Kirchenpädagogik

Kirchenpädagogik

Die Kirchenraumpädagogik ist die Lehre von der Vermittlung des Sinngehalts von Kirchengebäuden. Sie entwickelt eigenständige methodisch-didaktische Konzepte um Besucher von Kirchen an die technische, ästhetisch-künstlerische, symbolische und nicht zuletzt spirituelle Dimension heranzuführen. Sie zielt darauf, dass Menschen eigene Erfahrungen mit allen Sinnen machen von Raum und Bau der Kirche.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Für die Kirchenraumpädagogik ist die Begriffsbildung noch nicht abgeschlossen. Ursprünglich begegnete meistens der Begriff "Kirchenpädagogik". Mit beiden Begriffen ist dasselbe gemeint. Kirchenraumpädagogik ist als Begriff präziser, da "Kirchenpädagogik" als Wort für jede Pädagogik der Organisation Kirche und in der Kirche offen ist. Gelegentlich hört man auch "Kirchenbaupädagogik" oder "Kirchbaupädagogik". "Kirchenraumpädagogik" trifft, da es sich um eine Pädagogik handelt, die im Innen- oder Außenraum von Kirchen praktiziert wird.

Gelegentlich ist auch der Wortbestandteil "Pädagogik" umstritten, da er häufig verkürzt auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen angewandt wird. Tatsächlich widmet sich die Kirchenraumpädagogik jedoch allen Gruppen von Kirchenbesuchern. Ungünstig wirkt, dass sich "Pädagogik" eher mit Begriffen wie "Erziehung" und "Lehre" verbindet als "Erlebnisse vermitteln" und "Beziehung schaffen". Weiterhin sind Kinder eine wichtige Zielgruppe für die Angebote von Bildung und Vermittlung, doch immer mehr Angebote richten sich auch an bestimmte Erwachsenengruppen.

Geschichte und Ziele

Die Kirchenraumpädagogik entstand im schulischen Bereich der Religionspädagogik, teilweise angestoßen durch die entstehende Museumspädagogik. Seit den Anfängen in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde über Kinder und Jugendliche hinaus mehr und mehr auch mit Erwachsenen gearbeitet. Besondere Dynamik besaß die Kirchenraumpädagogik im Osten Deutschlands, wo schon früher als im Westen erkannt wurde, dass Kirchengebäude für entkirchlichte Menschen eine Brücke zur Begegnung mit christlichen Inhalten und christlicher Spiritualität sein können.

Die gesammelten Erfahrungen wurden in ganz Deutschland außer in den religionspädagogischen Instituten in den volksmissionarischen Abteilungen der Landeskirchen aufgegriffen (Kirche im Tourismus). Heute wird die Kirchenraumpädagogik in pädagogischer, missionarischer und kybernetischer Absicht in der kirchlichen Arbeit genutzt.

Den Stand der Entwicklung fasst der Bundesverband Kirchenpädagogik e.V. so zusammen: "Kirchenpädagogik will Kirchenräume für Menschen öffnen und den Sinngehalt christlicher Kirchen mit Kopf, Herz und Hand erschließen und vermitteln, um so die Inhalte der christlichen Religion bekannt zu machen und einen Zugang zu spirituellen Dimensionen zu ermöglichen. - Kirchenpädagogik bedeutet raum- und erfahrungsbezogenes Arbeiten in methodischer Vielfalt. Kirchenpädagogik bringt den heutigen Menschen mit seinem existentiellen Horizont in Beziehung zum Kirchenraum in seiner gewachsenen Gestalt" (Präambel der Satzung, 2005).

Beispiele

Kirchenöffnung. Ziel der Kirchenraumpädagogik ist nicht nur die methodische Arbeit mit Gruppen, sondern auch die allgemeine Zugänglichkeit der Kirchenräume und die Bereitstellung von Hilfsmitteln zur selbständigen Erschließung geöffneter Kirchen durch Touristen und regelmäßige Besucher. In den letzten Jahren entstanden in evangelischen Kirchen, deren Kirchen traditionell außergottesdienstlich verschlossen waren, Signets, mit denen geöffnete Kirchen gekennzeichnet werden können und zugleich überregional verbunden werden.

Kirchenführung. Die Kirchenraumpädagogik hat das Anliegen, die traditionelle touristisch-kunstgeschichtliche Kirchenführung im Blick auf christliche Symbole und spirituelle Dimensionen zu vertiefen. Öfter werden "spirituelle Kirchenführungen" angeboten. Über das gesprochene Wort hinaus bereichern Methoden für alle Sinne den Weg in und durch die Kirche. Im Sinne subjektorientierten Lernens wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die Teilnehmenden weniger durch gehörte Rede als durch selbständige Erschließung Lernerfahrungen ím Kirchenraum machen. Für kirchenraumpädagogisches Führen entstanden Ausbildungsangebote in verschiedenen Einrichtungen, die zum Teil durch den Bundesverband Kirchenpädagogik zertifiziert sind.

Organisationen

Als bundesweite überkonfessioneller Verband hat sich um 2001 der "Bundesverband Kirchenpädagogik e.V." gegründet. Seit 2001 erscheint dort die Zeitschrift "Kirchenpädagogik".

Literatur

  • Birgit Neumann, Antje Rösener: Kirchenpädagogik. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2003, ISBN 3-579-03266-6.
  • Hartmut Rupp (Hg.): Handbuch der Kirchenpädagogik: Kirchenräume wahrnehmen, deuten und erschließen. Calwer Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-7668-3960-8.

Links

Bundesverband Kirchenpädagogik e.V.: http://www.bvkirchenpaedagogik.de


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