sales short-listed, executive says. Hürriyet Daily News, 4. November 2010
  4. Turkey foreign media ownership law clears committee. Reuters, 4. November 2010
  5. Keine Staatsaufträge für Mineralöltöchter: Türkei treibt Dogan in die Enge, Handelsblatt, 24. April 2009.
  6. OMV zieht in der Türkei die Reißleine, Der Standard, 19. November 2009
  7. OMV ist weiterhin an Petrol Ofisi interessiert, International Business Times, 18. Dezember 2009
  8. OMV weiter auf Expansionskurs, ORF, 22. Oktober 2010
  9. Shareholder Structure, abgerufen 17. Januar 2009
  10. Axel Springer wird 2007 die Online-Offensive fortsetzen, Pressemitteilung Axel Springer AG, 7. März 2007.
  11. ProSiebenSat.1 Steigt Springer mit türkischer Hilfe ein?, Manager Magazin, 16. November 2006
  12. Axel Springer erwirbt rund 10 Prozent an Dogan Medienholding, Pressemitteilung Axel Springer AG, 27. November 2008.
  13. Axel Springer schließt Vereinbarung mit Dogan-Gruppe, Pressemitteilung Axel Springer AG, 19. November 2009.
  14. Axel Springer legt Einstieg in der Türkei auf Eis, Handelsblatt, 26. November 2009.
  15. Die Steuerhinterziehungs-Vorwürfe gegen die Dogan-Gruppe resultieren unter anderem aus dem Einstieg der Axel Springer AG bei Dogan TV. Weil die Springer-Beteiligung angeblich zu spät versteuert wurde,,um in den Genuss von Steuervergünstigungen zu kommen, hatte der türkische Staat die Dogan-Gruppe zu einer Strafe von etwa 2,2 Milliarden Euro verurteilt. Als eigentlicher Hintergrund der Vorwürfe wird die bisherige politische Gegnerschaft zwischen Dogan und dem türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan vermutet.[1]
  16. Deniz Taskiran: Überblick: Relevante Akteure im Medienbereich in der Türkei, CenTurk, 5. August 2008

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