Hirschberger Tal

Hirschberger Tal
50.91666666666715.75
Marktplatz von Jelenia Góra (Hirschberg), dem Hauptort des Hirschberger Tals

Das Hirschberger Tal (polnisch Kotlina Jeleniogórska) in Polen ist ein großer Talkessel auf der schlesischen Nordseite der Westsudeten und neben dem Glatzer Kessel die größte intramontane Beckenlandschaft der Sudeten. Es liegt auf einer Höhe von 250–400 m ü. NN und bedeckt eine Fläche von 273 km². Im 19. Jahrhundert zog die liebliche Landschaft den preußischen Hochadel an, der sich prächtige Schlösser, Herrensitze und Parks errichten ließ.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Hirschberger Tal – Blick vom Riesengebirge zum Bober-Katzbach-Gebirge. Im Vordergrund der Sosnówka-See
Das Hirschberger Tal innerhalb der geomorphologischen Einteilung Polens

Auf allen Seiten wird das Hirschberger Tal von Teilgebirgen der Sudeten eingerahmt. Es liegt zu Füßen des Riesengebirges, das zugleich seine südliche Begrenzung darstellt. Im Osten grenzt das Tal an den Landeshuter Kamm, im Westen an das Isergebirge sowie an die Vorberge des Isergebirges und im Norden an das Bober-Katzbach-Gebirge. Der Bober durchfließt das Tal entlang seiner Nordseite, seine Zuflüsse Lomnitz und Zacken fließen, von Südosten und Südwesten kommend, jeweils entlang der Ostseite und der Westseite des Tals und münden bei Jelenia Góra (Hirschberg i. Riesengeb.) in den Bober. Jelenia Góra ist der namengebende Hauptort des Hirschberger Tals und gilt zugleich als "Hauptstadt" des Riesengebirges.

Die Binnengliederung des Tals erfolgt durch Hügelketten, die durch kleinere Talsenken voneinander getrennt sind. Von Ost nach West unterscheidet man die zu Füßen des Landeshuter Kamms liegenden Hügelketten Wzgórza Karpnickie bei Karpniki (Fischbach), die von der Lomnitz durchflossene Talsenke Obniżenie Mysłakowickie bei Mysłakowice (Zillerthal-Erdmannsdorf), die an das Riesengebirge angrenzende Hügelkette Wzgórza Łomnickie südöstlich von Cieplice Śląskie Zdrój (Bad Warmbrunn, Callidus fons), die vom Zacken durchflossene weite Talsenke Obniżenie Sobieszowa bei Sobieszów (Hermsdorf), die zu Füßen des Isergebirges und seiner Vorberge liegende Hügelkette Wysoczyzna Rybnicy nordwestlich von Piechowice (Petersdorf) und die von einem in den Bober mündenden Bach durchflossene Talsenke Obniżenie Starej Kamienicy bei Stara Kamienica (Alt Kemnitz). Jelenia Góra liegt in der Talsenke Obniżenie Jeleniej Góry am Bober, nördlich davon beginnt das Bober-Katzbach-Gebirge.

Panorama des Hirschberger Tals mit Riesengebirge. Blick aus Richtung Norden. Kolorierte Zeichnung, vor 1930

Sehenswürdigkeiten

Burgruine Chojnik (Kynast)

Das Hirschberger Tal ist das natürliche Vorland des Riesengebirges. Von zahlreichen Orten im Tal bieten sich unvergleichliche Aussichten auf die Berge.

Herausragendes Merkmal des Hirschberger Tales ist die große Anzahl an Landsitzen und Schlössern, z. B. in Mysłakowice (Zillerthal-Erdmannsdorf) oder Staniszów (Stonsdorf), sowie das heute zu Jelenia Góra (Hirschberg) gehörende Kurbad Cieplice Śląskie-Zdrój (Bad Warmbrunn), mit Kurpark und Kuranlagen. Auf einem Vorberg des Riesengebirges thronend überschaut die im Nationalpark Karkonoski Park Narodowy (KPN) („Nationalpark Riesengebirge“) gelegene Burgruine Chojnik (Kynast) das Hirschberger Tal.

Eine Besonderheit stellt die in den 1980er und 1990er Jahren angelegte malerische Seenplatte im Süden der Wzgórza Łomnickie, zu Füßen der Berge, dar. Sie besteht aus einer Reihe von Stauseen, von denen der Zbiornik Sosnówka bzw. Jezioro Sosnówka („Sosnówka-See“) unterhalb von Sosnówka (Seidorf) und Podgórzyn (Giersdorf) mit einer Staumauer von 1,5 Kilometern Länge und 20 Metern Höhe sowie einer Fläche von 170 Hektar der größte ist.

Burgen und Schlösser

Burgen, Schlösser und Herrenhäuser im Hirschberger Tal und Umgebung

Typ Deutscher Name Polnischer Name Bemerkung
Burgruine Kynast Chojnik bei Hermsdorf (Sobieszów) (ehem. Graf von Schaffgotsch)
Burgruine Alt-Kemnitz Stara Kamienica Ruine Kemnitzburg (Stammburg der Grafen von Schaffgotsch)
Burgruine Lausepelz bei Reibnitz (Rybnica)
Burgruine Bolzenschloss Bolczów bei Jannowitz / Janowice Wielkie (ehem. Graf von Stolberg-Wernigerode)
Burgruine Molkenschloss auf dem Molkenberg (462 m) bei Eichberg / Dąbrowica
ehem. Burgruine Falkenstein auf den Falkenbergen bei Fischbach / Karpniki
Burg Boberröhrsdorf am Bober Siedlęcin ehem. gräfl. Schaffgotsches Rittergut, mit Wohnturm
Schloss Plagwitz Plakowice bei Löwenberg (Lwówek Śląski) (Renaissance-Schloss, jetzt Heilstätte)
Schloss Lähn am Bober Wleń jetzt privat
Burgruine und Schloss Lehnhaus Wleński Gródek oberhalb von Lähn am Bober
Schloss Waltersdorf am Bober Nielestno ehem. Graf von Reden, jetzt Krankenhaus
Schloss Langenau Czernica jetzt privat
Schloss Matzdorf Maciejowiec Schloss und Herrenhaus, verfallen
Herrenhaus Berthelsdorf Barcinek verfallen
Herrenhaus Berbisdorf Dziwiszów verfallen
Herrenhaus Hartau Grabary verfallen
Schloss Paulinum in Hirschberg Jelenia Góra erbaut von Fam. Kramst, jetzt Hotel
Schloss Schwarzbach Czarne Stadtteil von Hirschberg, Renaissance-Schloss, jetzt ökologisches Zentrum
Schloss Eichberg am Bober Dąbrowica verfallen
Schloss Lomnitz Łomnica Großes Schloss und Witwenschloss mit Park, jetzt Kulturzentrum und Schloss-Hotel der Fam. von Küster), (Lage50.87602777777815.809694444444)
Schloss Schildau Wojanów Fürstl. Wiedsches Schloss, Prinzessin Luise der Niederlande, Sanierung 2007
Schloss Boberstein Bobrów verfallen
Schloss Erdmannsdorf Mysłakowice (Schinkel-Schloss, von Gneisenau, HohenzollernFriedrich Wilhelm III., jetzt Schule und Gymnasium, mit Park von Lenné sowie Kirche)
Schloss Arnsdorf Milków Schloss der Grafen von Schmettau bzw. Graf Matuschka-Topolczan, jetzt Schloss-Hotel und Reiterhof
Ruine Galgenberg (478 m) bei Nieder-Steinseiffen Dolny Sciegny
ehem. Schloss Rohrlach Trzcińsko abgerissen
ehem. Schloss Kupferberg Miedzianka abgerissen
ehem. Schloss Maiwaldau Maciejowa abgerissen
Schloss Jannowitz Janowice Schloss, ehem. Graf von Stolberg–Wernigerode, jetzt Heim und Herrenhaus
Herrenhaus Waltersdorf Mniszków Dwor bei Jannowitz
Herrenhaus Seiffersdorf Radomierz verfallen
Schloss Kammerswaldau Komarno Wasserschloss
Schloss Fischbach Karpniki Wasserschloss mit Park von Prinz Wilhelm I. von Hessen-Darmstadt, jetzt privat
Schloss Buchwald Bukowiec Schloss der Gräfin von Reden, jetzt Landwirtschaftsakademie mit Park und Belvedere
Schloss Neuhof bei Schmiedeberg / Kowary (ehem. von Reuß-Köstritz), jetzt privat
Schloss Ruhberg in Schmiedeberg Kowary Palais Radziwill, Prinzessin Radziwill und Prinz Wilhelm I., mit Park, jetzt Klinikum
Schloss Stonsdorf Staniszów Schloss im Oberdorf, ehem. von Reuß jüngere Linie, jetzt Schloss–Hotel, Herrenhaus im Niederdorf, verfallen
Ruine Heinrichsburg auf dem Stangenberg (506 m) bei Seidorf / Sosnówka (künstl. Ruine, ehem. von Reuß)
ehem. Herrenhaus Nieder-Giersdorf Podgórzyn abgerissen
Schloss Hermsdorf Sobieszów Schloss von Schaffgotsch
Schloss Wernersdorf Pakoszów
Schloss Bad Warmbrunn Cieplice Sląski Zdrój Palais Schaffgotsch und Ziethenschloss

Literatur

Franke, Arne: Das schlesische Elysium – Burgen, Schlösser, Herrenhäuser und Parks im Hirschberger Tal, Deutsches Kulturforum östliches Europa e.V., 2. Aufl., 2005, 226 S., alte ISBN 3-936168-33-4, neue ISBN 978-3-936168-33-4

Weblinks


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