Lauterbach (Erzgebirge)

Lauterbach (Erzgebirge)
Lauterbach
Koordinaten: 50° 41′ N, 13° 11′ O50.67795833333313.176980555556Koordinaten: 50° 40′ 41″ N, 13° 10′ 37″ O
Eingemeindung: 1. Jan. 1998
Postleitzahl: 09496
Vorwahl: 03735

Lauterbach ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Marienberg im Erzgebirgskreis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lauterbach liegt etwa 3 Kilometer nord-nordöstlich von Marienberg im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich über etwa 3 Kilometer entlang des nach Osten zur Schwarzen Pockau fließenden Lauterbachs. Nördlich des Ortes erstreckt sich das ausgedehnte Waldrevier Bornwald/Heinzewald. Etwa 1 Kilometer nordwestlich des Ortszentrums liegt der 683 m ü. NN hohe Lauterbacher Knochen.
Durch den Ort verlaufen die Staatsstraße 225 Marienberg–Kalkwerk sowie die K 8131, die Anschluss an Lauta im Westen und Niederlauterstein im Osten gewährleistet.

Nachbarorte

Obervorwerk Kalkwerk
Hilmersdorf Nachbargemeinden
Lauta Hüttengrund Niederlauterstein

Geschichte

Die erste belegte Ortsnamenform des Waldhufendorfs datiert von 1434 als Luterbach[1].

Über Jahrhunderte dominierte die Landwirtschaft den Ort, aber auch einige Bergbauversuche wurden auf Lauterbacher Flur unternommen. Letztendlich blieben diese Unternehmungen jedoch bedeutungslos. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden im Niederdorf 4 Stolln aufgeschlossen, über welche auch Aufzeichnungen im Bergarchiv Freiberg existieren, jedoch blieben nennenswerte Funde aus. Mit Unterstützung der Bergsicherung wurde in jüngster Vergangenheit der Willige Bergmann Stolln von Bergbaufreunden wieder freigelegt und das Mundloch gemauert.[2]

1617 ist erstmals eine Knabenschule nachweisbar, eine Mädchenschule wurde 1838 errichtet. 1885 wurde eine neue Zentralschule eingeweiht.
Im Jahre 1863 wurde eine vierrädrige, pferdegezogene „Feuerspritze neuester Konstruktion“ erworben; die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr erfolgte dagegen erst 1894.
Bereits 1889 wurde Lauterbach ans Telefonnetz angeschlossen, 1912 erfolgte der Anschluss ans Elektrizitätsnetz und 1929 wurde im Nieder- und Mitteldorf eine Hochdruckwasserleitung in Betrieb genommen.
Einem Luftabgriff in der Nacht vom 14. auf den 15. Februar 1945 fiel eine Frau zum Opfer, mehrere Gebäude wurden zerstört.

Im Rahmen der Flankenerkundung der Marienberger Erzlagerstätte durch die SAG Wismut wurde 1950/51 auf einer Anhöhe östlich von Lauterbach ein Schacht insgesamt 30 Meter geteuft und in dieser Tiefe ungefähr 200 Meter Strecke zur geologischen Erkundung aufgefahren – ein Abbau erfolgte nicht.[2]

Zum 1. Januar 1998 wurde Lauterbach nach Marienberg eingemeindet.[3]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [1]
1552 50 besessene Mann, 64 Inwohner
1764 54 besessene Mann, 3 Gärtner, 35 Häusler, 34¼ Hufen
1834 1165
1871 1436
Jahr Einwohnerzahl
1890 1552
1910 1553
1925 1476
1939 1575
Jahr Einwohnerzahl
1946 1649
1950 1820
1964 1645
1990 1341

Wehr- und Heilandskirche Lauterbach

Wehrkirche Lauterbach
Heilandskirche Lauterbach

Der erste Kirchenbau wurde Mitte des 14. Jahrhunderts in der Dorfmitte auf der Pfarrhufe errichtet. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts bestand dieser Bau aus einem schlichten Rechtecksaal, der um 1465 mit einem Wehrgeschoss versehen wurde. Dadurch wurde die Kirche zur Wehrkirche um den Dorfbewohnern gleichzeitig Schutz und einen Zufluchtsort zu bieten. Im Jahre 1515 wurde ein polygonaler Chor angefügt, welcher ebenfalls ein Wehrgeschoss erhielt.
Da die Kirche für die zur Parochie Lauterbach gehörenden Orte Niederlauterstein, Rittersberg und Lauta zu klein war, begann man ab 1831 Spenden für einen Neubau zu sammeln.
1905 beschloss der Kirchenvorstand den Abbruch der inzwischen zu klein gewordenen und baufälligen Wehrkirche, um an derselben Stelle einen Neubau zu errichten. Nach landesweiten Protesten – darunter auch der mit dem geplanten Kirchenneubau betraute Kirchenbaumeister Woldemar Kandler – wurde der Bau nicht endgültig abgebrochen, sondern auf dem Friedhof wiedererrichtet. Die Planungen hierzu lieferte Kandler, die Ausführung übernahm Zimmerermeister Groß aus Rittersberg. Der Abbruch und sich anschließende Wiederaufbau auf dem etwa 400 Meter entfernten Friedhof begann im Juni 1906. Bereits im August 1906 stand der Rohbau, im März 1907 wurde die Kirche fertiggestellt und geweiht.[4][5]

Nachdem die Wehrkirche abgetragen und der Platz freigeworden war, wurde 1906 mit dem Bau einer neuen, größeren Kirche im Stile der Neugotik begonnen. Die Pläne hierzu stammen vom Architekt und Kirchenbaumeister Kandler, ausgeführt wurden sie von Architekt Arnold aus Zöblitz. Die Ausmalung des Innenraumes übernahm Dekorationsmaler Hans Müller aus Marienberg, der Entwurf stammt von Richard Schulz aus Leipzig.[6]

Persönlichkeiten

Trivia

Lauterbach ist Sitz des seit 1899 bestehenden Familienbetriebes F. Ullmann, welcher neben dem bekannten Magenbitter Lauterbacher Tropfen weitere 22 Spirituosen nach eigenen, traditionellen Rezepten herstellt und abfüllt.

Literatur

  • Lauterbach. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band, Zwickau 1818, S. 427 f.
  • Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis (Hrsg.): Zur Geschichte der Städte und Gemeinden im Mittleren Erzgebirgskreis, Eine Zeittafel (Teile 1-3)
  • Lothar Riedel: Das Lauterbacher Gebirge – Bergbauversuche abseits einer großen Erzlagerstätte. In: Erzgebirgische Heimatblätter 3/2010, S. 15-18, ISSN 0232-6078
  • Richard Steche: Lauterbach. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 5. Heft: Amtshauptmannschaft Marienberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 10.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b vgl. Lauterbach im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. a b vgl. Erzgebirgische Heimatblätter 3/2010, S. 15-18
  3. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1998 bis 31. Dezember 1998 auf der Internetpräsenz des Statistisches Landesamt des Freistaats Sachsen, S. 1, abgerufen am 28. November 2010
  4. Wissenswertes zur Wehrkirche Lauterbach, abgerufen am 18. November 2010
  5. Peter Rochhaus: Zum Wirken des Baumeisters Woldemar Kandler im Erzgebirge. In: Erzgebirgische Heimatblätter 3/2010, S. 3
  6. Informationen zur Heilandskirche Lauterbach, abgerufen am 18. November 2010

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