Hermann von Vultejus

Hermann von Vultejus
Hermann von Vultée

Hermann von Vultejus (auch von Vultée) (* 7. Februar 1634 in Marburg; † 17. April 1723 ebenda) war ein hessischer Jurist und Vizekanzler. Er war Mitglied der Familie Vultejus (auch Vultée), einem hessischen Adelsgeschlecht.

Leben

Hermann von Vultejus wurde nach seinem Großvater Professor Hermann Vultejus benannt. Nach dem frühen Tod seiner Eltern lebte er zusammen mit seiner Schwester bei seinem Onkel, dem späteren hessischen Kanzler Johannes Vultejus in Kassel. 1653 immatrikulierte er sich zum Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, das er während seiner cavalierstour ab 1656 in Straßburg fortsetzte. 1659 reiste er über Bremen und Emden nach Leyden und im darauffolgenden Jahr nach England, wo er zunächst der Krönung Karls II. beiwohnte und später die Universitäten Cambridge und Oxford besuchte. Im August desselben Jahres nahm er als Kavalier der hessischen Gesandtschaft beim Einzug der künftigen Gemahlin Ludwigs XIV. in Paris teil. Eine schwere Erkrankung, die er sich in Angers zuzog, verhinderte eine Weiterreise nach Italien. Wieder genesen kehrte er Ende 1661 nach Marburg zurück, wo er im folgenden Jahr durch Landgraf Wilhelm VI. zum Regierungsrat und schließlich 1687 zum Vizekanzler in Marburg ernannt wurde. Dieses Amt bekleidete von Vultejus bis zu seinem Tod. Sämtliche ihm in den folgenden Jahren angetragenen Angebote in andere Dienste zu treten, so jenes von König Friedrich I. von Preußen, 1703 als Geheimer Rat und Kammerpräsident nach Berlin zu gehen, lehnte er ab. 1666 heiratete er Anna Margarethe von Gehren (1643–1692), mit der insgesamt elf Kinder hatte, und nach deren Tod 1693 in zweier Ehe Katharina Margarethe auf dem Keller (1645–1721), Tochter des bremischen Stadtkommandanten Gerhard auf dem Keller.

Am 8. Oktober 1694 wurde ihm durch Kaiser Leopold II. der rittermäßige Reichsadel bestätigt, nachdem das seinem Großvater verliehene Diplom 1645 bei der Plünderung Marburgs durch die kaiserlichen Truppen verloren gegangen war. Gegen 1714 französisierte er seinen Namen einer Mode der Zeit entsprechend in von Vultée (erste nachweisliche Erwähnung im Taufregister anlässlich der Taufe des ersten Kindes seines jüngsten Sohnes in Marburg). 1717 ließ er im Alter von 83 Jahren anstelle der ehemals durch ihn erworbenen Wasserburg in Elnhausen nach französischem Vorbild ein Gutshaus errichten, den einzigen in heutiger Zeit erhaltenen barocken Profanbau des Landkreises Marburg-Biedenkopf.

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hess.-Gelehrten und Schriftsteller Gesch, Band 16, Marburg 1812.
  • Karl-Heinrich Rexroth: Kurze Chronik von Elnhausen, Marburg 1972.
  • Kurt Stahr: Marburger Sippenbuch, Band II, Marburg 1961.
  • H. J. v. Brockhusen: Will-Vultejus-von Vultée, Hessenland v. 11. Juli 1964
  • Kretzschmar: Vulté, Hermann von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 391.

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