Kurt Freiherr von Plettenberg

Kurt Freiherr von Plettenberg

Kurt Freiherr von Plettenberg (* 31. Januar 1891 in Bückeburg; † 10. März 1945 in Berlin) war ein deutscher Forstmann und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er gehörte zum engeren Kreis des 20. Juli 1944. Plettenberg war Hofkammerpräsident der Gesamtvermögensverwaltung des ehemaligen Fürstlichen Hauses Schaumburg-Lippe und ab 1941 Generalbevollmächtigter des vormaligen Preußischen Königshauses[1].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kurt Freiherr von Plettenberg, der dem westfälischen Uradelsgeschlecht Plettenberg entstammte, studierte Jura und Forstwissenschaften an den Universitäten Kiel, Lausanne, Hannoversch Münden, Berlin, München und Eberswalde. In Lausanne schloss er sich der Studentenverbindung Germania Lausanne an. Es folgte eine forstliche Lehrzeit und eine Dienstzeit bei den mecklenburgischen Dragonern im Regiment Nr. 18 in Parchim. Von 1912 bis 1914 schloss von Plettenberg seine Studienzeit mit dem Besuch der Forstakademie Hann. Münden ab. Bereits 1912 hatte er sich für das Reitende Feldjägerkorps entschieden und kämpfte im Ersten Weltkrieg ab 1914 als Leutnant der Reserve im 2. Garde-Ulanen-Regiment, ab 1917 als Maschinengewehroffizier der Maschinengewehrkompanie des Infanterieregiments Nr. 408 und seit 1918 als MG-Offizier beim Stabe des 1. Garde-Regiments zu Fuß. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse, das Eiserne Kreuz I. Klasse, das Ritterkreuz des Sächsischen Albrechtsordens mit Schwertern und die Schaumburg-Lippische Militärverdienstmedaille.

Nach der Großen Forstlichen Staatsprüfung Forstassessor geworden, war er zunächst Leiter des Holzhandelsdezernats der Regierung in Stralsund und ging schließlich nach Ostpreußen. Dort war er als Verwalter der Gräflich Dönhoffschen Forsten in Friedrichstein bei Königsberg tätig, bis er Nachfolger des Grafen Albrecht-Friedrich von der Schulenburg-Lieberose in der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg wurde. 1934 zum Haushaltsreferent der Preußischen Landesforstverwaltung bestellt, holte ihn Generalforstmeister Walter von Keudell im gleichen Jahr ins Reichsforstamt, wo Kurt von Plettenberg am 2. Oktober 1934 zum Landforstmeister und später zum Oberlandforstmeister ernannt wurde. Als von Keudell 1937 als Leiter des Reichsforstamtes abgelöst wurde, soll Reichsforstmeister Hermann Göring versucht haben, von Plettenberg als dessen Nachfolger zu gewinnen. Jedoch schied auch dieser auf eigenen Wunsch zusammen mit von Keudell aus, weil seine politischen Ansichten denen des Nationalsozialismus widersprachen und er die Ziele des NS-Regimes kannte. Freiherr von Plettenberg kehrte daraufhin in seinen Geburtsort Bückeburg zurück und wurde zum 1. November 1937 neuer Hofkammerpräsident der Gesamtvermögensverwaltung des ehemaligen Fürstlichen Hauses Schaumburg-Lippe.

1939 wurde von Plettenberg von der Wehrmacht eingezogen und Bataillonsführer und Kommandeur eines Tochterregiments des Infanterieregiments 9. Zum Ende des Jahres 1941 wurde er Generalbevollmächtigter des vormaligen Preußischen Königshauses, das ihm die Rettung der preußischen Königskrone sowie von 15 Tabatièren Friedrichs des Großen verdankt, weil er sie geschützt vor Plünderung und Zerstörung unter der Kellertreppe der Kirche von Kleinenbremen bei Bückeburg einmauern ließ.

Schon 1942 bildete sich um von Plettenberg ein Oppositionszirkel und forstliches Widerstandszentrum. Mit Rücksicht auf das Haus Hohenzollern blieb er allerdings im Hintergrund. Als enges Mitglied des Kreises des Widerstandes vom 20. Juli 1944 − er gehörte zum engeren Freundeskreis von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig August Theodor Beck, Ulrich von Hassell, Johannes Popitz, Carl-Hans Graf von Hardenberg und Fabian von Schlabrendorff – war Kurt von Plettenberg an den Vorbereitungen für den Staatsstreich beteiligt und offenbar als künftiger neuer Generalforstmeister vorgesehen. Nach dem Misslingen des Attentats auf Adolf Hitler wurde von Plettenberg Anfang März 1945 verhaftet und in das Berliner Hausgefängnis der Gestapo in die Prinz-Albrecht-Straße 8 gebracht. Dort stürzte er sich am 10. März 1945 auf dem Weg zum Verhör aus dem Fenster in den Tod, um die bis dahin noch lebenden anderen Beteiligten des Attentates vom 20. Juli 1944 nicht unter Folter preisgeben zu müssen. Er hinterließ seine Frau Arianne, geborene Freiin von Maltzahn, zwei Töchter und einen Sohn (Karl-Wilhelm).

Zur Erinnerung an den Angehörigen des Widerstandskreises ist in Potsdam die Kurt-von-Plettenberg-Straße nach ihm benannt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kurzbiographie der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Literatur

  • Axel Freiherr von dem Bussche-Streithorst: Zur Erinnerung an Kurt Plettenberg, MS, 1985
  • Irmgard von der Lühe: Lebenswege im Widerstand, Hamburg 1993
  • Hubert Hugo Hilf: Dem Gedächtnis an Kurt Freiherr von Plettenberg (1891-1945). In: Forstarchiv. 30. Jahrgang, Heft 7/1959, S. 133-134
  • August Winnig: Aus zwanzig Jahren. Dem Gedächtnis der Freunde Max Habermann, Ulrich von Oertzen, Kurt Freiherr von Plettenberg, Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Wittig, Hamburg 1948
  • Andreas Gautschi: Der Reichsjägermeister. Fakten und Legenden um Hermann Göring (3. Auflage). Nimrod, Hanstedt 2000, ISBN 3-927848-20-4 (enthält auch biografische Details über von Plettenberg, hier besonders S. 65)
  • Heinrich Rubner: Deutsche Forstgeschichte 1933 – 1945. Forstwirtschaft, Jagd und Umwelt im NS-Staat. 2., erweiterte Auflage. Scripta-Mercaturae-Verlag, St. Katharinen 1997, ISBN 3-89590-032-X (hier besonders S. 293)
  • Hans-Jürgen Wegener: Freiherr von Plettenberg - Ein Vorbild, in: Forst und Holz, 49. Jahrgang, Heft 13/1994, S. 363, ISSN 0932-9315

Weblinks


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