Internationaler Frühschoppen

Internationaler Frühschoppen

Der Internationale Frühschoppen war eine von Werner Höfer (1913–1997) moderierte Diskussionsrunde des Westdeutschen Rundfunks. Sie wurde ab dem 6. Januar 1952 sonntags mittags im Rundfunkprogramm gesendet und war ab 30. August 1953 zusätzlich auch im Fernsehprogramm der ARD live zu sehen, eingestellt wurde sie 1987. Vorbild der Sendung war das amerikanische Format Meet the Press.

Inhaltsverzeichnis

Gleichbleibende Abläufe

Die fünf Gäste von Höfer waren stets internationale Journalisten aus jeweils verschiedenen Ländern, die aktuelle Themen der Politik und des Weltgeschehens diskutierten. Die Sendung war prägend für das sonntagmorgendliche Fernsehritual in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er und 1970er Jahren.

Häufig zu Gast waren: Julia Dingwort-Nusseck, Sebastian Haffner, Fides Krause-Brewer, Roshan Dhunjibhoy, Alfred Grosser, Hilde Purwin, Gerd Ruge, Henri Nannen, Nikolai Portugalow, Don F. Jordan, Peter Scholl-Latour, Jens Feddersen, Rudolf Augstein und andere.

Angekündigt wurde die Sendung üblicherweise von Egon Hoegen. Standardformulierungen waren „... mit sechs Journalisten aus fünf Ländern“ und „angeschlossen sind ...“ - worauf eine Aufzählung der angeschlossenen Rundfunkstationen folgte, zum Beispiel der Schweizer Telefonrundspruch. Es hat vom Internationalen Frühschoppen 1874 Sendungen gegeben.

Bereits 1963 sah sich das Zweite Deutsche Fernsehen genötigt, der Sendung etwas entgegenzusetzen. Unter der Moderation von Reinhard Appel ging die Diskussionsrunde „Journalisten fragen - Politiker antworten“ auf Sendung. Diese sogenannte Appel-Runde konnte jedoch nie die Einschaltquoten des Frühschoppens erreichen und wurde 1991 endgültig abgesetzt.

Besondere Ereignisse

Im August 1961 erreichte die Journalisten, die sich gerade auf den Frühschoppen vorbereiteten, die Meldung vom Bau der Berliner Mauer. In der Diskussionsrunde beschäftigte man sich dann mit den aktuellen Entwicklungen.[1]

1962 zeigte sich Höfer im Frühschoppen im Zusammenhang mit der Spiegel-Affäre mit der Spiegel-Redaktion solidarisch.[2]

Zur 1000. Sendung kam der Bundeskanzler Willy Brandt ins Studio und gratulierte persönlich.

Zu erwähnen ist auch der Auftritt von vier Demonstranten während einer Livesendung im September 1975, bei dem es Werner Höfer gelang, diese zum freiwilligen Abbruch ihrer Störaktion zu überreden. Die Sendung konnte daraufhin nach nur zweiminütiger Unterbrechung fortgesetzt werden.[3]

Das Ende

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel machte 1987 publik, dass Höfer im Jahre 1943 in einem Presseartikel für das Berliner 12-Uhr-Blatt die Hinrichtung des namentlich nicht genannten Pianisten Karlrobert Kreiten gerechtfertigt hatte. Werner Höfer lehnte die Verantwortung für den Artikel ab – andere hätten die entscheidenden Passagen hineinredigiert. Dennoch wurde die Sendung eingestellt. Die Nachfolge trat der Presseclub an, der einem ähnlichen Ablaufschema folgt, aber seinen Schwerpunkt mehr auf deutsche Themen mit deutschen Journalisten legt.

Wenn der Presseclub ausschließlich auf dem Nachrichtenkanal Phoenix ausgestrahlt wird, weil die ARD aktuellen Sportübertragungen den Vorzug gibt, firmiert er unter dem alten Namen Internationaler Frühschoppen und hat Journalisten aus mehreren Ländern zu Gast.

Zitate

„Wie Höfer seine Sendung konstruiert hat, kommt es dagegen selten zu einer Unterhaltung der Teilnehmer untereinander – höchstens, daß sich zwei unter der milden Schiedsrichtergebärde Höfers miteinander streiten dürfen: "Mir scheint, daß die Herren befreundet sind? Gut, dann streiten Sie weiter!" Im wesentlichen sieht Höfer darauf, mit einem nach dem anderen ins Gespräch zu kommen –, was nur geschehen kann (und geschieht), indem Höfer die Gesprächsfäden immer wieder hart abschneidet und von einem zum anderen Thema wahrhaft halsbrecherische Übergänge herstellt – im Kölner Funkhaus wird zuweilen über den "Übergangshöfer" gewitzelt.“ (Der Spiegel 50/1959 vom 9. Dezember 1959, Seite 47) [4]

Persiflage

  • Hermann Peter Piwitt: Frühschoppen in: Renate Matthaei (Hg): Trivialmythen März, Frankfurt 1970, wieder: März-Texte 1 & Trivialmythen Area, Erftstadt 2004 ISBN 3899960297 (S. 500 - 504) - Veralberung von Höfers Art der Moderation anhand von montierten Standardfloskeln aus den Sendungen der 60er Jahre

Einzelnachweise

  1. [http://www.welt.de/welt_print/article773780/Dissident_in_der_Eifel.html welt.de
  2. DER SPIEGEL 45/1962 vom 07.11.1962, Seite 75
  3. Schüsse und Festnahmen in Spanien Hamburger Abendblatt vom 29.09.1975
  4. DER SPIEGEL 50/1959 vom 09.12.1959, Seite 47

Weblinks


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