Kunert AG

Kunert AG

Julius Kunert, auch Julius Kunert jun. (* 4. Juni 1900 in Warnsdorf (jetzt Varnsdorf/ Tschechische Republik); † 7. Februar 1993 in Immenstadt), Sohn von Julius Kunert sen., war ein Unternehmer im Bereich Strickwaren.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Julius Kunert wurde am 4. Juni 1900 im damaligen Warnsdorf Sudetenland als ältester Sohn von Julius Kunert sen. und seiner Ehefrau Maria geboren. Im elterlichen Betrieb mitarbeitend, erlebte er den Aufstieg der Firma zum größten Strumpfhersteller Europas im Jahr 1938. Nach der Enteignung des Werkes im Jahr 1945 und der Übersiedlung der Familie nach Bayern begann Julius Kunert sen. und Julius Kunert jun. 1946 im Allgäu wieder mit der Produktion von Textilwaren (Kunert-Strümpfe). 1973 übertrug Julius Kunert die Leitung des Unternehmens seinem Neffen Rainer Michel, der die Firma Kunert zum führenden Textil-Fachhandelsunternehmen Europas ausbaute. Julius Kunert jun. starb am 7. Februar 1993 in Immenstadt.

Ehrungen durch die Stadt Immenstadt

Aufgrund der Bedeutung Kunerts für die Immenstadt als Unternehmerpersönlichkeit sowie als Gründer der für den Sport wichtigen Julius-und-Gertraud-Kunert-Stifung (1976) wurde er mehrfach geehrt:

  • Goldene Bürgermedaille der Stadt Immenstadt (1975)
  • Umbenennung eines Teilstücks der Lindauer Straße in Julius-Kunert-Straße
  • Ehrenbürgerschaft der Stadt Immenstadt (1975)
  • Benennung einer Sporthalle im Schul- und Sportzentrum (Julius-Kunert-Halle)

Weitere Ehrungen

Die Firma Kunert bis 1945

1924 gründete Julius Kunert sen. im nordböhmischen Warnsdorf/ Österreich-Ungarn eine Strickerei mit dem Namen Wirkwarenfabrik Julius Kunert & Söhne. Mit einer Tagesproduktion von 100.000 Stück, von denen 85 % in den Export gingen, und einer Mitarbeiterzahl von 5.000 setzte sich die Firma 1938 an die Spitze der europäischen Strumpfhersteller. Die Deutschenverfolgung seit Mai 1945 durch die neu gegründete Tschechoslowakische Republik zwangen die Familie Kunert zur Ausreise nach Sachsen und zur Übersiedlung nach Bayern.

Die Firma Kunert nach 1945 bis hin zur Kunert AG

Die erste Produktionsstätte der Firma war im März 1946 mit 24 Warnsdorfer Mitarbeitern auf geliehenen Maschinen ein gemieteter Saal der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Blaichach. Firmensitz blieb vorläufig Augsburg. Zur Erweiterung der Produktion wurde eine Übersiedelung nach Immenstadt ins stillgelegte Werk der Berliner Physikalischen Werkstätten an der (damals) Lindauer Straße erwogen. Der Immenstädter Stadtrat stimmt diesem Ansinnen zu.

Nach der Gründung der Kunert Strumpf- und Trikotagenfabrik GmbH, Immenstadt am 1. Juni 1946 ging das Vermögen der Berliner Physikalischen Werkstätten, darunter die Gebäude und Grundstücke an der Lindauer Straße, durch einen Einbringungsvertrag mit den Erben des Firmengründers Scharf am 21. August 1946 an die Firma Kunert über.

Etwa 120 ehemalige Mitarbeiter aus Warnsdorf arbeiteten im April 1947 mit in der Produktion. Die Produktion wurde ständig ausgeweitet, 1950 beschäftigte der Betrieb dann 600 Arbeitskräfte. Anfangs produzierte Kunert Damen- und Herrenwäsche und Kunstseidestoff als Meterware. Später kamen noch Damen- und Herrensocken (Kunert-Strümpfe) dazu.

Expansion der Firma Kunert

Im Inland

Aufgrund der hohen Nachfrage entstanden Zweigwerke in Immenstadt (Kunert Werk 2 in der Sonthofener Straße), in Fischen (1960‑1966), Oberstaufen (1960‑1969), Kempten (1963‑1976/ 81) und Mindelheim (1969/ 70). 1969 baute Kunert ein Werk in Berlin mit 680 Rundstrickautomaten und einer Tagesproduktion von 80.000 Strumpfhosen. Im Werk Berlin wurde die Garnveredelung konzentriert und das von Kunert hochentwickelte Nylon-Garn Chinchillan an die deutschen Kunert-Betriebe versandt.

Im Ausland

Wachsender Wettbewerb zwang die Firma zur Gründung von Fertigungsstätten im Ausland:

Zukauf weiterer Textilfirmen

  • 1978 wurde die in finanziellen Schwierigkeiten sich befindende Hudson-Gruppe übernommen. Diese hatte vier inländische Werke und je eine Fertigungsstätte in Griechenland und Italien. Mit diesem Zukauf gelangte Kunert wieder an die Spitzt der Produzenten von Beinbekleidung in Europa.
  • Zum 1. Juli 1989 übernahm Kunert (jetzt Kunert AG, Immenstadt) die mit Verlust arbeitende Arlington-Gruppe (und mit diesem Kauf die Lizenz für Burlington). Es kamen Produktionsstätten in Österreich, Ungarn und den Niederlanden hinzu.

Kunert verfolgt seit 1986 im Bereich der Beinbekleidung (Kunert, Hudson, Silkona) und der Damen- und Herrenoberbekleidung (Burlington und andere) eine Multi‑Marken‑Strategie.

Gründung der Kunert AG, Immenstadt

Unternehmerische Gründe veranlassten die Firmenleitung, das Familienunternehmen zum 1. Januar 1988 in eine Aktiengesellschaft, die Kunert AG, Immenstadt i. Allgäu umzuwandeln. Das Grundkapitel damals betrug 20 Millionen DM und ist 1989 auf 28 Millionen DM erhöht worden.

Die Kunert AG heute

Zur Kunert AG (oder Kunert-Group) gehörten Ende 2007 die Marken Burlington, Hudson und Kunert.
Die Marken Kunert (Premiummarke), Julius Kunert (Herrenlinie) und Hudson (Familienmarke) sowie Strumpfmode für andere Eigenmarken des Handels (sog. Private Label) werden von Kunert direkt produziert.
Die Produktionsstandorten lagen in Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz, Ungarn, der Tschechischen Republik und in Marokko.
Als Lizenznehmer war als einzige noch verbliebene Marke Burlington vertreten, von den Marken mexx, Calvin Klein und bruno banani hatte sich die Kunert AG zum Ende des Jahres 2006 getrennt.
Die Bruttoerlöse lagen Ende 2007 bei knapp 90 Mio. Euro, einem Rückgang von ca. 7 % zu 2006, die Mitarbeiterzahl betrug ca. 1.200 Personen (davon 350 im Inland und 850 im Ausland).

Bau 5

Zur Kunert AG gehört auch der Herstellerverkauf Bau 5 [1]. Die Verkaufsräume befinden sich in einem ehemaligen Produktionsgebäude. Dort sind neben den kunerteigenen Marken auch andere namhafte Hersteller vertreten (Shop-in-Shop). Der Bau 5 wurde kurz vor Jahresschluß 2006 verkauft und wieder zurückgemietet (sale-and-lease-back).

Literatur

  • Rudolf Vogel (Hg.), Immenstadt im Allgäu. Landschaft, Geschichte, Gesellschaft, Wirtschaft, kulturelles und religiöses Leben im Lauf der Jahrhunderte, Immenstadt im Allgäu 1996

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Herstellerverkauf in Bau 5

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