Galvanotechnik Leipzig

Galvanotechnik Leipzig

Die Langbein-Pfanhauser Werke AG (LPW) waren eine Fabrik für Geräte und Anlagen der Galvanotechnik und Elektrochemie sowie Elektromotoren mit Sitz in Leipzig, später Neuss am Rhein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 1. Februar 1873 gründete Wilhelm Pfanhauser in der Wiener Windmühlgasse 39 die Firma Wilh. Pfanhauser, ein Handelsgeschäft für den Verkauf von Zyankali und Hilfsgütern für Galvaniseure, sie war damit die erste österreichische Produktionsstätte für Zyanide. Pfanhauser begann bereits 1877 mit dem Anlagenbau. So schuf er eine Vernicklungsanlage, die mit neuen den heutigen Elektromotoren ähnlichen Maschinen ausgestattet war, und 1900 eine Verzinkungsanlage, die nach Moskau geliefert wurde.

Mit seinem 1878 verfassten Buch Praktische Anleitung zum Galvanisieren von Metallen gilt Wilhelm Pfanhauser als einer der Väter der Galvanotechnik. Zunächst entwickelte Pfanhauser die auf den Arbeiten von Max Schlötter basierende elektrochemische Vernicklung weiter. Das Unternehmen besaß eine Filiale in Berlin.

Der deutsche Chemiker Dr. Georg Langbein eröffnete am 1. Dezember 1881 im Leipziger Dösner Weg 9–11 die Chemische Fabrik und Laboratorium für Galvanoplastik und Metallindustrie Dr. G. Langbein & Co. Auch er schrieb 1886 ein Vollständiges Handbuch der Galvanischen Metallniederschläge und legte damit den Grundstein für den damals größten deutschen Galvanisierbetrieb mit Filialen in Berlin, Solingen, Wien, Mailand und Brüssel. Schon 1889 konnte Langbein mit dem Bau neuer Fabrikanlagen in der Torgauer Straße 76 in Leipzig-Sellerhausen beginnen.

Im Jahre 1907 schlossen sich dann die beiden vermutlich ältesten Fachfirmen der Galvanotechnik zusammen. Am 25. April 1907 wurde mit Wirkung ab 1. Januar 1907 unter dem Namen Langbein-Pfanhauser Werke AG eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 2.250.000 Mark errichtet und am 19. August 1907 in Leipzig ins Handelsregister eingetragen. Bis zu seinem Tod 1909 war Georg Langbein Aufsichtsratsvorsitzender der neuen Gesellschaft mit insgesamt 250 Beschäftigten, Vorstandsvorsitzender war bis 1945 Pfanhausers Sohn Wilhelm Pfanhauser jr.

Die neu entstandene Firma baute schon 1920 die ersten Halbautomaten für die Vernicklung und 1933 den ersten Nickel-Chrom-Vollautomaten. Weitere wesentliche Verdienste der Langbein-Pfanhauser Werke sind die praxisreife Einführung von Chrom-Schwefelsäure-Elektrolyten oder die Entwicklung des zu einem Begriff geworden Eloxal-Verfahrens und seine Patentierung im Jahr 1935. Diese Verfahren erlangten ihre heutige wirtschaftliche Bedeuting erst durch die auf Initiative von LPW 1928 gegründete Chrom-Interessen-Gemeinschaft und die 1934 gegründete Eloxal-Arbeitsgemeinschaft.

Die Firma wuchs so bis 1940 zum größten deutschen galvanotechnischen Fachbetrieb mit mehr als 2000 Mitarbeitern.

Die Langbein-Pfanhauser Werke in Westdeutschland

Nach der Enteignung der Leipziger Firma und ihrer 7 ausländischen Tochtergesellschaften durch die sowjetische Militäradministration wurde die Firma 1948 nach Wiesbaden verlagert. Die aus Leipzig kommenden Mitarbeiter versuchten, in der ehemaligen Niederlassung Düsseldorf mit alten Rezepturen und Konstruktionsplänen die Produktion wieder aufzunehmen. Die Verwaltung kam 1951 ebenfalls nach Düsseldorf. 1952 erfolgte der Neubau des Werkes in Neuss, wo auch ab 1954 der Sitz der Langbein-Pfanhauser Werke AG war. 1962 wurde die Firma Deinert Bernhausen übernommen.

1982 erfolgte die Umwandlung der Langbein-Pfanhauser Werke AG in eine Holding mit mehreren Beteiligungsunternehmen, so der LPW-Galvanotechnik GmbH, die sich später in die LPW-Chemie GmbH für Verfahrenstechnik und LPW-Galvanotechnik GmbH für Anlagenbau aufteilte. Die LPW-Chemie GmbH wurde 1998 von der Enthone-OMI Inc. (USA) übernommen. Nach der Verschmelzung der Vereinigten Deutschen Nickel-Werke AG und der DOAG Holding AG im Jahr 2001 auf die Langbein-Pfanhauser Werke AG erfolgte eine Umfirmierung in VDN Vereinigte Deutsche Nickel-Werke AG, Düsseldorf, die wiederum 2003 die Hindrichs-Auffermann AG aufnahm. 2004 schließlich kam es zur Veräußerung des Teilkonzerns Deutsche Nickel AG.

Nachdem die Finanzholding am 31. Mai 2005 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen musste, hat das Amtsgericht Köln am 1. September 2005 wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung das Insolvenzverfahren über das Vermögen der VDN AG eröffnet.

Galvanotechnik Leipzig in Ostdeutschland

In der DDR entstand 1950 am alten Standort und in den alten Gebäuden der VEB Galvanotechnik Leipzig (GTL). Als in der DDR die ersten Kombinate entstanden, wurde 1970 der VEB Galvanotechnik dem neu gegründeten Kombinat VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke »Hans Beimler« (LEW) in Hennigsdorf zugeordnet. Der Betrieb entwickelte und produzierte in den 1970er und 80er Jahren fast ausschließlich einheitliche Automatensysteme und wurde so bis 1989 zum führenden galvanotechnischen Fachbetrieb des gesamten Ostblocks.

Nach der politischen Wende wurde 1990 die Galvanotechnik Leipzig GmbH gegründet, die danach privatisiert und an verschiedene Gesellschafter veräußert wurde. So entwickelten sich daraus mehrere Unternehmen der Galvanotechnik.

Unter dem alten Namen siedelte sich 1992/93 am neuen Standort in Leipzig-Lindenthal die zur 1984 gegründeten HLS-Gruppe im baden-württembergischen Lenningen gehörende GalvanoTechnik Leipzig GmbH an. Diese Firma fertigt vor allem auf den Kunden zugeschnittene flexible Spezialanlagen für nahezu alle galvanischen Verfahren, wie Beschichtungssysteme, Wasseraufbereitungsanlagen und Steuerungstechnik.

Eine weitere Firma, die Blasberg-GTL-Vertriebs- und Service GmbH, floss 1997 in die Blasberg Oberflächentechnik GmbH Solingen ein. 1998 entstand außerdem die Firma Oberflächen- & Elektrotechnik Scheigenpflug.

Literatur

Ringleb, G.: 100 Jahre Galvanotechnik. Langbein-Pfanhauser Werke AG, Neuss 1973

Weblinks

http://www.galvanotechnikleipzig.de – Offizielle Seite der GalvanoTechnik Leipzig GmbH


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