Katapultieren

Katapultieren
Zeichnung einer römischen Balliste, die Geschosse bis zu 13 kg schleudern konnte

Katapult (griech. καταπέλτης; κατα „gegen“ und παλλω „schleudern“), auch Wurfmaschine, bezeichnet eine große, nicht tragbare Fernwaffe, welche Geschosse mittels mechanischer Energie aus dem ruhenden Zustand stark beschleunigt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blide mit beweglichem Gegengewicht im Château des Baux, Frankreich (Rekonstruktion)
Französische Truppen nutzen ein Katapult zum Schleudern von Handgranaten im Ersten Weltkrieg

Antike und Mittelalter

In der Wehrtechnik bezeichnet Katapult eine im Altertum und Mittelalter gebaute Wurfmaschine, die zunächst nur zum Abschießen von Steinen genutzt wurde, während Ballisten zum Schleudern von Pfeilen dienten. Im 4. Jahrhundert vermischten sich die Bezeichnungen und alle Maschinen zum Schleudern von Geschossen wurden „Katapult“ genannt.

Die Entstehung wird in Syrakus zur Zeit des Dionysios I. im 4. Jahrhundert v. Chr. vermutet. Eingesetzt wurden diese vorwiegend als Belagerungswaffe. Armeen führten meist keine oder nur wenige Katapulte mit sich, weil der Transport sehr aufwändig war und durch die breite Verfügbarkeit von Holz überall neue gebaut werden konnten. Als Antriebsmedium für diese Art Katapulte wurden meist unter Spannung stehende Materialien (Holz, Seil oder Sehnen) eingesetzt, die vorher durch die Arbeit des Bedienpersonals gespannt werden mussten.

Neben Steinen und Pfeilen konnten Katapulte auch Brandgeschosse wie Falarika schleudern. Gelegentlich wurden Menschen, meist Gefangene, über Stadt- oder Festungsmauern katapultiert. Dies war einerseits eine Hinrichtungsmethode, meist sollte damit aber der Gegner hinter den Mauern demoralisiert werden. Nicht zuletzt war die Verwendung von Pestleichen oder anderweitig mit Krankheitserregern kontaminierten Mensch- oder Tierleichen als Geschosse eine frühe Form biologischer Kriegsführung, so zum Beispiel während der Belagerung von Kaffa durch die Tataren im 14. Jahrhundert.

Neuzeit

Mit dem Beginn der Neuzeit wurden Katapulte von treibmittelbetriebenen Geschützen verdrängt, die eine größere Reichweite und höhere Zielgenauigkeit ermöglichten.

Zuletzt wurden Katapulte militärisch im Ersten Weltkrieg verwendet, um Handgranaten über das „Niemandsland“ in feindliche Schützengräben zu schleudern. Improvisierte Katapulte wurden aber auch im Zweiten Weltkrieg hergestellt, um Handgranaten oder Brandsätze in Straßenkämpfen weit schleudern zu können.

Bauformen

Die Bezeichnungen der verschiedenen Bauformen der Katapulte sind nicht einheitlich. Sie variieren stark von der Epoche und der damals vorherrschenden Sprache.

Grundsätzlich wurden zwei Prinzipien, die Federkraft und die Zugkraft eingesetzt. Das Ziel war es dem Geschoss eine möglichst hohe kinetische Energie mit auf den Weg zu geben und das Ziel möglichst genau zu treffen. Bei Katapulten mit einem Hebelarm befand sich am Ende des Hebelarms zusätzlich ein Schleuederseil welches ähnlich einer Schleueder wirkte. Andere Alternative ist eine Art Löffel oder Korb für das Geschoss am Ende des Hebelarms.

Federkraft

Die Federkraft war für leichte und mittlere Katapulte das geeignete Prinzip. Die Kraft wurde von einer Blattfeder oder einer Torsionsfeder (Torsionsgeschütz) erzeugt. Um eine größere Energie zu speichern, wurden diese zum Teil auch gleichzeig genutzt.

  • einarmige Torsionsfeder (horizonal), genannt Onager
  • zweiarmige Torsionfeder (vertikal), genannt Balliste
  • einarmige Blattfeder (horizonal)
  • zweiarmige Blattfeder (vertikal), genannt Bogenkatapult
    • mehrere zweiarmige Blattfedern in Reihe
  • Mischformen zwischen Torsions und Blattfeder

Zugkraft

Mittlere und große und Katapulte verwendeten die Zugkraft eines Gegengewichts, erzeugt durch die Schwerkraft. Bei kleineren Modellen wurde auch die Zugkraft von Menschen eingesetzt. Bei der Blide bzw. Trebuchet befand sich am Ende des Hebelarms zusätzlich ein Schleuederseil.

Literatur

  • Hans Aufheimer: Schiffsbewaffnung von den Anfängen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. VEB Hinstorff Verlag, Rostock 1983.
  • Hans Michael Schellenberg: Diodor von Sizilien 14,42,1 und die Erfindung der Artillerie im Mittelmeerraum. Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde 3 (2006), Seiten 14–23. Frankfurt 21. Dezember 2006. Onlineversion in der Hochschulbibliothek Frankfurt (PDF)
  • Friedrich Engels: Katapult. in Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Seite 265. Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972. unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. Onlineversion in The New American Cyclopædia, Band IV.
  • Der Auerberg, C.H.Beck Verlag, 1994 ISBN 9783406375002, [1]
  • Robert Grosse, Römische Militärgeschichte von Gallienus bis zum Beginn der byzantinischen Themenverfassung, 1920, ISBN 9780405070839 [2]

Weblinks


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