Henselsches Lemma

Henselsches Lemma

Das henselsche Lemma (nach Kurt Hensel) ist eine Aussage aus dem mathematischen Teilgebiet der Algebra.

Inhaltsverzeichnis

Formulierung

Es sei K ein vollständiger, nicht-archimedisch bewerteter Körper mit Bewertungsring A und Restklassenkörper k. Ist nun f\in A[X] ein Polynom, dessen Reduktion \bar f\in k[X] das Produkt zweier teilerfremder Polynome \bar g,\bar h\in k[X] ist, so gibt es Polynome g,h\in A[X], so dass f = gh gilt und \bar g bzw. \bar h die Reduktion von g bzw. h ist.

Beispiele

Es sei K=\mathbb Q_p der Körper der p-adischen Zahlen für eine Primzahl p, A=\mathbb Z_p, k=\mathbb F_p. Das Polynom f(X) = Xp − 1 − 1 zerfällt über k in Linearfaktoren
\bar f(X)=X^{p-1}-1=(X-1)(X-2)\cdots(X-(p-1)),\quad(\mathrm{in}\ \mathbb F_p[X])
also gibt es Polynome g_1,\ldots,g_{p-1}\in\mathbb Z_p[X], so dass
f=g_1\cdots g_{p-1},\qquad g_i(X)\equiv X-i\mod p
gilt. Die Polynome gi haben notwendigerweise die Form g(X) = aX + b mit a\in 1+p\mathbb Z_p, man kann also a = 1 annehmen, d.h. es gibt \zeta_1,\ldots,\zeta_{p-1}\in\mathbb Z_p, so dass
X^{p-1}-1=(X-\zeta_1)\cdots(X-\zeta_{p-1})\quad(\mathrm{in}\ \mathbb Z_p[X])
gilt, d.h. \zeta_1,\ldots,\zeta_{p-1} sind die (p − 1)-ten Einheitswurzeln.
  • Es seien K,A,k wie oben, aber f(X) = Xp − 1. Dann ist \bar f(X)=X^p-1=(X-1)^p, es gibt also keine Zerlegung von \bar f in teilerfremde Faktoren, das henselsche Lemma ist also nicht anwendbar.

Verwandte Begriffe

Die Voraussetzung, dass K vollständig ist, ist eigentlich zu stark. Allgemein nennt man bewertete Körper K bzw. Ringe A, in denen das henselsche Lemma in der oben angegebenen Form gilt, henselsch.

Literatur

  • Jürgen Neukirch: Algebraische Zahlentheorie. Springer-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-540-54273-6
  • Eisenbud, David (1995), Commutative algebra, Graduate Texts in Mathematics, 150, Berlin, New York: Springer-Verlag, MR1322960, ISBN 978-0-387-94268-1; 978-0-387-94269-8 .
  • Atilla Pethö; Michael Pohst (Hrsg.): Algebraische Algorithmen. Vieweg, 1999, ISBN 9783528065980, S. 187.
  • Michael Kaplan: Computeralgebra. Springer, 2005, ISBN 3540213791, S. 51.
  • K. Hensel: Theorie der Algebraischen Zahlen. Teubner, Leipzig 1908.

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