Freiwilliger (Militär)

Freiwilliger (Militär)
Altägyptische Lanzenkämpfer der 11. Dynastie
Grabstein des Kriegsfreiwilligen Paul Burmeister

Als Freiwilligen bezeichnet man einen Soldaten, der sich freiwillig - also aus einer persönlichen Motivation heraus - zum Militärdienst verpflichtet hat.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzungen

Handlungsfreiheit ist Voraussetzung für die freiwillige Meldung zum Militär. Wehrpflichtige können sich freiwillig vor ihrer Einberufung oder über das Maß der Wehrpflicht hinaus zum Militärdienst verpflichten. FWDL ist die Bezeichnung für freiwillig Wehrdienst leistenden Soldaten in der Bundeswehr.

Historische Entwicklung

Vor der Entwicklung des Wehrdienstes und der Wehrpflicht im heutigen Sinne wurden im Militärwesen bereits wehrfähige Männer zum Wehrdienst verpflichtet oder auf andere Weise rekrutiert. In der Geschichte stellte man Truppen aus Sklaven, Unfreien und Leibeigenen auf, warb Freiwillige an oder preßte Männer zum Militärdienst. Erstmals gab es in Ägypten zur Zeit des Alten Reiches eine Wehrpflicht.

In den Befreiungskriegen gegen das napoleonische Frankreich dienten Freiwillige nicht nur in den regulären Truppen, sondern auch in diversen Freiwilligenverbänden wie etwa dem Lützowschen Freikorps, von dem sich die Flagge der Bundesrepublik Deutschland ableitet.

Abgesehen von den Kadern, die aus Zeit- bzw. Berufssoldaten bestanden, konnten Wehrpflichtige mit höherer Schulbildung in der "Alten Armee" des deutschen Kaiserreichs als sogenannte Einjährig-Freiwillige dienen. Ziel dieser Einrichtung war die Schaffung eines Reserveoffizierskorps aus dem wohlhabenden und privilegierten Teil der Gesellschaft. Der Begriff Kriegsfreiwillige im Sinne des § 98,2 der Wehrordnung bezeichnete Männer, die sich nach Ausbruch eines Krieges für die Dauer der Kampfhandlungen zum Dienst meldeten. Sie sollten nach der Demobilmachung oder der Auflösung des betreffenden Truppenteils zur Disposition der Ersatzbehörden gestellt werden.

Im eigentlichen Wortsinn traf der Begriff Kriegsfreiwillige nur auf ungediente Freiwillige eines noch nicht militärpflichtigen Jahrgangs zu, die im Frieden noch nicht gemustert und der Ersatzreserve bzw. dem Landsturm zugeteilt worden war, im Regelfall also das 20. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten.

Nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges stellte die deutsche Heeresführung mehrere Reservekorps auf, denen die meisten der schon August 1914 eingetretenen Kriegsfreiwilligen zugeteilt wurden. Mehrere dieser Reservekorps kamen in der Schlacht um Ypern im Herbst 1914 erstmals zum Einsatz und erlitten hohe Verluste.

Die Reichswehr setzte sich aufgrund der Auflagen des Versailler Vertrages bis 1935 ausschließlich aus Freiwilligen im Sinne von Zeitsoldaten zusammen. Die Internationalen Brigaden der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg waren ein Freiwilligenverband von nichtspanischen Antifaschisten. Die Nationale Volksarmee der DDR war ursprünglich eine reine Freiwilligenarmee, da bis zum Mauerbau 1961 eine Wehrpflicht nicht durchsetzbar war. In der israelischen Armee besteht das Sar-El-Programm, in dem Nichtisraelis unabhängig von der Herkunft für einige Wochen unbewaffneten Dienst bei den Streitkräften leisten können.

Der Psychologe David Mantell stellte in einer umfassenden Befragung amerikanischer Kriegsfreiwilliger eine machtbetonte familiäre Sozialisation als Ursache ihrer militärischen Aggressivität fest.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. David Mantell: Familie und Aggression. Zur Einübung von Gewalt und Gewaltlosigkeit. Eine empirische Untersuchung. Fischer Verlag, Frankfurt a. M., 1972 ISBN 3-10-047101-6

Literatur

  • Rolf Gundlach, Carola Vogel: Militärgeschichte des pharaonischen Ägypten, Schöningh Paderborn 2006, ISBN 3-5067-1366-3

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: freiwillig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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