Goho

Goho
Gostenhof
Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 27′ N, 11° 4′ O49.44666666666711.058888888889315Koordinaten: 49° 26′ 48″ N, 11° 3′ 32″ O
Höhe: 315 m ü. NN
Fläche: 2,26 km²
Einwohner: 24.130 (31. Dez. 2005)
Postleitzahl: 90429
Vorwahl: 0911

Gostenhof ist ein Stadtteil der mittelfränkischen Stadt Nürnberg. Der innerstädtische Stadtteil grenzt südwestlich an die Altstadt Nürnbergs und gehört als Bezirk 04 zum Stadtbezirk 1 - Mitte; zu Gostenhof im weiteren Sinne gehören auch die statistischen Bezirke 05 und 22.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Gostenhof liegt auf einer Höhe von 315 m ü. NN auf einer Fläche von 2,26 km². Bei einer Einwohnerzahl von 24.130 Einwohnern (Stand 2005) ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 10.677 Einwohner je km². Auf die statistischen Bezirke verteilen sich Fläche und Einwohner folgendermaßen:

Statistischer Bezirk Fläche in ha Einwohner
Bezirk 4 Gostenhof [1] 52,07 8.855
Bezirk 5 Himpfelshof [2] 65,12 5.577
Bezirk 22 Bärenschanze [3] 108,64 9.698

Ausdehnung des Stadtteils

Im Norden wird der Stadtteil durch die Pegnitz begrenzt. Im Osten trennt die Stadtmauer Gostenhof von der Altstadt. Die südliche Grenze bildet der innerstädtische Teil der Bundesautobahn 73 (Frankenschnellweg). Im Westen ist Gostenhof direkt mit Eberhardshof verwachsen, die Maximilianstraße bildet hier die Grenze.

Benachbarte Stadtteile

Der Stadtteil grenzt im Norden an den Stadtteil St. Johannis, im Osten an die Altstadt und Tafelhof, im Westen an Eberhardshof und im Süden an Sündersbühl und St. Leonhard.

Gliederung des Stadtteils

Gostenhof umfasst neben dem alten Zentrum auch die Bezirke Himpfelshof und Bärenschanze.[4]

Geschichte

Dreieinigkeitskirche Gostenhof

Erstmals urkundlich erwähnt wird das kleine Straßendorf im Jahr 1311. 1477 erhielt das zwischenzeitlich an Nürnberg übergegangene Gostenhof ein reichsstädtisches Pflegamt. Während das Dorf in den beiden Markgrafenkriegen noch niedergebrannt wurde, blieb es im Dreißigjährigen Krieg unzerstört. Das zur gewerbereichen Nürnberger Vorstadt angewachsene Gostenhof wurde 1796 preußisch. 1806 gelangte es an Bayern. Bereits 1825 wurde Gostenhof nach Nürnberg eingemeindet.[4]

Vom in Gostenhof befindlichen Ludwigsbahnhof begann 1835 mit der Fahrt der Ludwigsbahn das Eisenbahnzeitalter in Deutschland. Das erste Gaswerk Nürnbergs wurde 1847 in Gostenhof errichtet. 1913 eröffnete an derselben Stelle das Volksbad.[4]

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der ländlich geprägte Vorort zu einer Handels- und Geschäftsvorstadt mit dichter Bevölkerung. Diese Entwicklung verdankte Gostenhof besonders jüdischen Hopfenhändlern. Generell war Gostenhof auch ein Zentrum der jüdischen Bevölkerung in Nürnberg, von der 1910 ein Drittel in diesem Ortsteil lebte.[4]

Im Zweiten Weltkrieg blieb Gostenhof weitgehend unzerstört. Infolge der wenig attraktiven alten Bausubstanz und seiner innerstädtischen Lage ohne Grünflächen entwickelte sich Gostenhof wie viele andere deutsche Innenstadtbezirke zu einem Stadtteil, der überwiegend von sozial schwächeren und ausländischen Familien bewohnt wird. Die Bevölkerung Gostenhofs setzte sich 1997 aus über 40 Nationen zusammen (meist aus türkischen Immigranten),[4] im Gostenhofer Kerngebiet sowie in der Bärenschanze betrug der Ausländeranteil 2005 über 42% [5].

Gostenhof galt lange Zeit als Nürnberger Bronx oder als Glasscherbenviertel (mundartlich: Glosschermverddel). Dies kommt beispielhaft in einem Song des Nürnberger Liedermachers und Ingenieurs Günter Stössel zum Ausdruck: Seine Adaption des Klassikers House of the rising sun lautet Dou schdäihd a Haus in Gost'nhuf. Dank umfangreicher Sanierungsarbeiten hat sich das Image Gostenhofs jedoch inzwischen verbessert.

Einwohnerentwicklung

  • 1824 1.506 Einwohner [4]
  • 1861 2.147 Einwohner [4]
  • 1900 44.703 Einwohner [4]
  • 2005 24.130 Einwohner [1][2][3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Das Gostner Hoftheater wurde 1979 in einer umgebauten Spielzeugfabrik als Theater um die Ecke eröffnet. Bereits ein Jahrzehnt später konnte die ursprünglich als Werkstatttheater konzipierte Bühne eigene Produktionen mit professionellen Schauspielern und Regisseuren präsentieren. Inzwischen betreibt das Theater ein weitere Bühne und eine Kneipe und hat sich neben den Städtischen Bühnen als zweites wichtiges Theater in Nürnbergs Kultur etabliert [6].

Bauwerke

Rochusfriedhof, 2004
Nachbarschaftshaus Gostenhof

Der Rochusfriedhof wurde 1518 als neuer Begräbnisplatz außerhalb der Nürnberger Stadtmauern angelegt. Während der damaligen Pestepidemie wurde dies aus hygienischen Gründen erforderlich. Die ältesten erhalten Grabanlagen stammen noch aus der Gründungszeit. Viele bekannte Nürnberger Persönlichkeiten, unter anderem Johann Pachelbel, liegen dort begraben [7].

Der Justizpalast in der Fürther Straße wurde von 1908 bis 1916 nach Plänen Hugo von Höfls errichtet. Das im Stil der Deutschrenaissance erbaute Gebäude schloss unmittelbar an das sog. Zellengefängnis an. Hier fanden die als Nürnberger Prozesse bekannten Verhandlungen gegen führende Personen des Nationalsozialismus statt.[8] Der Schwurgerichtssaal 600, Ort der Hauptverhandlung, kann an Wochenenden besichtigt werden. Die Museen der Stadt Nürnberg planen zur Zeit ein Dokumentationszentrum hierzu.

Das 1951–1953 errichtete Plärrerhochhaus, eigentlich Geschäfts- und Werkstättengebäude der Städtischen Werke Nürnberg am Plärrer war mit 56 m Höhe bei seiner Eröffnung das höchste Gebäude Bayerns. Ab dem 5. Geschoss verjüngt sich der 15-geschossige Bau um 1 cm pro Stockwerk, um schlanker zu erscheinen. Das auskragende Flugdach bildet den markanten Abschluss des denkmalgeschützten Baus des Architekten Wilhelm Schlegtendal.[9]

Das ebenfalls nach Plänen Wilhelm Schlegtendals 1961 erbaute Planetarium steht direkt neben dem Plärrerhochhaus. Besonders markant ist die Kuppel (18 m Durchmesser) des Projektionsraumes.[10]

Im westlichen Teil Gostenhofs steht an der Kreuzung Adam-Klein-Straße/Paumgartnerstraße die von 1908 bis 1910 von Dombaumeister Prof. Josef Schmitz in neoromanischem Stil errichtete Pfarrkirche St. Anton. Sehenswert ist eine in jüngerer Zeit in der Apsis angebrachte Darstellung „Christus in der Mandorla“ von Wolfgang Duck.

Im Zentrum von Gostenhof liegt die von 1900-1903 im Gründerzeitstil erbaute Dreieinigkeitskirche und das ehemalige Lehrlingswohnheim, in dem mittlerweile das Nachbarschaftshaus untergebracht ist.

Regelmäßige Veranstaltungen

Einmal im Jahr findet in Gostenhof das Stadtteilfest statt, bei dem alle in Gostenhof aktiven Parteien, Vereinen und Initiativen mitwirken. Des Weiteren findet jährlich am 1. Mai ein internationalistisches Straßenfest statt.

Als Bienale sind die Gostenhofer Atelier- und Werkstatttage(GOHO) angelegt. Alle 2 Jahre öffen die Künstler ihre Arbeitsstätten für Besucher. [11]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bronzerelief der Eröffnung der Ludwigsbahn am Eisenbahnbrunnen von 1890 in der Fürther Straße, 2004

Durch Gostenhof führt die Bundesautobahn 73 sowie die Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg, an die Gostenhof mit dem Bahnhaltepunkt Rothenburgerstraße angeschlossen ist. Mit den U-Bahnhöfen Gostenhof und Bärenschanze ist Gostenhof an die U-Bahnlinien U1 und U11 angeschlossen.

Mit dem Plärrer, einem großen Platz, befindet sich ein zentraler Verkehrsknotenpunkt Nürnbergs an der nordöstlichen Grenze Gostenhofs. Hier trifft der Ring um die Altstadt auf die wichtigste Straße nach Fürth, die Fürther Straße, sowie die Straßen nach Ansbach und Erlangen.[12] Die drei Nürnberger U-Bahn-Linien U1, U2 und U3 kreuzen sich hier und bieten Anschlüsse an die Straßenbahnlinien 4 und 6 sowie die Stadtbuslinien 34 und 36. Der Plärrer steht synonym für die alltäglichen Verkehrsprobleme im Berufsverkehr.

Die Fürther Straße wurde vor der Eingliederung Nürnbergs nach Bayern, als Nürnberg eine (verarmte) freie Reichsstadt war und Gostenhof zu Preußen gehörte, als repräsentative Allee von den Preußen gebaut. Auf der Trasse fuhr 1835 die Bayerische Ludwigsbahn. Gostenhof wurde lange Zeit durch die Straßenbahn geprägt, die früher bis nach Fürth fuhr und dabei Gostenhof durchquerte. Heute fährt die Straßenbahn nur noch den Plärrer an.

Entlang der Straße lassen sich viele Zeugnisse der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert finden.

Ansässige Unternehmen

Bildung

Die evangelische Fachhochschule, die Ausbildungsstätte für evangelische Religionspädagogen und eine der zwei Anbieter des Studiengangs Soziale Arbeit in Nürnberg hat in Gostenhof im Novartisgebäude ihren Sitz.

Persönlichkeiten

  • Johann Christoph Volkamer, Schöpfer des Hesperidengartens
  • Dr. Justus Bier (1899-1990), Kunsthistoriker, Tilman-Riemenschneider-Experte, Kenner der Nürnberger Architektur, wurde geboren und wohnte zeitweilig in der Fürther Str. 10 (Gedenktafel), musste als jüdischer Mitbürger 1937 emigrieren
  • Ernst Schultz, Gründer und Sänger der Krautrockgruppe Ihre Kinder.


Siehe auch: Eingemeindungen in die Stadt Nürnberg

Einzelnachweise

  1. a b Stadt Nürnberg - Amt für Stadtforschung und Statistik: Statistischer Bezirk 4 Gostenhof, www.statistik.nuernberg.de, 31. Dezember 2005 (23. Oktober 2007)
  2. a b Stadt Nürnberg - Amt für Stadtforschung und Statistik: Statistischer Bezirk 5 Himpfelshof, www.statistik.nuernberg.de, 31. Dezember 2005 (23. Oktober 2007)
  3. a b Stadt Nürnberg - Amt für Stadtforschung und Statistik: Statistischer Bezirk 22 Bärenschanze, www.statistik.nuernberg.de, 31. Dezember 2005 (23. Oktober 2007)
  4. a b c d e f g h Hermann Rusam: Gostenhof. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 372 f. - auch online
  5. Stadt Nürnberg - Amt für Stadtforschung und Statistik: Statistischer Bezirk 4 Gostenhof, www.statistik.nuernberg.de (23. Oktober 2007)
  6. Charlotte Bühl: Gostner Hoftheater. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 373
  7. Georg Stolz: Rochusfriedhof. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 905
  8. Franz Sonnenberger: Justizpalast. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 507
  9. Christian Koch: Plärrer-Hochhaus. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 829
  10. Walter Bauernfeind: Planetarium. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 829f.
  11. http://www.kubiss.de/kultur/projekte/goho/
  12. Charlotte Bühl: Plärrer. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 829

Literatur

  • Günther P. Fehring und Anton Ress (†): Die Stadt Nürnberg. Kurzinventar, 2. Aufl. bearb. von Wilhelm Schwemmer, München: Dt. Kunstverl. 1977 [unver. Nachdruck 1982] (= Bayerische Kunstdenkmale; 10), S.308ff.
  • Ludwig Eisen: Vor den Toren Alt-Nürnbergs. Nürnberg: L. Spindler. Nr. 1: Geschichte der Vorstadt Gostenhof und des Siechkobels St. Leonhard. 1923, 48 S. (Fränkische Heimatschriften; Nr. 1)
  • Erich Mulzer: Die Außenviertel. Der gründerzeitlich-wilhelminische Stadtteil Gostenhof. In: Erich Mulzer: Baedeker Nürnberg - Stadtführer, 9. Auflage. Von Karl Baedeker. Ostfildern-Kemnat: Baedeker, 2000, 134 S., ISBN 3-87954-024-1 - online
  • Hermann Rusam: Gostenhof. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 372 f. - auch online
  • Hermann Rusam: Zum Beispiel Gostenhof. In: Hermann Glaser; Wolfgang Ruppert, Norbert Neudecker (Hrsg.): Industriekultur in Nürnberg. Eine deutsche Stadt im Maschinenzeitalter. Unter Mitwirkung zahlreicher Autoren. München: Beck, 1980, 375 S., ISBN 3-406-07512-6; 2., durchges. Auflage, 1983
  • Katrin Bielefeldt u.a.: Gostenhof, Muggenhof, Eberhardshof und Kleinweidenmühle, Geschichte eines Stadtteils. (Nürnberger Stadtteilbücher 9, Hrsg.: Geschichte Für Alle e.V.), Sandberg-Verlag, 2005, 192 Seiten, ISBN 3-930699-41-9

Weblinks


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