Lemnius

Lemnius

Simon Lemnius, auch: Margadant, Mercatorius, Pisaeus, Lemm, Lemchen; (* um 1511 in Guat in Val Müstair; † 24. November 1550 in Chur) war ein Schweizer Humanist und neulateinischer Dichter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Kind einfacher Eltern war er bereits früh verweist. Er erhielt im Umfeld des damaligen Bischofs von Chur, Paul Ziegler frühzeitige Unterstützung. Im Anschluss begab er sich auf Wanderschaft, die ihn nach Zürich, Basel, Vienne, Augsburg und München führte. Danach nahm er 1533 ein Studium an der Universität Ingolstadt auf und wechselte 1534 an die Universität Wittenberg. Dort wurde er von Philipp Melanchthon gefördert und erlangte 1535 den akademischen Grad eines Magisters. Im Kontakt mit Georg Sabinus strebte der junge Epigrammatiker scheinbar eine Professur an der Wittenberger Hochschule an.

Da er 1538 seinen ersten veröffentlichten Gedichtband Albrecht von Brandenburg gewidmet hatte, wurde er jedoch von der Hochschule auf das Betreiben von Martin Luthers ausgeschlossen. Er kehrte zurück in die Schweiz und übernahm 1539 in Chur die Stelle eines Lateinlehrers der Nikolaischule. Von dort aus verfasste er mehrere polemische Schriften gegen Luther, in denen er den Lebenswandel von Luther, von Justus Jonas der Ältere und von Georg Spalatin, sowie deren Ehefrauen angriff. In Chur wiederum wurde er nach der Veröffentlichung seiner Gedichtsammlung „Amores libri“ 1542 wegen seines freien Lebenswandels entlassen. Er ging nach Italien, erhielt dort 1543 die Dichterkrone in Bologna und wurde in die Academia Ermatena aufgenommen. 1544 kehrte er wieder in seine Tätigkeit nach Chur zurück, wo er an der Pest verstarb.

Lemnius Werkschaffen umfasst verschiedenste Formen neulateinischen Dichtung. Neben der Übersetzung einer griechischen Weltgeographie und der Odyssee, sowie einer Kurzfassung der Ilias, stehen Hirtengedichte, die Rhaeteis über den Schweizerkrieg von 1499 und erotische Gedichte. Seinen Platz in der Literaturgeschichte verlor er durch die kontroverse Auseinandersetzung mit Martin Luther der ihn als „Schand-Poetaster“ bezeichnete. Erst der junge Gotthold Ephraim Lessing versuchte, ihm wieder einen Platz in der Literaturgeschichte einzuräumen.

Werkauswahl

  • Dionysius Lubicus poeta, de situ habitabilis orbis. Venedig 1543
  • Odyssee, Basel 1549
  • Ilias, Basel 1539
  • Epigramtnata libri dito, Wittenberg 1538
  • Amorum libri IV. Basel 1542 Neuausg. von Lothar Mundt. Bern unter anderem 1988
  • Monachopornomachia, Ohne Jahr und Ort

Literatur

  • Ferdinand Vetter: Lemnius, Simon. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 236–239.
  • Peter Ukena: Lemnius, Simon. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 191.
  • Herbert Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der frühen Neuzeit, 2004 ISBN 3-11-016069-2
  • Hans-Jürgen Bachorski: Lemnius, Lemm, Lemchen, Simon. In: Walther Killy (Hg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Gütersloh, München: Bertelsmann-Lexikon-Verl., 1988-1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7), Bd. 7, S. 219-220

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