Ellenrieder

Ellenrieder
Selbstbildnis Marie Ellenrieders im Alter von 28 Jahren. Selbstbewusst stellt sie sich mit Pinsel und Malerpalette dar.

Maria Ellenrieder (* 20. März 1791 in Konstanz; † 5. Juni 1863 in Konstanz) war eine deutsche Malerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marie Ellenrieder wurde als jüngste von vier Schwestern in Konstanz geboren. Ihr Vater, Konrad Ellenrieder, war Uhrmacher, ihre Mutter, Maria Anna Ellenrieder, war eine Tochter des Barockmalers Franz Ludwig Hermann. Ihre Schulzeit verbrachte Marie bei den Dominikanerinnen der Klosterschule Zoffingen in Konstanz.

Nach ihrer Lehre bei dem Konstanzer Miniaturmaler und Lehrer Joseph Einsle (1774-1829) erhielt sie mit 22 Jahren als erste Frau das Privileg, zum Studium an der Kunstakademie zu München zugelassen zu werden. Protegiert wurde sie dabei vom Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg. Nach ihrem Studium war sie als Porträtmalerin für die südwestdeutschen Fürstenhöfe tätig und produzierte, ganz im Sinne ihres Förderers Wessenberg, auch katholische Sakralkunst.

Im Jahre 1818 erhielt sie eine Einladung an den Hohenzollerischen Hof in Sigmaringen, um die Fürstin und ihre Kinder zu porträtieren. Ein Jahr später, 1819, weilte sie für längere Zeit am Fürstenbergischen Hof in Donaueschingen, um die Portraits des fürstlichen Paares, Carl Egon II. und Amalie zu Fürstenberg, zu malen. Im gleichen Jahr erhält Marie Ellenrieder von der Pfarrgemeinde Ichenheim bei Offenburg den Auftrag, für die neu erbaute Kirche drei Altarbilder zu malen.

1820 wird die Künstlerin nach Karlsruhe gerufen, um Markgraf Leopold von Baden und seine junge Frau zu malen. Die Jahre 1817–1822 wird als die fruchtbarste Epoche im Leben der Künstlerin angesehen.

Von 1822 bis 1824 hielt sich Ellenrieder in Rom auf, wo sie sich weiter ausbilden ließ und die Künstlerin Louise Seidler, Julius Schnorr von Carolsfeld, Philipp Veit, Friedrich Overbeck und andere Mitglieder der Künstlergruppe der Nazarener kennenlernte. Dieser Romaufenthalt und die Begegnung mit den Nazarenern war entscheidend für ihr weiteres Werk, obwohl sie sich nach eigenem Bekunden von den männlichen Künstlern trotz ihres großen Talents nicht ernst genommen fühlte.

Am 1. Juli 1824 verließ Marie Ellenrieder die Stadt Rom und reiste mit ihrer Freundin Katharina Predel nach Florenz. Über ein Jahr arbeitete und studierte sie hier und fertigte auch Kopien nach Raffael und Perugino an. Zurück in Baden, ließ sie die Porträtmalerei hinter sich und widmete sich ganz der religiösen Kunst. Der Badische Kunstverein verlieh der Künstlerin als erster Frau die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Großherzog Ludwig wertete die Medaille noch auf durch die Verleihung des Bandes des Vaterländischen Verdienstordens.

1828 erhielt sie den Auftrag, den Hochaltar für die neue Stadtkirche St. Stephan in Karlsruhe zu malen. Wegen der beträchtlichen Ausmaße des Gemäldes (4,70x3,20 m) wies der Großherzog der Künstlerin eigens einen großen Arbeitsraum im Regierungsgebäude in Konstanz zu. Im Jahre 1829 ernannte Ludwig sie zur Hofmalerin, was außer dem Titel zudem ein Jahresgehalt von 300 Gulden bedeutete. 1832 erhielt sie den Auftrag zu einem großen Familienbild das Großherzogin Sophie mit ihren Kindern zeigen sollte. Die Künstlerin musste sich zur Ausführung dieses Auftrags für zwei Jahre nach Karlsruhe begeben. Das 1834 vollendete Gemälde hängt heute im Zähringer-Museum Baden-Baden.

Marie Ellenrieder zog sich immer mehr ins Privatleben zurück. Mehrere ihrer Werke entstanden auf Schloss Werenwag im Oberen Donautal. 1839/40 reiste sie ein zweites Mal nach Rom, fand jedoch nicht die erhoffte künstlerische Inspiration. In den Jahren 1847 und 1849 fertigte sie für die englische Königin Victoria zwei großformatige religiöse Gamälde.

Am 5. Juni 1863 starb Marie Ellenrieder im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer Erkältung.

Werke

Maria mit dem Jesusknaben an der Hand. Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe

Zu Ellenrieders Gemälden zählen vor allem Porträts, zahlreiche Altarbilder für Kirchen in Südwestdeutschland und andere Bilder mit sakralen Motiven (Engel, Jesuskinder und Heilige). Ihre Hauptwerke prägt der Stil der Nazarener, den sie während ihrer ersten Romreise 1822-1824 aufgriff.

Hauptwerke Ellenrieders:

  • Maria mit dem Jesusknaben an der Hand (1824), Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
  • Die Marter des heiligen Stephan (1827)
  • Die heilige Cäcilie, 1833
  • Maria im Rosenhag (1834)
  • Die heilige Felicitas mit ihren Söhnen
  • Porträt des Großherzogs Ludwig I. von Baden (1763-1830)
  • Jesus als Kinderfreund (1845) in der Dreifaltigkeitskirche (Konstanz)

Literatur

  • Bettina Baumgärtel u. a.: Angelika Kauffmann (1741-1807), Marie Ellenrieder (1791-1863). Malerei und Graphik. Ausstellung vom 30. Mai bis 23. August 1992, Rosgartenmuseum Konstanz. Konstanz 1992, ISBN 3-9801501-8-6
  • Katharina Büttner: Marie Ellenrieder (1791–1863). Bildfindungen einer badischen Nazarenerin. In: Kunst und Architektur in Karlsruhe: Festschrift für Norbert Schneider. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2006, ISBN 3-86644-050-2, S. 45–58 (Volltext)
  • Edwin Fecker: Die Druckgraphik der badischen Hofmalerin Marie Ellenrieder (1791-1863). Galerie Palatine / Edition Thilo Winterberg, Heidelberg 2002, ISBN 3-932204-04-2
  • Friedrich Wilhelm Fischer, Sigrid von Blanckenhagen: Marie Ellenrieder: Leben und Werk der Konstanzer Malerin. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts. Herausgegeben vom Kunstverein Konstanz e.V.. Thorbecke, Stuttgart 1963
  • Bärbel Kovalesvski (Hrsg.): Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850. Verlag Gerd Hatje, Ostfildern-Ruit 1999
  • Klara Siebert: Marie Ellenrieder als Künstlerin und Frau. Freiburg i. Br.: Herder Verlag 1916
  • Margarete Zündorff: Marie Ellenrieder: Ein deutsche Frauen- und Künstlerleben. Oberbadische Verlagsanstalt Merk & Co., Konstanz 1940
  • Elisabeth von Gleichenstein: Baden-Württembergische Portraits, herausgegeben von Elisabeth Noelle-Neumann. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05271-9, S. 98-109. 

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