NATO-Rampe

NATO-Rampe
Beschilderung einer Ersatzübergangsstelle

Eine Ersatzübergangsstelle ist eine zur militärischen Verwendung errichtete, zum Wasser hin abfallende größere gepflasterte oder betonierte Fläche auf einer Seite eines Flusses, meist mit einer entsprechenden Rampe auf der gegenüberliegenden Seite. Eine solche Rampe führt oft sehr weit unter die Wasserlinie. Vor allem während des Kalten Krieges wurden in Westdeutschland Ersatzübergangsstellen geschaffen.

Volkstümliche wird eine solche Ersatzübergangsstelle NATO-Rampe genannt. Unter derselben Bezeichnung ist im Landserjargon in einigen Bereichen (vorwiegend bei gepanzerten Truppenteilen) auch eine Eisenbahnverladerampe geläufig; in beiden Bedeutungen wird auch die Bezeichnung „Panzerrampe“ verwendet. Besonders an der Mosel hört man auch die Bezeichnung „Feuerwehrrampe“.

Inhaltsverzeichnis

Militärische Nutzung

Im Ernstfall sollten NATO-Rampen den Transport von Panzern und anderen militärischen Fahrzeugen mithilfe von Amphibienfahrzeugen, Landungstransportern und Behelfsbrücken über den Rhein und andere westdeutsche Flüsse sicherstellen.

Zivile Nutzung

  • Es gab und gibt immer wieder spektakuläre Schwerlasttransporte, welche – da sie den Weg über Brücken nicht nutzen können – über Natorampen als Ersatzübergangsstellen geleitet werden. Beispielsweise wurde so Ende März 2002 in mehreren Etappen ein in fünf Teile zerlegter Boeing-Jumbo vom Baden-Airpark in Rheinmünster-Söllingen auf dem Weg in das 100 km entfernte Technik-Museum in Speyer über die Söllinger NATO-Rampe zur Pontonverladung transportiert.
  • Seit der Beseitigung von Absperrketten bieten die sogenannten NATO-Rampen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für die Bevölkerung. Vorrangig werden sie im Wassersport als Slipanlagen zum bequemen Zuwasserlassen von Falt- und Schlauchbooten und zum Trailern von Motorbooten genutzt sowie für Starten und Landen von Jet-Skis (Wassermotorrädern). Auch Angler haben an den Rampen gern ihren Sitz, und gelegentlich sind dort musikalische Freizeitgestaltungen und Feuerspiele (besonders Poi) zu erleben.
  • Vor allem in den Sommermonaten führt allerdings das zunehmende Camping an den NATO-Rampen oft zu Problemen. Beispielsweise beklagen Naturschutzbund und Gemeindeverwaltung von Rheinmünster (Oberrhein) für die dortige NATO-Rampe Söllingen trotz bestehender Verbote nicht nur das wilde Campen mit Übernachten, das einhergeht mit Ansammlungen von Wohnmobilen, Lärmbelästigung, Lagerfeuern und deren Resten, sondern auch übermäßige Fütterung von Wasservögeln, Müllablagerungen und mangelnde Hygiene angesichts fehlender Toiletten und eine Zunahme der Rattenplage mit der Folge der Beschädigung der Uferanlagen.

Orte mit Ersatzübergangsstelle

Es gibt mehrere, gern zum Wassersport genutzte NATO-Rampen in der Bundesrepublik Deutschland an verschiedenen größeren Flüssen, z. B.:

Besonderheit: Die Ersatzübergangsstelle bei Wyhl im Breisgau als Versammlungsort und Gedenkstätte

Besondere Bekanntheit als Versammlungsort erlangte die NATO-Rampe in der Rheinaue bei Wyhl durch den langjährigen Widerstand der Bevölkerung gegen den beabsichtigten Bau des Kernkraftwerks Wyhl (KWS) in unmittelbarer Nähe, wo der vorgesehene teils schon abgeholzte Bauplatz am 18. Februar 1975 besetzt wurde. Das dort später (am 20. Februar 2000) errichtete Denkmal, ein mannshoher Brocken aus dem Vulkangestein des benachbarten Kaiserstuhls, erinnert an diese Ereignisse mit dem kurzen eingravierten Satz ¸¸Nai hämm'r gsait (Nein haben wir gesagt).

Der Platz bei diesem Denkmal – wie auch bei Bedarf häufig das Gelände der NATO-Rampe selbst – wurde immer wieder von den Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen für Veranstaltungen, Kundgebungen und Gedenken genutzt. Beispiele:

  • Am 21. Februar 1975 fand die erste Kundgebung auf der NATO-Rampe statt.
  • Am 23. Februar 1975 kam es nach einer Kundgebung mit über 25.000 Teilnehmern zu einer zweiten Bauplatzbesetzung.
  • Ende Oktober 1975 kam es nach Ablauf des in Offenburg vereinbarten Baustopps auf der Nato-Rampe zu einer Demonstration mit ca. 5000 Personen.
  • Am Palmsonntag 1982 (4. April) erste spontane Kundgebungen nach Bekanntgabe des VGH-Urteils über die Baufreigabe.
  • Im Spätherbst 1982 fand eine Kundgebung mit über 30.000 AKW-Gegnern statt, nachdem der Verwaltungsgerichtshof den Bau wieder für rechtens erklärt hatte.
  • Am 20. Februar 2004 wurde zum 25. Jahrestag der Platzbesetzung der AKW-Wyhl-Gedenkstein enthüllt.
  • Am 13. November 2004 fand im Gedenken an den jungen französischen Atomkraftgegner Sébastien Briat, der am 7. November 2004 von dem Castortransportzug La Hague/ Gorleben im lothringischen Lunéville überrollt worden war, eine Trauerkundgebung statt.
  • Am 27. Februar 2005, 14:00 Uhr, wurde am Gedenkstein an der Nato-Rampe im Gedenken an die Platzbesetzung 30 Jahre zuvor ein Familiengottesdienst anberaumt, der wegen großer Kälte in die katholische Kirche in Wyhl verlegt wurde.
  • Am 25. April 2006 starteten von hier aus – im Gedenken an die Tschernobyl-Katastrophe 20 Jahre zuvor – Bürgerinitiativler auf einen „Kreuz- und Mahnweg“, der sie in diesem Jahr halbwegs in Richtung des französischen Kernkraftwerks Fessenheim führte, wobei die zweite Hälfte im April 2007 bewältigt wurde.

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